news

„Es wird bei Sturm keine One-Man-Show geben“

„Es wird bei Sturm keine One-Man-Show geben“

Der SK Sturm hat eine neue Vereinsstruktur.

Präsident Christian Jauk ("Der rote Faden") präsentierte nach den Abgängen von Paul Gludovatz und Christopher Houben (ab 15. November) zwei neue Geschäftsführer und mit Gerhard Goldbrich zudem einen General Manager.

Neben der interessanten Pyramiden-Konstellation sorgt vor allem die interne Nachbesetzung für Diskussionsstoff.

Nicht an Daniela Tscherk, die die Geschäftsführung Wirtschaft übernimmt, sondern am Aufstieg von Co-Trainer Ayhan Tumani zum neuen GF Sport scheiden sich die Geister.

Der 40-jährige Deutsch-Türke spricht bei LAOLA1 über Aufgaben, die er auch bislang ausübte, den Wandel vom "Co" zum Chef und Vorteile der Zweigleisigkeit.


LAOLA1: Wie geht es Ihnen nach dem ersten Tag als offizieller Geschäftsführer Sport?

Ayhan Tumani: Gut, danke.

LAOLA1: Könnten Sie vielleicht kurz den aktuellen Tagesablauf skizzieren, um ein Verständnis für ihr jetziges Tätigkeitsfeld zu erzeugen.

Tumani: Der Tagesplan sieht aus wie vorher. Ich komme hier in den Verein, habe das eine oder andere bezüglich Organisation und Planung zu tun. Dann führen wir mit dem Trainerteam das Training durch. Danach folgt die kurze Nachbetrachtung, anschließend geht es ins Büro. Das eine geht ja in das andere über. Es gibt viele Schnittmengen. Dann müssen im Büro die Aufgaben des Geschäftsführers Sport wahrgenommen werden. Hin und wieder gibt es Gespräche mit Spielern, die sich nicht planen lassen. Es tauchen Gesprächsthemen auf, es kommen Anrufe, die man dann nach Wichtigkeit beantwortet.

LAOLA1: Auf dem Trainingsplatz sind Sie Teil des Trainer-Teams. Somit auch Co-Trainer von Peter Hyballa?

Tumani: Nennen Sie es, wie Sie wollen. Erfinden Sie ein neues Wort. Sagen Sie Assistenz-Trainer, sagen Sie Teil des Trainerteams. Was spielt das für eine Rolle? Ich bin mit auf dem Platz und fertig.

LAOLA1: Es geht hauptsächlich um die Aussage von Präsident Christian Jauk, der auf der Pressekonferenz meinte, Co-Trainer sei die Erfindung von Internet-Foren.

Tumani: Wir haben dieses Wort nicht in den Mund genommen. Wir haben gesagt, ich bin der sportliche Geschäftsführer. Darüber hinaus werde ich auch weiterhin wie gehabt zu 100 Prozent das Trainerteam unterstützen. Ich bin Teil des Trainerteams.

LAOLA1: Geholt wurden Sie aber im Mai als Co-Trainer?

Tumani: In der Tat.

LAOLA1: Also waren das Missinterpretationen, Sie wären gar nie als Co-Trainer engagiert worden?

Tumani: Als ich geholt wurde, war ja noch Herr Gludovatz da. Das hat sich dann ja alles so entwickelt. Jetzt sieht die Sache anders aus. Jetzt bin ich in der sportlichen Geschäftsführung und weiterhin im Trainerteam.

LAOLA1: Als Co-Trainer geholt sind Sie nun aufgestiegen zum „Chef“ des Trainers. Wie gehen Sie mit dieser Situation um? Oder ist das nur eine Nebensächlichkeit, die sich aus der Position heraus ergibt?

Tumani: Sehen Sie, es ist weder für Peter Hyballa noch für mich ein Problem. Es wird auch bei Sturm Graz keine „One-Man-Show“ geben. Es wird sehr viel Wert auf Teamwork gelegt. Es geht letzten Endes allen Beteiligten um die Sache und nicht um irgendwelche Eitelkeiten. Wer wessen Chef ist und diese Dinge. Für viele ist dieses Modell vielleicht neu, aber es ist kein Novum im Weltfußball. Es gibt etliche Beispiele, wo das schon so stattgefunden hat. Zu meiner Spielerzeit gab es bei NEC Nijmegen ein ähnliches Modell, vor zwei, drei Jahren war Twente Enschede ein Fall, wo der Assistenztrainer aufgestiegen ist. Aufstiege im Fußball sind ja wünschenswert. Es ist doch schön für einen Verein, wenn intern Leute aufsteigen können. Kurz gesagt: Wir sind überzeugt von diesem Modell.

LAOLA1: Das besondere bei diesem Modell ist ja nicht nur die Beförderung des Co-Trainers, sondern auch Installierung eines General Manager über der Position des Geschäftsführers, für die Sie sich ja schon länger beworben haben. Wie beurteilen Sie diese „Overhead-Funktion“?

Tumani: Dieses Modell ist sehr gelungen und mir auch sehr willkommen. Ich halte wie gesagt nichts von „One-Man-Shows“. Ich bin ein Anhänger des Teamworks. Ich sage immer, vier Augen können besser sehen als zwei und sechs besser als vier. Ich finde dieses Trio (Goldbrich, Tscherk, Thumani, Anm.) stark und letzten Endes geht es darum, im gemeinsamen Austausch, in der konstruktiven Zusammenarbeit die richtigen Entscheidungen für Sturm Graz zu treffen. Ich halte sehr viel von Austausch. Seit ich zuvor schon in verschiedenen Bereichen des Managements eines Vereins gearbeitet habe, glaube ich, dass man gemeinsam zu besseren Lösungen finden kann als immer nur alleine.

LAOLA1: Zu ihrer Person: Bei ihrer Vorstellung haben Sie die Zweigleisigkeit in ihrer Ausbildung betont. Sehen Sie sich nun noch als Trainer oder wie definieren Sie sich selbst?

Tumani: Sie haben die Zweigleisigkeit angesprochen. So habe ich wirklich als Spieler schon gedacht. Ich wollte beides vorbereiten. Ich halte sehr viel davon. Ich würde jedem Trainer und sportlichen Geschäftsführer empfehlen, auch die andere Seite kennenzulernen. Sowohl theoretisch als auch in der Praxis. Ich denke, dass man sehr viel in enger Kooperation arbeiten muss. Wenn man beide Seiten kennt, ist das ein Riesen-Vorteil. Man kann den anderen besser verstehen und sich in denjenigen hineinversetzen und beharrt dann vielleicht nicht nur auf einem Standpunkt. Das war auch die Grundidee meiner Ausbildung. Jetzt habe ich die Chance, erstmals beides zu leben.

LAOLA1: Haben Sie keine Angst, durch die neuen Aufgaben abseits des Platzes von der Arbeit am Platz abgehalten zu werden, die ja das Um und Auf für jeden Trainer ist?

Tumani: Eines vorweg. Selbst die Trainerarbeit allein hat mit sehr viel Zeit außerhalb des Platzes zu tun. Ein Profitrainer verbringt auf dem Platz eigentlich nur 25 Prozent. Wir arbeiten sehr viel außerhalb des Platzes, in der Sichtung, in der Trainingsvorbereitung und –Nachbereitung, in Gesprächen, in der Medien-Arbeit, in Zusammenarbeit mit dem Vorstand, Medien und Sponsoren. Die Arbeit ist demnach nichts Neues für mich, ich habe auch in meinen Trainer-Tätigkeiten davor viel in diesen Bereichen gearbeitet. Ich habe das immer als Glück gesehen, andere Arbeiten zu übernehmen. So war es auch bei Sturm nach dem Wegfall unseres sportlichen Geschäftsführers, als ich in Verbindung mit Peter Hyballa und Christopher Houben Aufgaben übernommen habe.

LAOLA1: Aus Ihrer „Job-Description“ lässt sich herauslesen, dass sich der Job des Trainers und der des Geschäftsführers im modernen Fußball immer mehr ähneln.

Tumani: Das habe ich nicht gesagt, nein. Die ähneln sich nicht. Ich sage nur, dass beide Seiten einen Vorteil haben, wenn sie jeweils von der anderen Seite Bescheid wissen und die Aufgaben des anderen kennen. So kann man noch besser zusammenarbeiten.

LAOLA1: Könnten Sie sich ein Engagement als Cheftrainer bei Sturm vorstellen, sollte in ferner Zukunft diese Stelle einmal frei werden?

Tumani:Entscheidende Fragen bezüglich der Trainereinstellung werden bei uns mit den Verantwortlichen entschieden. Ich bin sportlicher Geschäftsführer und Teil des Trainerteams und damit sehr glücklich.

LAOLA1: Zum Abschluss noch die Frage: Welche Ziele haben Sie sich kurzfristig sowie langfristig gesetzt?

Tumani: Es geht darum, eine ganzheitliche sportliche Ausrichtung für den Verein aufzustellen. Wir möchten ein Ausbildungsverein sein, mit dem Nachsatz: ein Ausbildungsverein im eigenen Interesse. Damit meine ich, dass wir Spieler mit dem Ziel ausbilden wollen, für unsere eigene Kampfmannschaft zu spielen und uns nicht frühzeitig verlassen. Um das auch zu gewährleisten, gibt es zwei entscheidende Punkte: Wir möchten hier die besten Trainer in der Nachwuchsarbeit haben, eine gute Ausbildung bieten, und wir haben einen Cheftrainer, der auch auf Jugendliche gern zurückgreift und den Mut hat, sie einzusetzen.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch!


Das Interview führte Christian Eberle