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Der Mann, der Arsenal absagte

Der Mann, der Arsenal absagte

So war das nicht geplant.

Nach dem Abgang von Stefan Maierhofer waren die Verantwortlichen des SC Wiener Neustadt auf der Suche nach einem „Brecher“. Groß und kopfballstark sollte er sein. Eben ein Typ wie der „Major“.

Wer Philip Hellquist bei der Ausübung seines Berufs beobachtet, fühlt sich aber so gar nicht an Maierhofer erinnert. Technisch feine Klinge, agil, pfeilschnell und mit 1,84 Metern zwar nicht klein, im Vergleich zu seinem Vorgänger aber dann doch.

"Können uns keinen Spieler leisten, der vorne herumsteht"

Als SCWN-Manager Günter Kreissl auf den Schweden stieß, ihn die ersten Video-Eindrücke durchaus überzeugten und von dessen Management erfuhr, dass er zu haben sei, wurde der 23-Jährige zu einem Probetraining eingeladen.

Hellquist präsentierte sich stark, nicht nur Kreissl, sondern auch Helgi Kolvidsson waren davon überzeugt, dass er weiterhelfen könnte und die Idee von einem „Maierhofer 2.0“ war verworfen.

„Wir können uns keinen Spieler leisten, der nur vorne herumsteht. Bei uns ist der Stürmer der erste Verteidiger, der muss bei der Defensivarbeit mitmachen. Er kennt das aus Schweden“, sagt Kolvidsson.

"Bin ein schneller Spieler, der viel läuft"

Nachsatz: „Meistens kriegt man im Winter nur Spieler, die unzufrieden sind oder aussortiert wurden. Bei ihm ist das anders, weil in Schweden ja eine Ganzjahres-Meisterschaft gespielt wird.“

Hellquist selbst erklärt, dass es an der Zeit gewesen sei, „etwas Neues, etwas außerhalb Schwedens“ auszuprobieren und beschreibt sich folgendermaßen: „Ich bin ein schneller Spieler, der viel läuft. Ich arbeite viel für die Mannschaft. Aber ich bin auch gerne im Strafraum.“

Dass der Stürmer mit 23 Jahren beim Schlusslicht der österreichischen Bundesliga landen würde, war so nicht vorherzusehen. Denn der Skandinavier galt einst als eines der größten Talente Schwedens.

Absage an Arsenal

Gerade einmal 16 Jahre war Hellquist alt, als er für den Stockholmer Traditionsverein Djurgardens IF debütierte. „Ich war damals der jüngste Djurgardens-Spieler der Geschichte. Es gab damals schon einen kleinen Hype“, berichtet er.

Schon davor wurde es zum ersten Mal laut um den jungen Mann: „Ich war bei Birmingham City, um ein Probetraining zu absolvieren. Ich hätte auch dorthin wechseln können, habe mich aber entschieden, bei Djurgardens bei den Profis zu spielen.“

Doch damit nicht genug: „Auch Arsenal ist gekommen und wollte, dass ich ein Probetraining bei ihnen mache. Aber da hatte ich mich schon entschieden. Ich war erst 15 Jahre alt. Ich habe mir einfach gedacht, dass es besser für mich wäre, daheim zu bleiben und die Schule fertig zu machen. Natürlich war es eine harte Entscheidung, aber ich bereue sie nicht.“

"Es war eine schwere Zeit"

In den vergangenen Jahren hat der Stockholmer in seiner Entwicklung jedoch stagniert: „Am Anfang war es super. Ich habe regelmäßig gespielt und es auch ins U21-Nationalteam geschafft. Dann wurde der Trainer gewechselt und ich habe mir den Fuß gebrochen – das war eine schwere Zeit. Letztes Jahr habe ich dann aber wieder zu meiner Form gefunden.“

Im Training und in den Testspielen hat der SCWN-Neuzugang seine Qualität bereits unter Beweis gestellt. Dementsprechend groß sind die Erwartungen.

"Es scheint viel Pressing gespielt zu werden"

Hellquist stellt aber das Team in den Mittelpunkt: „Viel wichtiger, als die Anzahl meiner Tore, ist doch, dass wir die Spiele gewinnen. Ich kenne übrigens den Abstiegskampf, war auch mit Djurgardens darin verwickelt. Damals haben wir es geschafft.“

Was in Österreich auf ihn zukommt, weiß er noch nicht so genau: „Freilich habe ich die CL-Quali zwischen Malmö und Salzburg gesehen. Ich kenne auch ein paar andere Vereine vom Namen her. Viel weiß ich aber noch nicht über die Bundesliga. Ich erwarte mir aber schnellen, aggressiven Fußball. Es scheint viel Pressing gespielt zu werden.“

Harald Prantl