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Zehn denkwürdige Derby-Untergänge

Zehn denkwürdige Derby-Untergänge

Am 15. April vor 100 Jahren sank die Titanic.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Austria, damals noch Amateure, noch kein einziges Pflichtspiel-Derby gewonnen. Es war aber auch erst ein einziges ausgetragen worden – Rapid setzte sich mit 4:1 durch.

Seit dem Untergang der Titanic haben sich die beiden Erzrivalen 299 Duelle geliefert. Viele endeten unentschieden, viele mit knappen Siegen und in manchen ging eines der beiden Teams so richtig unter.

LAOLA1 kennt zehn legendäre Derby-Untergänge:


2. Juli 1916

Das Derby war gerade einmal fünf Jahre alt, als Rapid einen echten Meilenstein setzte. Auf der Pfarrwiese in Hütteldorf war für die Amateure so überhaupt nichts zu holen, sie gingen mit 0:9 unter. „Ein höchst ungleicher Kampf“, fand die „Wiener Sonn- und Montagszeitung“. Die Gäste „bildeten aber doch nur die Staffage für einen Wettkampf Rapids, da die Hütteldorfer zu neun Zehnteln der Spielzeit über im Besitz des Balles waren“. Schmankerl am Rande: Gustav Wieser erzielte damals drei Tore, später spielte er für die Violetten.

15. Oktober 1922

50.000 Menschen waren auf die Hohe Warte gepilgert. Und sie sollten den Besuch dieser Doppelveranstaltung nicht bereuen. In den 180 Minuten bekamen sie nämlich nicht weniger als 16 Tore zu sehen. Die Vienna gewann gegen die Hakoah 4:2 und die Amateure fertigten Rapid mit 7:3 ab. Die Hütteldorfer hatten aber immerhin eine gute Ausrede für die Pleite parat: Ihr Superstar Josef „Pepi“ Uridil hatte nicht gespielt.

2. März 1930

Am Ende der 90 Minuten mag so mancher Rapid-Anhänger heilfroh über den dichten Nebel gewesen sein. Denn so konnte diese grausame Niederlage nur zum Teil gesehen werden. Die Hütteldorfer lagen auf der Pfarrwiese bereits mit 3:0 in Führung. Noch vor der Pause glich die Austria aus. Doch es sollte für den SCR noch viel schlimmer kommen. Nach der neuerlichen Führung der Hausherren drehte der FAK so richtig auf und ging letztlich mit einem 8:4-Sieg vom Feld. Nicht zuletzt dank Matthias Sindelar, der drei Tore erzielte.

23. August 1942

Mitten in die Wirren des Zweiten Weltkriegs fällt der höchste Derby-Sieg in der Geschichte. Beide Teams traten nicht in Bestbesetzung an, vielmehr wurden die Mannschaften aus Fronturlauber, Gastspielern und Nachwuchs-Kickern gebildet. Dennoch kamen 22.000 Zuseher ins Wiener Stadion. Die Rapid-Fans unter ihnen sollten es nicht bereuen – ihr Team gewann mit 10:1.

23. November 1947

Man könnte meinen, die Violetten wären mit einer richtig breiten Brust ins Praterstadion gekommen. Die vier Ergebnisse vor dem Derby: 8:0 im Test gegen Neunkirchen, 7:0 in der Liga gegen den FC Wien, 7:0 in der Liga gegen den WAC und 8:0 im Cup gegen Rapid Oberlaa. Und dann kam Leopold Ströll. Vor 53.000 Fans schoss er die Austria fast im Alleingang ab, erzielte in 59 Minuten vier Tore. Am Ende siegte Rapid mit 7:2. Trostpflaster für den FAK: Es war die letzte Derby-Niederlage in diesem Jahrzehnt.

11. Oktober 1969

Schon vor dem Duell war bei Rapid Feuer am Dach. Am Donnerstag gab es eine Krisensitzung, der Samstag verschlimmerte die Lage dann noch einmal erheblich. 6:0 für die Austria! Der höchste Derby-Sieg der Violetten in der Geschichte. Die Torschützen: Hickersberger (3), Parits, Fiala und Riedl. „Der Sieg der Austria war auch in diesem Ausmaß verdient, da die Hütteldorfer völlig demoralisiert zusammenbrachen und einen inferioren Gegner abgaben“, berichtete das „Volksblatt“. Die SCR-Anhängerschaft dürfte es geahnt haben, blieb der Partie weitgehend fern – 16.000 Menschen waren im Praterstadion zugegen. Kurz darauf war Trainer Karl Rappan Geschichte.

12. April 1974

Eigentlich hätte die Austria gewarnt sein müssen. 25 Tore hatte dieser 21-jährige Bursche in der Meisterschaft schon erzielt, als er in der 26. Runde mit Rapid ins Praterstadion kam. Und auch diesmal hatte er sein Visier perfekt eingestellt, ließ der violetten Abwehr so überhaupt keine Chance. Mit dem Schlusspfiff zeigte die Anzeigetafel einen klaren 4:0-Erfolg Rapids an. Alle vier Tore hatte ein junger Stürmer erzielt. Sein Name: Hans Krankl. Nur fünf Tage später revanchierte sich die Austria übrigens mit einem 6:2-Sieg im Cup. Krankl traf „nur“ ein Mal.

22. Oktober 1978

Den Rapid-Fans schliefen an diesem Sonntag-Vormittag nicht nur die Gesichter, sondern offenbar auch die Arme ein. Ihre Grün-Weißen wurden im Praterstadion so richtig vorgeführt, der Endstand von 5:1 war sogar noch schmeichelhaft. Da hatte im Praterstadion niemand mehr Lust, die Rapid-Viertelstunde einzuklatschen. Auf diese Tradition wurde einfach verzichtet. Gerne an diesen Tag erinnert sich Thomas Parits, dem zwischen der 8. und 33. Minute ein lupenreiner Hattrick gelang. Gefeierter Held war allerdings Herbert Prohaska, der eines seiner allerbesten Spiele im violetten Trikot ablieferte.

28. März 1981

Meister 1978, 1979, 1980 und 1981 – die Austria war zu diesem Zeitpunkt unumstritten das beste Team Österreichs. Angesichts dieser Dominanz rieben sich die Veilchen ordentlich die Augen, als sie Ende März so richtig aus dem Weststadion geschossen wurden. Hans Krankl agierte in Hochform, erzielte zwei Treffer selbst und glänzte beim 5:1-Sieg der Hütteldorfer auch sonst. Die „Arbeiter-Zeitung“ stellte „Krisenstimmung, ja beinahe Panik bei der Austria“ fest. Es war eine Trendwende – von den kommenden zehn Derbys verlor der SCR nur ein einziges.

14. Oktober 1995

Sieben Punkte Vorsprung auf Verfolger Sturm Graz, elf auf die krisengeschüttelte Austria. Rapid ging als klarer Favorit ins 203. Wiener Derby. Nicht ganz zwei Stunden später war wieder einmal erwiesen, dass Duelle der beiden Erzrivalen ihre eigenen Gesetze haben. Der SCR kassierte eine empfindliche 1:4-Niederlage. Besonders bitter für die Hütteldorfer Fans, die bereits lange vor Schlusspfiff in Scharen das Weite suchten: Mit Peter Pacult brachte ein Ex-Rapidler die Violetten in Führung und Feindbild Andreas Ogris gelang in Hälfte zwei ein Doppelpack.


Zusammengestellt von Harald Prantl