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Parits: "Vrsic ist mit sich selbst nicht zufrieden"

Parits:

„Nach diesem Frühjahr war das nicht zu erwarten“, ist auch Thomas Parits vom aktuellen Erfolgslauf der Wiener Austria überrascht.

Vor allem die violette Konstanz freut den AG-Vorstand Sport im LAOLA1-Interview: „In den früheren Saisonen hatten wir immer einen Einbruch, diesmal noch nicht.“

Der 66-Jährige klärt außerdem über die „Poker-Partie“ rund um Marcel Sabitzer, sein Gespräch mit Dare Vrsic und den anstehenden Schlager gegen Meister Salzburg auf.

LAOLA1: Fünf Punkte Vorsprung auf Salzburg, neun auf Rapid – sehen Sie sich die Tabelle dieser Tage öfter an als sonst?

Thomas Parits: (lacht) Nein. Es ist zwar schön, dass wir vorne sind, wir sind aber erst am halben Weg. Natürlich freut uns der Herbstmeistertitel, wir wissen aber, wie schnell es gehen kann. Ich bewerte das nicht über.

LAOLA1: Bisher ist es aber richtig gut gelaufen. Haben Sie das erwartet?

Parits: Nein. Nach diesem Frühjahr war das nicht zu erwarten. Das gesamte Trainerteam leistet gute Arbeit, weshalb wir die Kurve gekratzt haben. Es ist entscheidend, dass wir sehr guten Fußball zeigen und sehr viele Tore machen. Mir gefällt die Art, wie wir spielen. Ich bin sehr zufrieden.

LAOLA1: Als Saisonziel wurde ein Platz unter den ersten Zwei ausgegeben. Muss man angesichts der aktuellen Situation das Ziel noch einmal nach oben revidieren?

Parits: Nein. Wir wollen in die Champions-League-Qualifikation. Es ist super, dass wir vorne sind, aber es wird bis zum Schluss ein harter Kampf. Positiv ist, dass wir bisher sehr konstant sind – das zeichnet uns aus. In den früheren Saisonen hatten wir immer einen Einbruch, diesmal noch nicht. Wir machen auch gegen die vermeintlich Kleinen die Punkte.

LAOLA1: Die Erfolgsfaktoren sind also die Konstanz und die Rückbesinnung auf den Offensiv-Fußball?

Parits: Das stimmt. Wir haben schon zu Beginn der Saison viele Torchancen herausgespielt, sie aber leider nicht immer verwertet. Jetzt ist die Bilanz sehr positiv. Entscheidend ist aber auch die Art, wie wir spielen. Man spürt von der ersten bis zur letzten Minute den Biss, das Spiel gewinnen zu wollen. Irgendwann nützen wir unsere Möglichkeiten dann.

LAOLA1: Was hat Sie aus Austria-Sicht im Herbst am meisten überrascht? Das Philipp Hosiner sofort so einschlägt, das Georg Margreitter so gut ersetzt werden kann,…?

Parits: Sie haben da sehr positive Sachen gesagt. Das haben wir uns nie gedacht. Wir haben den Termin in der Transferzeit so weit wie möglich hinausgezögert. Ich hatte schon im März die ersten Kontakte zu Hosiner und seinem Berater. Wir haben immer gesagt, dass wir uns nur mit einem Spieler verstärken wollen, der auch reinpasst. Mit dem Transfer von Margreitter ist dann natürlich Geld reingekommen. Wir haben Hosiner schon vorher gesagt, dass der Deal im Dezember sicher über die Runden geht, weil er dann kostenlos zu haben ist. Sie müssen bedenken: Margreitters Wunsch war immer nur England. Er hatte ja auch andere Angebote aus der deutschen Bundesliga. Ende August hat deswegen alles super zusammengespielt. Dass Hosiner dann so einschlägt… Kompliment an ihn! Oft brauchen Spieler nach einem Wechsel eine gewisse Zeit.

Parits über Sabitzer: "Steigen nicht in den Poker ein"

LAOLA1: Zur letzten Personalie: Man hört, die Austria hätte sich aus den Verhandlungen mit Admiras Marcel Sabitzer ausgeklinkt. Stimmt das?

Parits: Wir wollen da nicht mitlizitieren, steigen bei dieser Poker-Partie nicht ein. Wir haben unsere Position klar dargelegt, er ist ein interessanter Spieler für uns. Wenn höhere Angebote von anderen Klubs kommen, müssen wir das akzeptieren. Wir haben mit ihm lose Gespräche geführt, gar nicht so konkret verhandelt. Die Entscheidung liegt bei ihm. Wir haben uns aus diesem Spiel einmal zurückgezogen.

LAOLA1: Ein Spiel, bei dem die Austria nicht zurückzieht, ist der Schlager gegen Salzburg am Sonntag. Was erwarten Sie von dieser Partie?

Parits: Durch die überraschende Niederlage der Salzburger in Ried hat sich die Situation positiv zu unseren Gunsten verändert. Aber trotzdem wird es schwer. Wir schätzen diese Mannschaft, wissen, was sie kann. Ried hat aber vorgezeigt, dass Salzburg nicht unschlagbar ist. Für uns spricht auch unsere tolle Auswärts-Bilanz. Es wird sehr viel von der Tagesform abhängen.

LAOLA1: Wie schwer wiegen die Ausfälle von Rogulj und Holland, die beide gesperrt sind?

Parits: Das wiegt sehr schwer. Aber Salzburg geht es mit Jonathan Soriano und Fränky Schiemer nicht anders – das sind sehr wichtige Spieler. Aber wir haben einen starken Kader, ihre Ersatzleute können sich beweisen.

LAOLA1: Wagen Sie einen Tipp?

Parits: Nein, das mache ich nicht. Ich hätte aber nichts gegen drei Punkte (lacht).


Das Gespräch führte Harald Prantl

LAOLA1: Eine gewisse Zeit gebraucht, im Herbst aber richtig bei der Austria angekommen sind Fabian Koch, Kaja Rogulj und James Holland. Mit Verspätung sind diese Transfer letztlich alle aufgegangen.

Parits: Gott sei Dank! Diese Spieler sind jetzt zu Stammspielern – wobei man das bei uns ja gar nicht sagen kann – geworden. Das bringt mich zu einem weiteren Erfolgsfaktor: der Konkurrenzkampf innerhalb der Truppe. Man muss hart arbeiten, um unter die 18 Spieler, die am Blankett stehen, zu kommen. Das fördert die Leistung. Man sieht das daran, dass bei uns immer wieder die eingewechselten Spieler Akzente setzen und Tore machen. Darum stehen wir vorne – weil wir gut besetzt und von Verletzungen verschont geblieben sind.

LAOLA1: Wenn man ein Haar in der violetten Suppe suchen muss, läuft es auf Dare Vrsic hinaus. Mit dem sind Sie bis jetzt nicht zufrieden, oder?

Parits: Das stimmt. Er ist mit sich selbst auch nicht zufrieden. Ich habe vor 14 Tagen ein Gespräch mit ihm geführt. Er hat sich mehr erwartet. Aber wir haben so etwas in der Vergangenheit schon erlebt. Etwa mit Milenko Acimovic oder mit Nacer Barazite – da haben auch alle geschrieben: „Jetzt wissen wir, warum er in Holland nicht gespielt hat.“ Ich muss zu Vrsic‘ Entschuldigung sagen, dass er ohne Vorbereitung gekommen ist. Deswegen ist er in ein Loch gefallen. Er hat längere Zeit nicht trainiert und hatte dann Verletzungen. Ich bin aber optimistisch.

LAOLA1: Umso besser, dass es insgesamt so gut läuft und die Austria derzeit nicht auf ihn angewiesen ist.

Parits: Naja, wir sind auf jeden angewiesen. Natürlich sind die Erfolge da, aber das befriedigt weder ihn, noch uns. Er weiß ganz genau, dass er hinter den Erwartungen steht. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Aber wir kennen auch sein Potenzial. Ich bin überzeugt, dass der Groschen fallen wird.

LAOLA1: Ein zweites Dauerthema ist Roland Linz. Wie geht es mit ihm weiter?

Parits: Er hat einen Vertrag bis 31. Mai 2013. Dann werden wir schauen. Ich würde da keine schnellen Schüsse machen, im Fußball geht es sehr schnell. Aber freilich ist Hosiner derzeit gesetzt und Roman Kienast ist auch noch da. Er muss sich halt qualifizieren, das ist ein normaler Verlauf. Aber es wird aktuell weniger geschrieben, weil Hosiner seine Tore macht. Würden wir keine Tore machen, wäre das Problem genauso, wie es im Frühjahr war. Fest steht, dass Linz gut trainiert, sich nicht hängen lässt und sicher noch seine Chancen bekommen wird.