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"...wenn die Leute wieder Becher werfen"

In der ersten Emotion nach einem hitzigen Fußball-Spiel sind den Protagonisten schon oftmals Wortspenden entwischt, die sie bald wieder bereut haben.

So weit, so wenig dramatisch. Nach dem Abbruch-Skandal bei Wacker Innsbruck gegen Sturm Graz stellt sich jedoch die Frage, wo die Grenze zwischen Emotion und Unvernunft zu ziehen ist.

Und vor allem, ob sie nicht überschritten wurde.

Umstrittene Kirchler-Aussagen

Denn Roland Kirchler, Trainer der Tiroler, kamen Gedankengänge über die Lippen, über die man zumindest diskutieren muss. Beispiele gefällig?

„Ich verzichte freiwillig auf einen Stürmer oder einen Verteidiger, wenn die Leute jedes Mal ins Tivoli kommen und wieder Becher werfen.“

„Wie die Leute mitgegangen sind! Nicht der harte Kern hat heute randaliert, sondern die normalen Leute auf der Osttribüne, die normalerweise nur dasitzen und gar nichts machen. Wenn wir die Leute einmal zu solchen Emotionen bringen, sind wir am richtigen Weg.“

Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn – nur als Beispiel – die Chefcoaches von Rapid oder Austria nach einem von den eigenen Fans provozierten Abbruch solche Aussagen tätigen und die eigene Anhängerschaft quasi zur Wiederholung dieses Fehlverhaltens auffordern.

„Schiedsrichter hätte es diplomatischer lösen können“

Nun lässt sich darüber diskutieren, ob Referee Manuel Schüttengruber die Partie in der Nachspielzeit wirklich abbrechen musste, oder ob ein einfacher Schlusspfiff nicht gereicht hätte.

„Ich lehne es ab, wenn Bierbecher fliegen, auf der anderen Seite hätte man das von Seiten des Schiedsrichtergespanns diplomatischer lösen können“, fand Wackers Sportdirektor Oliver Prudlo.

Fakt ist jedoch auch, dass nicht nur Bierbecher auf den Rasen des Tivoli-Stadions flogen, wie es die Innsbrucker Verantwortlichen darzustellen versuchen.

„Mein Assistent wurde mit Wurfgegenständen beworfen. Zum Glück ist nichts passiert. Aber es kann einfach nicht sein, dass Leute geschlossene Plastikflaschen, volle Bierbecher, Feuerzeuge und Eisenstangen auf das Feld werfen, ohne dass irgendetwas passiert“, rechtfertigte Schüttengruber seine Vorgehensweise.

Der Oberösterreicher verwies zudem auf den Umstand, dass er vor dem Abbruch bereits zwei Mal in die Kabine gegangen sei, um die Lage zu beruhigen, und Stadiondurchsagen veranlasst habe.

„Becherwürfe passieren seit 100 Jahren“

Bei Wackers Klubvertretern stieß er damit auf taube Ohren. „Becherwürfe gehören nicht zu diesem Sport, passieren aber seit 100 Jahren, seit es den Fußball gibt. Wir tun immer so, als ob es jetzt das erste Mal wäre“, ärgerte sich etwa Gerald Schwaninger gegenüber „Sky“.

Laut Meinung des Innsbrucker Geschäftsführers würden „auch nächste Woche wieder Becher reinfliegen, außer wir bauen Käfige. Das wollten wir nicht mehr, und das ist jetzt eben die Konsequenz daraus, dass etwas reinfliegen kann, wenn es irgendwo hochgeht. Das können wir alle nicht verhindern.“

Wacker droht nun eine Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro. Aus der ursprünglichen 0:1-Niederlage wird wohl eine 0:3-Strafverifizierung.

„Im Fußball sind wir Männer“

„Wieder zwei Minustore mehr“, stellte Kirchler fest, der nach Schlusspfiff auch das Schiedsrichter-Team in sein Gebet einschloss:

„Wenn ein Becher geworfen wurde, der niemanden trifft, kann man ja noch zwei Minuten fertig spielen lassen. Im Fußball sind wir Männer und auch die Schiedsrichter sollten vielleicht einmal Manns genug sein und so ein Spiel zu Ende spielen und nicht in der 92. Minute abbrechen.“

Wie gesagt: Wenn es nur ein Becher beziehungswiese nur Becher gewesen wären.

Man könnte meinen, "echte Männer" können weiter als bis eins zählen, gerade wenn es um Bier geht…