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"Auch Gomez trifft nicht ganze Saison am Fließband"

Im ersten Saison-Viertel traf Philipp Hosiner nach Belieben.

Nach neun Bundesliga-Runden hatte der Admira-Stürmer sechs Treffer zu Buche stehen. Es folgte die erstmalige Einberufung ins Nationalteam samt Debüt gegen Aserbaidschan.

Seither durfte der 22-Jährige jedoch nur noch ein Tor bejubeln. Sinnbildlich für die Saison der Südstädter, die nach ihrem Höhenflug zu Beginn in ein hartnäckiges Tief schlitterten, vor der 25. Runde aber trotzdem nur vier Punkte hinter Tabellenführer Salzburg liegen.

Im LAOLA1-Interview spricht Hosiner über das Ziel Europacup, den Umgang mit seiner Ladehemmung und die Erkenntnisse seines ÖFB-Einstands.

LAOLA1: Die Admira lernt in dieser Saison alle Höhen und Tiefen kennen. Wo reihst du euch ein – noch im Titelkampf oder dahinter?

Philipp Hosiner: Wir wissen, dass es nicht drinnen sein wird, bis zum Ende um den Meistertitel mitzuspielen. Aber von der Tabellenkonstellation muss es unser Ziel sein, den vierten Platz zu erreichen – das ist höchstwahrscheinlich ein Europacup-Startplatz. Das wäre natürlich super für einen Aufsteiger.

LAOLA1: Die Admira hat stark begonnen und ist dann in einen hartnäckigen Negativlauf gerutscht. Trotzdem seid ihr nur vier Punkte hinter dem Tabellenführer. Trauert ihr dieser negativen Phase ein wenig hinterher?

Hosiner: Schon, ja. Wenn wir in der Negativphase noch den einen oder anderen Punkt geholt hätten, wäre es jetzt vielleicht noch besser, aber ich denke, wir können mit dieser Saison bisher zufrieden sein. Es wäre jedoch schon in einigen Spielen mehr drinnen gewesen, auch vergangenen Sonntag gegen die Austria, wo wir ein gutes Spiel gemacht haben. Man hat nicht gesehen, dass wir der Aufsteiger sind und die Austria der Titelkandidat. Wir haben locker mitgespielt, haben auch Chancen gehabt und dann durch einen tollen Weitschuss verloren. Sonst waren wir der Austria ebenbürtig.

LAOLA1: Wobei man betonen muss, dass ihr euch während des Erfolgslaufs zu Saisonbeginn stets realistisch eingeschätzt und trotz Vorsprungs nie vom Titel gesprochen habt…

Hosiner: Wir haben auch unsere Ziele, so ist es nicht. Euphorisch waren wir schon, aber das ist normal für einen Aufsteiger. Wir haben jedoch gewusst, wo wir uns einzuordnen haben, und was in dieser Saison drinnen ist – das ist eben ein Europacup-Startplatz. Der ist mit so einer Mannschaft möglich.

LAOLA1: Bei dir persönlich ist es ähnlich wie bei der ganzen Mannschaft: Du hast einen super Start hingelegt, in letzter Zeit triffst du weniger. Ist es normal in der ersten Bundesliga-Saison, dass man solche Aufs und Abs hat?

Hosiner: Es war natürlich auch bei mir mehr drinnen, vor allem in letzter Zeit. Dass es nicht immer so weitergeht, war jedoch auch klar. Hätte ich am Anfang nicht so viele Tore geschossen, würde jetzt wahrscheinlich keiner etwas sagen, weil ich nicht treffe. Aber damit muss ich einfach leben. In den letzten Spielen habe ich zwei Tore auflegen können. Wenn ich der Mannschaft trotzdem helfen kann, zählt das genauso viel.

LAOLA1: Spürt man, dass die Erwartungshaltung steigt – von außen, aber auch die eigene an sich selbst?

Hosiner: Das ist normal im Profi-Fußball, die Erwartungshaltung steigt immer. Man sollte schon von sich selbst überzeugt sein und ein gesundes Selbstvertrauen haben. Wenn es gut läuft, will man noch besser sein. Ich setze mich jetzt aber nicht unter Druck und werde weiter mein Bestes geben.

LAOLA1: Während deines Erfolgslaufs hast du im LAOLA1-Interview gesagt, dass du versuchst, dir im TV etwas von Top-Stürmern wie Mario Gomez abzuschauen. Kann man von solchen Kalibern auch den Umgang mit Phasen, in denen es nicht so läuft, lernen?

Hosiner: Sicherlich. Auch bei Mario Gomez war es nicht die ganze Saison so, dass er wie am Fließband getroffen hat. Da gibt es dann auch schnell Kritik - vielleicht sogar vom eigenen Verein, weil er nicht so viel für die Mannschaft läuft. Das schaut dann blöd aus, wenn er nicht trifft, dann sagt jeder: „Der schießt keine Tore und rennt auch nicht für die Mannschaft.“ Aber ich denke, es ist unbestritten, dass er ein super Stürmer ist, und man kann sich natürlich auch in einer schlechten Phase einiges von ihm abschauen – wie er die übergeht, wie er trotzdem versucht, wieder in die Spur zu finden. Von solchen Kalibern kann man da schon einiges lernen.

LAOLA1: Welche Worte findet Trainer Didi Kühbauer, wenn es nicht so läuft?

Hosiner: Er setzt mich nicht unter Druck und sagt nicht, ich soll jetzt unbedingt wieder ein Tor schießen. Er meint, ich soll einfach für die Mannschaft arbeiten, dann kommt der Rest sowieso von alleine. Das ist auch meine Einstellung zu dem Ganzen. Wenn es zu einem Assist reicht und wir dann das Spiel gewinnen, ist es natürlich genauso schön.

LAOLA1: Im Herbst hast du den Sprung ins Nationalteam geschafft und in Aserbaidschan sogar dein Debüt gefeiert. Wie ordnest du dieses Erlebnis mit ein wenig Abstand ein?

Hosiner: Das war schon ein Wahnsinn, es ist alles sehr schnell gegangen. Ich bin aber froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Ich habe von dort einiges mitgenommen und bin natürlich froh, dass ich dann auch noch zum Debüt gekommen bin.

LAOLA1: Sieht man bei dieser Gelegenheit als junger Spieler, was einem noch fehlt? Oder merkt man, dass die anderen auch nur mit Wasser kochen?

Hosiner: Als ich die Einberufung bekommen habe, war ich eigentlich erstaunt, dass mich der Teamchef auch auf diesem Niveau wie die anderen Stürmer gesehen hat. Arnautovic, Harnik, Janko - es ist schon eine Ehre, wenn man in einer Mannschaft mit solchen Spielern spielt, und das so früh in meiner Karriere. Aber als ich dort war, habe ich eigentlich sehr gut umsetzen können, was ich mir vorgenommen habe und gesehen, dass das auch nur Menschen sind. Es ist eigentlich bestens gelaufen, ich habe sehr gut trainiert, und der Teamchef hat mir auch die Chance auf das Debüt gegeben. Damit war ich natürlich überglücklich.

LAOLA1: Wie siehst du für die Zukunft deine Position im Nationalteam?

Hosiner: Ich will mich auch da nicht unter Druck setzen. Ich weiß, dass ich meine Leistungen bei der Admira bringen muss, wenn ich dort noch einmal reinkommen will. Was dann kommt, entscheidet sowieso der Teamchef. Er nimmt immer die Besten mit. Da muss man natürlich hart daran arbeiten.

LAOLA1: Am Sonntag geht es für euch gegen Meister Sturm. Wie richtungsweisend wird diese Partie?

Hosiner: Es ist ein wichtiges Spiel, schon alleine wegen der Tabellensituation. Wir wollen vor Sturm bleiben. Es wird ein sehr spannendes und interessantes Match werden.

Das Gespräch führte Peter Altmann