LAOLA1:Fakt ist, dass du seit 8. Dezember einem Tor nachläufst. Macht dich das fertig?

Burgstaller: Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht darüber nachdenke. Ich habe mir vor der Saison keine Ziele gesetzt, war aber mit den acht Toren im Herbst sehr zufrieden. Das war eine gute Leistung, was die Tore betrifft. Ich wollte jetzt unbedingt wieder treffen, aber es ist mir bisher nicht gelungen. Ich weiß nicht, woran es liegt, ob an der fehlenden Ruhe oder, weil ich es zu viel will. Gegen Sturm habe ich zwei, drei Sitzer ausgelassen, obwohl ich vorher alles richtig gemacht habe, aber der letzte Schuss hat nicht gepasst. Ich trainiere hart daran, irgendwann wird es schon wieder klappen und das Glück kommt zurück.

LAOLA1: Nach dem Sturm-Spiel hat dich Trainer Zoran Barisic in den Arm genommen, dir positive Worte zugeflüstert. Ist es für dich wichtig, dieses Vertrauen zu spüren? Kann euch „Zoki“ besonders gut aufbauen oder motivieren?

Burgstaller: Es kommt immer auf die Situation an. Er hat mir zum Spiel gratuliert, hat mich aber nicht aufbauen müssen, auch wenn ich gerne ein Tor geschossen hätte. Es ist aber schon wichtig, wenn der Trainer viel mit den Spielern redet, vor allem mit den jungen, und sie aufbaut oder lobt. Da hat er schon ein richtiges Händchen dafür.

LAOLA1: Oft hört man: „Burgstaller ist ein super Spieler, aber manchmal sieht er den Nebenspieler nicht und ist manchen Szenen zu eigensinnig.“ Was meinst du?

Burgstaller: Das kann schon möglich sein. Ich würde mich jetzt nicht als eigensinnig bezeichnen. Wenn ich glaube, dass ein anderer besser steht und leichter das Tor machen kann, spiele ich auch hin. Das war gegen Sturm aber zum Beispiel nicht der Fall, da habe ich immer selber schießen müssen. Aber was die Leute reden, ist mir eigentlich egal.

LAOLA1: Ist es möglicherweise oft der eine Haken zu viel?

Burgstaller: Vielleicht übertreibe ich es ein paar Mal, weil ich es zu schön machen und noch einen vorbeirutschen lassen will, obwohl ich gleich schießen hätte sollen. Aber für die Zuschauer ist das auch nicht so schlecht. Wenn ich die Chance habe, will ich es einfach probieren. Manchmal trifft man die richtige, manchmal die falsche Entscheidung.

LAOLA1: Mit 24 bist du bei Rapid schon ein Routinier, strebst aber gar nicht danach ein Führungsspieler zu sein. Hat sich daran was geändert?

Burgstaller: Nein, ich will gar kein reiner Führungsspieler sein, ich bin nicht der Typ dafür. Es gibt genug andere, die das gerne machen und das auch ausstrahlen. Ich bin einer, der mit Jung und Alt Spaß hat, mehr Theater macht und sozusagen auch ein bisschen ein Clown ist, aber ich sage nicht, was wer zu tun hat, schreie keinen Spieler an oder nehme wen in den Arm. Das bin ich einfach nicht, ich bin eher der Gemütliche und Ruhige, der ab und zu Witze reißt.

LAOLA1: Was spricht in der aktuellen Form dafür, dass Rapid im Derby den fünften Sieg in Folge einfährt?

Burgstaller: Dass wir in den letzten Partien viel Selbstvertrauen getankt haben, eigentlich ganz guten Fußball spielen, viele Torchancen erarbeiten und die letzten zwei Derbys gewonnen haben. Wir sind aber zwei Punkte vorne, wir müssen nicht unbedingt gewinnen. Uns reicht vielleicht ein X. Die Austria hat ein bisschen einen größeren Druck als wir. Das wird sicher ein heißes Spiel.

LAOLA1:Die Derby-Bilanz in dieser Saison kann sich mit zwei Siegen und einem Remis überhaupt sehen lassen. Das war in den letzten Jahren ganz anders…

Burgstaller: Das gibt natürlich Auftrieb. Wir haben in den letzten Jahren nicht immer gut ausgeschaut gegen die Austria, das ist heuer Gott sei Dank anders. Wir haben öfters schon gut gespielt, wo wir dann verloren oder nur ein X geholt haben. Das ist in den letzten Spielen anders gewesen. Ich hoffe, es geht so weiter.

LAOLA1: Du hast schon acht Derbys hinter dir. Wie hast du als Kärntner diesen Derby-Flair kennengelernt oder hat das nur für Wiener, von denen zurzeit nur wenige bei den Wiener Vereinen vertreten sind, Bedeutung?

Burgstaller: Ich habe es schon früher im TV verfolgt. Man muss nicht unbedingt ein Wiener sein, um dieses Flair wahrzunehmen. Es ist genug Rivalität zwischen Rapid und Austria vorhanden, was ich super finde. Das macht das Ganze interessant und die ganze Partie heiß. Ich habe solche Spiele gerne und bin immer voll motiviert. Am liebsten würde ich gerne gegen Austria gewinnen und am Ende der Meisterschaft vor ihnen sein.

LAOLA1: Spricht aktuell irgendwas dagegen, dass Rapid nächstes Jahr wieder im Europacup vertreten ist?

Burgstaller: Momentan nicht. Wenn wir so weiterspielen, konzentriert sind und weiterarbeiten, werden wir das schaffen. Aber wir dürfen nicht glauben, dass jetzt alles von alleine geht. Wir müssen weiter Gas geben. Im Sommer hat es geheißen, dass wir mit der Mannschaft Probleme haben werden, aber wir haben allen das Gegenteil bewiesen, indem wir um den zweiten Platz mitspielen und in die Europa League gekommen sind. Von dem her können wir zufrieden sind. Dass Salzburg klar Erster ist, haben sie sich verdient. Aber wir wollen als Zweiter von der Tabelle runterlachen, dafür geben wir alles.

LAOLA1: Salzburg hat sich den Meistertitel verdient, aber siehst du sie als Serienmeister oder kann Rapid in den nächsten Jahren Paroli bieten?

Burgstaller: Man hat in den letzten Jahren gesehen, dass immer wer anderer Meister geworden ist, egal ob Sturm, Austria oder Salzburg. Es gibt immer Hänger, die man dann ausnützen muss. Man muss über die ganze Saison sehr konstant sein, dann kann man auch um die Meisterschaft mitspielen. Aber das ist jetzt noch weit weg. Jetzt konzentrieren wir uns auf Platz zwei und dass wir uns international qualifizieren.


Das Gespräch führte Alexander Karper