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Alan: "Leonardo ist wie ein Bruder!"

Alan:

Seit genau drei Monaten muss Red Bull Salzburg nun schon ohne Alan auskommen.

Die personifizierte Tormaschine, der Edeltechniker, der in den ersten elf Pflichtspielen eben so oft traf - er fehlt den "Bullen" an allen Ecken und Enden.

Die Bilanz ohne den Brasilianer: Erschreckend.

Während Salzburg mit dem 22-Jährigen in elf Spielen nur ein Mal verlor, gab es danach nicht mehr viel zu bejubeln.

Doch jetzt keimt langsam wieder Hoffnung auf.

Nicht nur, dass die Moniz-Truppe mit dem 6:0-Kantersieg gegen Kapfenberg ihre Unserie beendete, der Goalgetter a.D. macht in der Reha große Fortschritte und will im Frühjahr wieder zurück sein.

LAOLA1 traf Alan vor dem EL-Duell gegen Paris St. Germain (LIVE-Stream) zum Interview und sprach mit ihm über die Gründe der Krise, seinen "Bruder" Leonardo sowie über einen möglichen Wechsel.

LAOLA1: Alan, die wichtigste Frage: Wie geht es deinem Knie?

Alan: Es wird immer besser. Ich bin täglich in Thalgau und arbeite hart an meinem Comeback. Derzeit kann ich nur meinen Oberkörper trainieren und ein bisschen Radfahren. In zwei, drei Wochen möchte ich dann mit leichtem Lauftraining beginnen. Ich will so schnell wie möglich wieder auf den Platz zurück.

LAOLA1: Dein Landsmann Douglas ist nach seinem Kreuzbandriss zehn Monate ausgefallen. Wird man dich in dieser Saison noch einmal spielen sehen?

Alan:
Auf jeden Fall! Ich möchte in spätestens drei Monaten wieder im Mannschaftstraining stehen und im Frühjahr wieder spielen. Bei Douglas hat es länger gedauert, weil bei ihm auch das Außenband gerissen war.

LAOLA1: Du hast dich quasi mit der letzten Aktion im Rapid-Spiel verletzt. Was waren deine ersten Gedanken?

Alan: Ich wusste am Anfang nicht, wie schwer die Verletzung ist. Es ist meine erste schwere Verletzung. Ich habe aber einen lauten Schnalzer gehört und konnte schon erahnen, dass es ein großes Problem sein könnte.

Alan im Gespräch mit LAOLA1-Redakteur Kurt Vierthaler

LAOLA1: Du warst sehr gut drauf und hast Tore am Fließband geschossen. Ist da so eine Verletzung noch tragischer?

Alan: Ich muss gestehen, dass ich am Anfang schon sehr traurig war. Du willst der Mannschaft helfen, kannst aber nur zusehen. Gerade in dieser schwierigen Phase, die wir zuletzt hatten, hätte ich gerne geholfen. Ich bin aber überzeugt, dass wir dieses Tief überwunden haben.

LAOLA1: Wie haben deine Kollegen auf die Verletzung reagiert? Vor allem Leonardo soll tief traurig gewesen sein.

Alan: Alle Spieler haben mir nach der Diagnose Mut zu gesprochen. Sie haben gesagt, dass ich bald wieder zurück sein werde. Ich muss nur Geduld haben. Das hat mir viel Auftrieb gegeben.

LAOLA1:
Es sind mittlerweile einige Brasilianer bei Salzburg. Macht das das Leben in Österreich einfacher?

Alan: Ja, absolut. Im ersten Jahr war ich alleine hier – das war schon schwierig. Ich war das erste Mal in Europa und konnte die Sprache nicht. Mittlerweile gibt es viele Brasilianer, was mir einiges erleichtert. Man denkt ähnlich, spricht die selbe Sprache und kommt aus der gleichen Kultur. Aber auch die Kommunikation mit den anderen Kollegen klappt gut. Mein Deutsch wird langsam besser (lacht).

LAOLA1: Ein Landsmann von dir stand in der letzten Zeit oft im Mittelpunkt der Kritik. An Leonardo scheiden sich in Österreich die Geister. Wie denkst du über ihn?

Alan: Jeder Spieler hat seinen eigenen Charakter. Ich verstehe natürlich, dass Leonardo mit seiner Art aneckt, aber die Leute müssen ihn akzeptieren und respektieren, so wie er ist. Für mich ist er wie ein Bruder. Ich harmoniere mit ihm auch außerhalb des Platzes perfekt. Andere können vielleicht mit seiner Mentalität nichts anfangen.

Gegen Rapid passierte das Unglück

LAOLA1: Gibt es eine Liga, die dich besonders reizt?

Alan: Mein erster Traum war, Profi-Fußballer zu werden. Das habe ich geschafft. Mein zweiter Traum ist, in einer großen Liga zu spielen. Ich denke, dass die spanische Liga gut zu meinem Spielstil passen würde. Aber ich hätte natürlich auch nichts dagegen, in Deutschland oder England zu spielen (lacht).

LAOLA1:
Ist die österreichische Bundesliga ein gutes Sprungbrett?

Alan:
Auf jeden Fall. Wenn du hier gute Leistungen zeigst, bist du auch für größere Ligen interessant. Das haben auch die Wechsel von Janko und Tchoyi gezeigt. Aber wie gesagt: Ich will jetzt hart arbeiten und den Leuten in Salzburg zeigen, dass ich das viele Geld wert bin. Die Leute sollen sagen: Er ist teuer, aber gut.

LAOLA1: Hast du Angst, dass du nach deiner Rückkehr nicht mehr so stark bist wie vor deiner Verletzung?

Alan: Natürlich habe ich Angst, dass das der Fall ist. Aber es gibt viele Beispiele, die zeigen, dass man noch stärker zurück kommen kann. Ronaldo hatte auch mehrere Kreuzbandrisse und ist immer noch WM-Rekordtorschütze. Ich bin überzeugt, dass ich auch wieder stark zurückkomme.

Das Interview führte Kurt Vierthaler

LAOLA1: Es gibt Gerüchte, wonach Leonardo nicht wirklich in die Mannschaft integriert und eher ein Fremdkörper sein soll.

Alan: Ich kann nur über die Zeit vor meiner Verletzung sprechen und da war das definitiv nicht so. Er war genauso in der Mannschaft integriert wie jeder andere. Wie es jetzt ist, kann ich nicht sagen, da ich ja derzeit nicht bei der Mannschaft bin. Ich denke aber, dass die Spieler aufgrund der Krise nervös sind und deshalb das Klima nicht so gut ist. In so einer Situation kommt es eben manchmal zu Reibereien, jeder Spieler reagiert anders.

LAOLA1: Seit du verletzt bist, läuft es bei Salzburg nicht mehr. Hast du eine Erklärung dafür?

Alan: Ich denke nicht, dass es nur an meinem Ausfall liegt. Vielleicht hätten wir auch mit mir so eine Phase gehabt. Wir haben derzeit einfach auch nicht das Glück auf unserer Seite. Man kann solche Phasen oft nicht rational erklären.

LAOLA1: Aber wie kann es sein, dass eine Mannschaft mit dieser Qualität sieben Spiele nicht gewinnt und in Mattersburg 0:3 untergeht?

Alan: Fußball ist immer noch ein Spiel Elf gegen Elf. Da ist es egal, wie viel man verdient oder wie teuer ein Spieler ist. Jeder trainiert für den Erfolg, jede Mannschaft hat ein System. Individuell haben wir sicher den besten Kader, aber wir müssen wieder eine Mannschaft, eine Einheit sein. Sonst passiert es eben, dass du gegen schwächere Teams verlierst.

LAOLA1: International klappt es besser. Kann es sein, dass viele Spieler die österreichische Liga nicht ernst genug nehmen?

Alan: Es ist tatsächlich auffällig, dass man gegen Bilbao oder Paris offenbar konzentrierter ist. International hast du auch den Vorteil, dass dich der Gegner nicht so gut kennt. In der Bundesliga spielt man doch vier Mal pro Saison gegeneinander – da gibt es keine Geheimnisse mehr. Außerdem geben die Klubs gegen uns nicht 100 Prozent, sondern 150 Prozent.

LAOLA1: Vor deiner Verletzung hast du quasi nach Belieben getroffen. Nicht wenige haben behauptet, dass du nicht mehr lange in Salzburg geblieben wärst, wenn es so weitergegangen wäre. Hat es schon Angebote gegeben?

Alan: Ich bin noch nicht so lange in Salzburg, will erst mal hier beweisen, warum der Klub für mich viel Geld bezahlt hat. Am Anfang war es schwer, ich habe unter Stevens kaum gespielt. Erst unter Moniz lief es für mich gut. Bislang hat es noch keine Angebote gegeben. Für mich zählt momentan auch nur Red Bull, wobei ich nichts ausschließen möchte. Sollte ein großer Verein Interesse haben, muss man natürlich reden.