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"Über kurz oder lang werde ich mich durchsetzen"

Alexander Grünwald zählt bei der Wiener Austria nicht unbedingt zu den Gewinnern der „Ära Vastic“.

Der Kärntner brachte es im Frühjahr gerade einmal auf zwei Einsätze. Lediglich gegen Kapfenberg und Sturm Graz kam der 22-Jährige zum Zug.

Der Auftritt gegen den Meister am vergangenen Wochenende macht ihm aber Mut für die Zukunft – auch, weil er dabei als hängende Spitze eingesetzt wurde.

Im LAOLA1-Interview spricht Grünwald über seine Reservistenrolle, die „Causa Linz“ und den möglicherweise richtungsweisenden Showdown mit RB Salzburg.

LAOLA1: Alex, gegen Sturm hast du endlich wieder über die volle Distanz spielen dürfen. Ein schönes Gefühl?

Alexander Grünwald: Es war toll, wieder einmal am Platz und in der Startformation zu stehen. Ich habe mich nie hängen lassen, habe immer Vollgas gegeben und mich darauf vorbereitet, dass ich voll da bin, wenn ich gebraucht werde.

LAOLA1: Das Frühjahr ist für dich bisher nicht nach Wunsch verlaufen. Neben dem Sturm-Spiel warst du nur gegen Kapfenberg im Einsatz. Gab es dafür Gründe?

Grünwald: Der Trainer hat mich eben nicht aufgestellt, aber für meine gute Trainingsleistung mit dem Sturm-Spiel belohnt. Warum es davor nicht gereicht hat, weiß ich nicht. Ich war eigentlich fit, nur vor der Neustadt-Partie war ich zwei Tage verletzt.

LAOLA1: Bei euch gibt es gerade im Mittelfeld ein Überangebot an Spielern. Hast du schon jemals einen derartigen Kampf ums Leiberl miterlebt.

Grünwald: Ja, als ich als junger Bursche zu Wiener Neustadt gegangen bin. Dort waren auf meiner Position etliche Akteure, die auch im Nationalteam gespielt haben. Ich habe damals im ersten Jahr auch nicht viel gespielt. Im Endeffekt konnte ich mich aber durchsetzen. Ich glaube an mich, weiß, was ich kann. Ich versuche jeden Tag mein Bestes zu geben. Über kurz oder lang werde ich mich durchsetzen. Außerdem habe ich im Herbst schon oft genug bewiesen, was in mir steckt.

LAOLA1: Apropos Herbst. Unter Karl Daxbacher hast du regelmäßig Einsatzminuten gesammelt – unter Ivica Vastic noch nicht. Wie bist du mit dieser Situation umgegangen? Hinterfragt man sich?

Grünwald: Natürlich fängt man ein bisschen zu überlegen an. Jeder Fußballer, der tagtäglich trainiert, will am Wochenende auch spielen. In einer Fußball-Karriere geht es jedoch nicht nur bergauf.

LAOLA1: Du bist gegen die Grazer als hängende Spitze aufgetreten. Fühlst du dich auf dieser Position am wohlsten?

Grünwald: Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich ein sehr offensiver Spieler bin. Hinter den Spitzen bin ich näher am Tor dran, kann meine Torgefährlichkeit besser ausspielen. In den letzten Jahren bin ich aber im zentralen Mittelfeld zum Zug gekommen. Im Endeffekt ist es mir egal, wo mich der Trainer aufstellt – Hauptsache ich spiele und kann dem Team helfen.

LAOLA1: Hast du deine neue Austria-Rolle auch Co-Trainer Manfred Schmid zu verdanken? Er kennt dich ja schon sehr lange?

Grünwald: Das kann ich nicht sagen. Trainer Vastic hat mir lediglich mitgeteilt, dass ich dort spiele. Manfred Schmid kennt mich jedenfalls wirklich schon sehr lange. Er hat mich bereits bei den Austria-Amateuren forciert und weiß über meine Stärken und Schwächen wahrscheinlich von allen am besten Bescheid.

LAOLA1: Neben dir durfte auch Roland Linz wieder ran. Wie geht die Mannschaft mit der „Causa Linz“ um?

Grünwald: Wir als Mannschaft haben damit überhaupt kein Problem. Bei uns wird jeder gleich akzeptiert, wie ziehen gemeinsam an einem Strang. Es wird sehr viel von außen reininterpretiert – vielleicht auch deswegen, weil Roli in seiner Karriere schon sehr viel erreicht hat.

LAOLA1: Zuletzt gab es zahlreiche negativen Stimmen über die Austria-Spielweise. Was entgegnest du den Kritikern?

Grünwald: Viele Leute sind durch die letzten Jahre verwöhnt. Man darf aber nicht vergessen, dass einige wichtige Spieler fort sind und es einfach Zeit braucht, bis wir uns wieder finden. Gegen Sturm hat man gesehen, dass wir nach wie vor sehr gut nach vorne spielen können. Die Grazer waren sehr gut organisiert – wir hatten dennoch fünf, sechs gute Möglichkeiten. Es steckt wirklich sehr viel Potenzial in uns.

LAOLA1: Kannst du also auch den Unmut der Fans verstehen?

Grünwald: Ich will gar nicht zu viel sagen, da ich bis jetzt nicht oft gespielt habe. Die Fans erwarten sich bei der Austria immer sehr viel. Wenn es dann nicht läuft, ist es klar, dass Unmut entsteht. Gegen Sturm war die Unterstützung jedenfalls spitze. Der Funke ist übergesprungen. Jeder war zu 100 Prozent bei der Sache, hat Leidenschaft gezeigt und auch spielerisch überzeugt. So sollte der Idealfall aussehen.

LAOLA1: Ist dieser Stimmungs-Wechsel zwischen „Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt“ typisch für das Fußball-Geschäft?

Grünwald: Ich glaube schon und man merkt es auch. Wenn es nicht gut läuft, wird alles sofort hart kritisiert. Und wenn es rennt, wird man gleich in den Himmel gelobt. Ich habe trotz meiner 22 Jahre schon einiges miterlebt. Das gehört zum Geschäft.

LAOLA1: Am Sonntag folgt der Schlager gegen Salzburg. Du hast gute Erinnerungen an das letzte Heimspiel, oder?

Grünwald: Das Spiel und mein Tor zum 3:2 in der Nachspielzeit war sicher das Highlight seitdem ich wieder in Favoriten bin. Das war ein ganz emotionaler Moment. Die Fans waren ein Wahnsinn. Ich erinnere mich gerne zurück.

LAOLA1: Ist es das Spiel der letzten Chance, wenn man noch im Titelkampf mitmischen will?

Grünwald: Salzburg liegt fünf Punkte vor uns, wenn wir verlieren, wird es sehr schwierig. Doch an eine Niederlage denken wir gar nicht. Wir haben Salzburg daheim schon oft genug geschlagen und wollen das auch am Sonntag tun. Die nächsten drei Partien gegen Salzburg, Ried und Rapid werden richtungsweisend sein, wohin die Reise heuer noch geht.

Das Gespräch führte Martin Wechtl