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"Es werden einem viele Steine in den Weg gelegt"

Ein Aufstieg in die Bundesliga bringt viele Baustellen mit sich.

Vor allem dann, wenn ein Klub noch nie zuvor im Oberhaus gespielt hat. Und vor allem, wenn ein Klub aus einer Marktgemeinde mit 7000 Einwohnern kommt. Herausforderungen gehören da dazu.

Diesen muss sich seit Wochen allen voran Christian Haas stellen. Der Manager des SV Grödig hat kaum einen Tag Verschnaufpause. Denn es gibt viel zu tun. Zum einen die tatsächlichen Baustellen.

Seit Montag wird in der Unterbergs-Arena gebaut. Zwei temporäre Tribünen werden aufgestellt, die mitunter den Rahmen für das Heimspiel am 20. Juli gegen Ried darstellen. Zum anderen geht es um die dringend benötigte neue Zufahrt. Bislang fuhr man entweder durch Grödig oder Anif zum Platz.

Die andere Baustelle ist eine sportliche und heißt Kader. Da gab es für den 35-Jährigen zuletzt einen herben Rückschlag. Denn Haas war sich mit Radovan Vujanovic am Samstag noch einig, ehe sich der LASK-Stürmer am Sonntag anders entschied, am Montag per SMS Grödig absagte und in Linz blieb.

„Ich bin menschlich enttäuscht“, gibt der Salzburger Manager offen zu. Doch nicht nur von ihm, auch von Anrainern. LAOLA1 bat Christian Haas zum Gespräch über seine aktuellen Baustellen.

LAOLA1: Warum hat sich die Verpflichtung von Radovan Vujanovic zerschlagen?

Christian Haas: Die Sache war am Montag um 10 Uhr am Vormittag erledigt. Er hat mir eine SMS geschickt, in der stand, dass er beim LASK bleibt und uns viel Glück wünscht. Ich bin menschlich und charakterlich sehr enttäuscht von diesem Spieler, weil er den Trainer und mich je zehn Mal angerufen hatte und sagte, er wolle unbedingt hierher. Er hat mir mitgeteilt, er komme am Montag, würde einen Vertrag unterschreiben und ab Dienstag mittrainieren. Dass sich ein Spieler anders entscheidet, das passiert im Fußball oft, aber charakterlich bin ich enttäuscht. Mittlerweile ist es mir lieber, denn so einen Spieler brauche ich in Grödig ohnehin nicht. So sieht das auch Adi Hütter.

LAOLA1: Was hat sich am Sonntag denn schlagartig geändert?

Haas: Als ich gehört habe, dass es anders aussieht, habe ich Kontakt aufgenommen. Er hat mir dann gesagt, er habe noch einmal mit der Familie gesprochen und so weiter. Die Sache ist erledigt, das akzeptiere ich. Er spielt lieber in der dritten Liga als in der ersten, ist so. Er wird schon einen Grund haben. Ich habe geglaubt, er kommt. Da lag ich falsch. Da hat man wieder etwas dazugelernt.

LAOLA1: Laut „Salzburger Nachrichten“ ist der Kameruner Patrick Alphonse Bengondo ein Thema.

Haas: Er ist ein Thema, aber das sind andere auch. Wir sind dran, natürlich haben wir auch andere Baustellen. Doch die Stürmersuche wird nun wieder intensiviert, das ist klar. Die Causa Vujanovic ist abgeschlossen und wir lassen uns sicher nicht von unserem Weg abbringen. Wir haben eine sehr gute Mannschaft, es wird ein Stürmer dazukommen. Wir werden sehen, wann der da ist.

LAOLA1: Apropos Baustellen: Wie geht es dem Stadion?

Haas: Wir kommen dem Ziel immer näher. Wir haben am Montag zu bauen begonnen, müssen wir auch, denn in drei Wochen geht es los. Wir haben unsere Lösungen vorgestellt und bis wir alle Genehmigungen haben, werden wir temporäre Tribünen aufstellen. Wie lange es dauern wird, dass wir unsere endgültigen Vorstellungen umsetzen können, ist noch offen. Das war aber auch in Wolfsberg nicht anders. Als Aufsteiger hat man zudem den Bonus, dass man die Bundesliga-Statuten erst mit den Lizenzunterlagen des kommenden Jahres erfüllen muss. Wir wollen einfach ein kleines, schönes Stadion. Erfreulich ist schon einmal, dass wir 600 Dauer- und VIP-Karten verkauft haben.

LAOLA1: Wie sieht es in der Causa Zufahrt aus?

Haas: Wir wollen eine mobile Kreisverkehr-Lösung, wo man direkt binnen einer Minute zum Stadion hin- und wegfährt. Da wird es diese Woche noch eine Entscheidung geben, wir wollen beim ersten Spiel diese haben. Es geht nur noch darum, wer zahlt (150.000 Euro, Anm. d.Red.). Die betroffenen Gemeinden Grödig und Anif sagen in jedem Fall, das ist eine super Lösung. Aber wir zahlen keine Straße. Ein Verein zahlt keine Straße. Da werden wir nicht runtergehen, zumal wir genügend andere Kosten haben, was das Stadion betrifft. Wir haben die nächsten Tage Termine, da wird es eine Entscheidung geben. Ich gehe davon aus, dass es eine neue Zufahrt geben wird. Die Bau-Unternehmen stehen auch alle in den Startlöchern, es könnte sofort losgehen. Wenn Grödig in der Bundesliga spielt, dann ist das auch für das Land Salzburg schön. Ich denke, alle Beteiligten werden eine Lösung zusammenbekommen. Und wenn keine Straße kommt, dann fahren wir wie bislang, denn dafür haben wir eine Genehmigung von der Bezirkshauptmannschaft.

LAOLA1: Erwarten Sie dann Proteste seitens der Anrainer?

Haas: Das halte ich aus.

LAOLA1: Wie ist denn die Stimmung in der Region?

Haas: Ich war bei jedem Bürger in Grödig und Anif, um zu erfragen, was die Problematik sei. Ich bin verwundert, wenn der SV Grödig eine Lösung vorbringt und man hört, dass die bisherigen Zufahrten bei Spielen abgesperrt werden sollen. Das halte ich für einen kompletten Blödsinn, keine Ahnung von wem die Idee kommt. Wir haben einen Verkehrsplaner und einen Architekten, dessen Kosten sich im fünfstelligen Bereich befinden und wir zahlen würden, und eine Lösung. Dann als Konsequenz die bisherigen Zufahrtstraßen bei den Sperren absperren zu wollen, das verwundert mich sehr. Rechtlich wird das aber nicht halten.

LAOLA1: Viel Gegenwind für das, dass Grödig es sensationell in die Bundesliga geschafft hat, oder?

Haas: Ich bin wirklich verwundert, wie viele Steine da einem in den Weg gelegt werden. Aber das halte ich aus. Wir werden unsere Ziele erreichen, weil wir eine gute Arbeit leisten werden. Davon können sich die Leute dann überzeugen. Wir liefern Ideen, andere haben keine und wollen das verhindern. Da bin ich von vielen Anrainern sehr enttäuscht.

LAOLA1: Steht einem Bundesliga-Spiel gegen Ried am 20. Juli in Grödig etwas im Wege?

Haas: Grödig wird immer in Grödig spielen. Das wird so sein. Es war immer unser Ziel, dass wir alle Spiele in Grödig spielen, Salzburg war da auch nie ein Thema und da kommen wir dem Ziel von Tag zu Tag näher. Da arbeiten wir unter Druck, müssen wir auch, denn die Zeit läuft.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler