LAOLA1: Käme für Sie etwa auch die SV Ried in Frage, wenngleich sie nicht als Großklub gilt?

Hütter: Jeder neue Verein ist eine neue Herausforderung. Wenn es um Hierarchie in Österreich geht, werden immer Salzburg, Austria, Rapid, Sturm und Ried genannt. Dann gibt es die die anderen, die als Abstiegskandidaten gelten – und einer von diesen überrascht immer. Eine neue Herausforderung bedeutet ein neuer Verein – und irgendwann gilt es dann einen größeren Schritt zu machen. Also das Ziel, irgendwann einen größeren Verein trainieren zu dürfen.

LAOLA1: Hat sich die Wiener Austria bei Ihnen schon gemeldet?

Hütter: Nein.

LAOLA1: Hat sich irgendein anderer inländischer oder ausländischer Verein gemeldet?

Hütter: Nein, noch nicht. Ich habe mich bis Montag entscheiden müssen und das habe ich getan.

LAOLA1: Bei welchem heimischen Großklub könnten Sie sich am ehesten ein Engagement vorstellen?

Hütter: Gute Fangfrage (lacht). Es ist ganz egal. Für mich ist es entscheidend, dass der Verein eine Philosophie hat, gepaart mit meiner, also aktiv zu sein, nach vorne zu verteidigen, aber auch spielerische Glanzlichter im Ballbesitz zu setzen. Man muss schauen, welche Qualität man hat. Entscheidend ist, das Maximale aus einer Mannschaft herauszuholen, Spieler individuell weiter zu entwickeln und die Zielsetzung eines Vereins zu erreichen.

LAOLA1: Realistisch gesehen wäre die Austria doch der logische Klub für Sie.

Hütter: Es ist unfair, sich mit irgendwelchen Spekulationen auseinanderzusetzen. Mit mir hat von der Wiener Austria noch nie jemand gesprochen. Diese Vermutungen kommen irgendwo her. Herbert Gager ist dort Trainer, macht einen guten Job und versucht, den Klub wieder dort hinzubringen, wo ihn sich die Austria-Familie wünscht. Dafür habe ich Respekt. Es wäre unfair, wenn ich jetzt etwas sagen würde, was nicht stimmt. Mit mir hat keiner gesprochen, wäre es anders, würde ich es sagen. Alles andere wäre Herbert Gager und dem Verein gegenüber respektlos.

LAOLA1: Wie schaut das Prozedere bis Saisonende aus?

Hütter: Für mich hat nun absolute Priorität, dass ich mich bis zum Schluss Grödig unterordnen werde. Meine komplette Energie wird diesen sechs Spielen gewidmet, mit Herz, Leib und Seele. Das kann ich versprechen. Was dazwischen hereinkommen kann, das geht über meinen Berater, und das horche ich mir natürlich auch an. Aber ich habe hier Vertrag bis 31. Mai und man darf nicht vergessen, wir haben immer noch die Chance auf den Europacup.

LAOLA1: In Kontext mit Ihnen war von RB Leipzig zu lesen. Wie ist das Verhältnis mit Red Bull aktuell?

Hütter: Ein Journalist hat das in die Welt gesetzt und dann schmeißen sich alle darauf. Mit mir hat darüber keiner gesprochen. Grundsätzlich habe ich mit Red Bull ein ganz normales professionelles Verhältnis. Zumal auch interessante junge Spieler, die nicht alle den Sprung nach oben schaffen können, bei Liefering spielen. Da tauscht man sich immer wieder aus.

LAOLA1: Leipzig ist auf dem Weg in die zweite deutsche Liga. Vor allem Peter Stöger und auch Ralph Hasenhüttl machen in dieser für den österreichischen Trainer viel Werbung. Interessant für Sie?

Hütter: Wenn ein Österreicher die Möglichkeit bekommt, dort Fuß zu fassen, dann braucht man nicht lange darüber nachzudenken. Peter Stöger, Ralph Hasenhüttl und auch Walter Kogler (Erfurt/3. Liga) machen dort sehr gute Arbeit und das tut uns in Österreich sehr gut, wenn sie sich dort profilieren. Aber ich habe auch keinen Kontakt in die zweite deutsche Liga.

LAOLA1: Wie zu keinem anderen Verein. Zur Sicherheit frage ich noch ein letztes Mal nach.

Hütter: Ich denke überhaupt, dass sich das Trainer-Karussell erst zu drehen beginnt. Ich habe meine Spuren hier in Grödig hinterlassen und darauf bin ich auch sehr stolz, dass ich das erreichen durfte. Ich habe damals einen Zweitligisten übernommen, der Siebter war, und gemeinsam haben wir für viele überraschend eine Saison später mit zehn Punkten Vorsprung den Aufstieg geschafft. Das war für mich auch der Durchbruch. Ich hätte es auch gerne mit Altach geschafft und ich möchte kein i-Tüpfelchen-Reiter sein, aber es wird mir ja oft einmal angekreidet, es dort nicht geschafft zu haben. Da muss man eben auch die Voraussetzungen kennen. Wir haben in kürzester Zeit eine Mannschaft geformt, von der heute noch Spieler dort sind. Damals herrschte zu Beginn meiner Tätigkeit nach dem Abstieg Depression und ich war auch ein junger Trainer. Alle hatten sich erwartet, wir steigen gleich wieder auf. Doch es gab Konkurrenz mit Wacker, Admira, Austria Lustenau, WAC, LASK. Ich denke, wir haben auch dort viel bewegt. Vor allem nach einem Abstieg, wo 20 Spieler den Verein verlassen haben und eine komplett neue Mannschaft aufgebaut wurde. Kapfenberg wäre später fast durchgerattert, Mattersburg tut sich jetzt als Absteiger schwer – beide haben fast 80 Prozent ihrer Bundesliga-Mannschaft im Jahr eins nach dem Abstieg beisammen. Das war in Altach komplett anders und das ist nicht so einfach, aber das sehen die Kritiker nicht.

LAOLA1: Mit Grödig haben Sie es dann in die Bundesliga geschafft.

Hütter: Darauf bin ich auch stolz, es mit einem Klub geschafft zu haben, in die Bundesliga aufzusteigen und dort diese Rolle zu spielen. Zu Beginn wollte uns ja keiner, wir wurden als „Village People“ belächelt. Wir haben die sportlich richtige Antwort gegeben und auch erfolgreiches Krisenmanagement betrieben. Wir haben im Winter Spieler verloren und nun im Frühjahr auch Verletzungspech, da sind acht Spieler nicht mehr dabei, die es im Herbst waren. Es sind viele Ergänzungsspieler am Werk. Grödig hat aber keinen Kader mit 30 Top-Spielern. Wir haben fast das ganze Frühjahr mit 16 Spielern bestritten, da haben wir nicht die Kraft und Stabilität wie etwa Rapid oder Austria. Das habe ich auch schon im Winter gesagt, zumal dort Schlüsselspieler retour kamen und die EC-Belastung wegfiel. So ist das zu erklären, was nicht bedeutet, dass ich zufrieden bin. Mich gehen nur diese Oberflächlichkeiten an, man sollte immer alles genau analysieren. Am Anfang sagten alle immer nur, dass das wegen der Euphorie so ist. Ich frage mich: Welche Euphorie? Fakt ist, wir haben sehr gut Fußball gespielt, wir haben unseren Stil kreiert und waren aktiv, haben offensiv verteidigt. Wir wollten uns einfach abheben und nicht als Aufsteiger hinten drinstehen, das ist uns sehr gut gelungen. Natürlich muss man als kleiner Verein Spieler abgeben, aber ich glaube, mit ihnen stünden wir nun anders da. Ich denke, jetzt habe ich alles gesagt (lacht).

LAOLA1: Richtig, wir danken.


Das Interview führte Bernhard Kastler