news

Haas: "Foda würde dort einmal aufräumen"

Haas:

Eine wahre Flut an Verletzungen, die ungewisse (Teamchef-)Zukunft von Trainer Franco Foda, wechselhafte Leistungen auf dem Platz:

Meister Sturm hat schon leichtere Phasen durchlebt. Die Leichtigkeit des Meister-Seins ist in den letzten Wochen ein wenig abhanden gekommen.

Nach nur zwei Siegen in acht Bundesliga-Runden ist das Gastspiel bei der Austria am Samstag ein richtungsweisendes. Während die Grazer der Arena am Verteilerkreis für gewöhnlich gerne einen Besuch abstatten, erschweren die gravierenden Personalsorgen den Trip diesmal erheblich.

Aufgrund der vielen Ausfällen sind die Dienste des seit dieser Woche 37-jährigen Mario Haas wohl gefragter denn je. Im LAOLA1-Talk bezieht er zur aktuellen Lage des SK Sturm Stellung.

LAOLA1: Wien-Favoriten ist normal kein schlechter Boden für Sturm. Was erwartest du diesmal aufgrund der nicht gerade einfachen Begleitumstände von der Partie bei der Austria?

Mario Haas: Wir haben dort in letzter Zeit immer sehr gut gespielt, es waren immer offene Partien. Es wird aber nicht einfach, da die Austria eine sehr gute Mannschaft ist – sie haben wenige Verletzte, wir sehr viele. Trotzdem werden wir alles versuchen, dass wir dort drei Punkte holen.

LAOLA1: Das Verletzungs-Thema ist momentan ein bestimmendes. Sturm hat einen guten Kader, aber zurzeit ist der Substanzverlust schon enorm, oder?

Haas: Aktuell ist es schon ein Wahnsinn. Es sind vor allem keine kurzfristigen Verletzungen. Das tut der Mannschaft schon weh. Aber es hilft eh nichts: Nun müssen eben andere einspringen, darum haben wir einen so großen Kader. Das ist kein Problem, wir schaffen das auch so.

LAOLA1: Was ist die beste Position von Klem, und wie gefällt er dir im zentralen Mittelfeld?

Haas: Außenspieler ist eher seine Position. In der Mitte ist es ein bisschen enger, da muss er mehr das Spiel machen, und er ist nicht so der Spielmacher. Ich glaube, dass er sich auf der Seite leichter tut.

LAOLA1: Die laufende Saison Sturms ist nicht so einfach zu bewerten. Es gab einige gute Phasen, zuletzt waren wieder einige Rückschläge dabei. Wie schätzt du die Situation ein?

Haas: Es ist ein bisschen durchwachsen. Wie du gesagt hast: Es sind Partien dabei, wo man sieht, was wir wirklich können. Dann sind wieder Partien dabei, wo du nicht glauben kannst, warum wir so spielen. Aber im Endeffekt zeigen wir auch in diesen Spielen, was wir können: Zum Beispiel waren wir bei der Admira in der zweiten Halbzeit klar besser und hätten eigentlich den Ausgleich schießen müssen – das ist uns nur durch eine falsche Schiedsrichterentscheidung nicht gelungen. Wir haben leider oft eine Halbzeit, die wir verschlafen, aber trotzdem können wir immer zulegen, und das ist das Positive bei uns. Das gewisse Glück haben wir aber momentan nicht. Wenn die Mannschaft einen Lauf hat, geht bei Torchancen wie meinen gegen den FC Wacker einer der beiden Bälle rein. Dann steht es 2:1, wir gewinnen die Partie und es ist eine Ruhe. Am Ende der Meistersaison haben wir das Glück gehabt, in den letzten Minuten wichtige Tore zu machen. Derweil ist es nicht so, aber das Glück kommt wieder zurück, das muss man sich erarbeiten.

LAOLA1: Nach dem Admira-Spiel hat Franco Foda moniert, dass er es traurig findet, die Mannschaft immer wieder in der Pause aufwecken zu müssen. Hast du das Gefühl, dass alle so fokussiert sind wie in der Meistersaison, oder hat sich unterbewusst ein bisschen der Schlendrian eingeschlichen?

Haas: Das Gefühl habe ich überhaupt nicht! Jeder will etwas erreichen, jeder will vorne mitspielen – es ist ja auch schön, immer im Gespräch zu sein, wenn man vorne dabei ist. Ich glaube nicht, dass einer nicht 100 Prozent gibt. Wirklich: Wenn man uns im Training zuschaut, glaubst du nicht, dass wir wirklich so kicken können. Das Problem ist, dass wir das, was wir im Training zeigen, aktuell nicht im Spiel umsetzen können. Wir wissen aber nicht, warum.

LAOLA1: Hast du in deiner Karriere schon einmal erlebt, dass so viele Spieler gleichzeitig ausfallen?

Haas: Das kommt ganz selten vor. Eine schwierige Zeit, über die man aber drüber kommt. Wir müssen diese Spieler ersetzen, und das funktioniert auch. Wir haben zuletzt mit vielen Jungen gespielt. Die müssen Gas geben und können jetzt zeigen, was sie können. Und wir arrivierten Spieler müssen ebenfalls helfen.

LAOLA1: Du sprichst die jüngeren Spieler an. Verletzte Stammkräfte bedeuten im Umkehrschluss Chancen für andere Akteure. Merkt man, dass der eine oder andere Blut leckt?

Haas: Du musst sowieso immer bereit sein – egal, ob viele verletzt sind oder nicht -, denn es kann immer sein, dass du von Anfang an spielst. Aber sicher sind ein, zwei Spieler dabei, die Blut geleckt haben und jetzt alles versuchen, dass sie von Anfang an spielen. Der Trainer sieht ohnehin im Training, ob einer bereit ist, und dann wird er ihn einsetzen.

LAOLA1: Nehmen wir mit Marvin Weinberger und Christian Klem zwei Junge her, die bislang weniger gespielt haben. Was traust du den beiden zu? Sind sie schon so weit, dass sie eine Stammkraft sein können?

Haas: Marvin war zwischendurch länger verletzt. Er ist ein junger, aufstrebender Stürmer, der schon gezeigt hat, dass er Fußballspielen und in der Bundesliga Tore machen kann. Im Frühjahr hat er beim 2:2 auswärts bei der Austria ein wunderschönes Tor erzielt. Er hat eine gute Form und seine Qualitäten, er muss sie nur öfters umsetzen. Bei Klem wissen wir sowieso, dass er ein sehr guter Linksfuß ist. Wenn er auf seiner Position spielt, ist er sicher eine große Hilfe.

LAOLA1: Ist letzte Saison vieles automatisch gegangen, was man sich heuer hart erarbeiten muss?

Haas: Irgendein kleiner Wurm ist drinnen, aber es ist nicht so, dass wir komplett von der Rolle sind. Da gibt es andere Mannschaften, die ärger betroffen sind.

LAOLA1: Kannst du das Gesicht von Franco Foda bezüglich der Teamchef-Diskussion überhaupt noch in der Zeitung sehen?

Haas (lacht): Er hat selbst gesagt, er mag sein eigenes Gesicht schon nicht mehr sehen in der Früh, nachdem er aufsteht… Für ihn ist es gut, dass er immer im Gespräch ist. Er ist ja wirklich in jeder Zeitung. Wir werden sehen, wie er sich entscheidet. Für Sturm Graz wäre es sicher ein Verlust. Die Mannschaft kümmert das aber nicht, wir reden gar nicht darüber. Wenn er es wird, dann wird er’s. Er hat es sich im Endeffekt ja verdient. Er hat mit Sturm viel erreicht, und ich glaube, dass er auch gut fürs Nationalteam wäre. Sagen wir einmal so: Er würde dort einmal ein bisschen aufräumen.

LAOLA1: Inwiefern?

Haas: Ich glaube, die Burschen wären begeistert, was er herauszaubern kann, denn er ist ein guter Taktiker. Er kann die Mannschaft sehr gut auf den Gegner einstellen, die Qualität hat er.

LAOLA1: Und für Sturm wäre es nicht das Schlechteste, wenn das Thema möglichst schnell entschieden wäre…

Haas: Sicher, dann wäre Ruhe. Irgendwann muss einmal eine Entscheidung her. Das hat eh der Trainer auch schon gesagt…

Das Gespräch führte Peter Altmann