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"Wir sind eine bodenständige Mannschaft"

Vor allem einer konnte es nicht mehr erwarten.

Der Stadionsprecher in der Wörthersee-Arena gab noch während des Spiels gegen Meister Salzburg seine Vorschläge für Sprechhöre ab, weshalb sich auch er wohl noch etwas anhören müssen wird.

Aber in einem Punkt hatte die WAC-Stimme Recht: Der Blick auf die Tabelle ist für Kärnten ein wunderschöner. Noch nie konnte sich ein Team aus dem südlichsten Bundesland Österreichs nach einem Spieltag an die erste Position setzen, Didi Kühbauers Truppe hat es am Sonntag geschafft.

„Es ist eine Sensation“

„Es ist schön, wenn man vor 20.000 Zuschauern spielt. Sie sind hinter uns gestanden, um diese Sensation zu schaffen und es ist eine Sensation“, war der Burgenländer nach der Partie euphorisiert.

Ohne aber „nach einem Super-Spiel“ zu vergessen, wer der WAC ist. „Aber auch wenn wir Tabellenführer sind, wissen wir, dass Salzburg die fußballerisch klar bessere Mannschaft ist.“

Sensation ja, aber auch Bodenhaftung. Das ist, was der WAC nach dem Sieg im Liga-Gipfel fühlte.

„Es ist ein sehr schönes Gefühl“, meinte Boris Hüttenbrenner über die Tabellenführung, doch hielt wenig später auch fest: „Wir sind eine bodenständige Mannschaft.“

Für Altmeister Joachim Standfest bedeutet dieser Sieg in erster Linie „drei Punkte“ und auch die weitere Gewissheit: „Unsere Ziele bleiben unverändert.“ Der Steirer merkte an, dass „wir offensiv nicht gut gespielt haben, aber wir waren defensiv perfekt.“ Man habe also noch Luft nach oben.

WAC-Gameplan ging auf

Trainer Kühbauer, der schon einmal mit der Admira nach einem Sieg gegen Salzburg die Tabellenführung übernahm, aber selbige verständlicherweise nicht halten konnte, sang nach der Partie ein Loblied auf seine Mannschaft, die sich vor allem taktisch und kämpferisch toll präsentierte.

„Ich muss der Mannschaft ein riesiges Lob aussprechen. Salzburg ist in Österreich die fußballerisch beste Mannschaft und wir wussten, dass wir wenig Ballbesitz haben werden. Wir wollten es auf Konter und Standards auslegen und defensiv haben wir wenig zugelassen, das spricht für uns.“

Tatsächlich ging der Matchplan auf. Jacobo legte mit seinen gefährlichen Freistoß-Flanken das Tor von Tadej Trdina auf und sorgte wenig später wieder auf diese Art für die nächste große Chance vor der Pause. Mit sechs Kopfball-Treffern hält der WAC übrigens den Liga-Bestwert.

In der Defensive wurde das Zentrum zugemacht, Salzburg tat sich schwer und kam nur in der Anfangsphase durch Kapitän Jonatan Soriano zu einer riesigen Chance in der ersten Hälfte.

„Salzburg war vor dem Tor, aber die großen herausgespielten Chancen waren nicht dabei. Die Mannschaft hat eine taktisch einwandfreie Leistung gebracht“, freute sich Kühbauer, für den der Ausschluss gegen Christopher Wernitznig nach dessen Brutalo-Foul das Spiel nicht großartig änderte.

„Man hat eine gute Mischung“

„Es wurde sicher nicht leichter. Aber die zwei Linien sind gleich geblieben, es hat ein Stürmer gefehlt, deswegen war es möglich, drüber zu kommen. Dass man gegen Salzburg keine Chancen zulässt, diese Mannschaft würde ich gerne in Österreich sehen, die das schafft. Die Spieler sind über ihre Grenzen hinausgegangen, das war auch notwendig, um zu bestehen.“

Vom Körperlichen und Taktischen wusste der WAC einmal mehr in dieser Saison zu überzeugen, Neuzugänge wie Trdina oder Manuel Weber haben sich perfekt in das Kühbauer-System eingefügt. Für das zentrale Mittelfeld hat man zudem noch mit Peter Tschernegg  und Manuel Seidl zwei weitere Spieler dieser Art, die aber noch verletzt sind. Das Kollektiv funktioniert als solches.

Auch Salzburg-Trainer Hütter streute Rosen: „Der WAC hat sich gut verstärkt und verfügt über eine Mischung aus jungen und routinierten Spielern. Es gibt immer eine Überraschungsmannschaft. Ich hätte aber nicht erwartet, dass sie nach acht Runden Tabellenführer sind. Großer Respekt.“

Geträumt wird nicht

Zumindest diese Woche können die „Wölfe“, die erst 2012 aufgestiegen waren und vor einem Jahr noch im Tabellenkeller standen, den Blick von ganz oben nach unten genießen. Und genießen ist dieser Tage ein geflügeltes Wort rund um Wolfsberg und den Wörthersee.

„Wir müssen den Moment genießen, auch wenn sich das abgedroschen anhört. Aber es ist so“, verweist Kühbauer weiterhin auf harte Arbeit, mit der man sich auch in diese Position gebracht habe.

Zu träumen beginnen wird der WAC-Coach wohl nie.

„Eine bessere Position hätte man sich nicht vorstellen können, aber ich will nicht über Dinge reden, wenn noch so viele Runden zu spielen sind. Es wäre kein positives Signal an die Spieler, wenn wir sagen würden, wir müssten in die Europa League rein. Der WAC muss sich bewusst sein, dass er immer alles von der körperlichen Seite aufbringen und auch spielerisch etwas dafür tun muss. Wir haben uns nun sehr viel Respekt erarbeitet, aber es wird jetzt sicher nicht einfacher werden.“

Ein oder zwei Mal nach Klagenfurt

Und eines gab der Coach den Spielern mit: „Ich hätte nur ein Problem, nämlich wenn man glaubt, ob der Tabellensituation Favorit zu sein und nicht das zu tun, was man tun muss. Der Druck ist immer da, weil die Jungs so eine Situation noch nicht erlebt haben.“

Vor 20.000 haben die meisten in einem Pflichtspiel auch noch nie gespielt. Für WAC-Boss Didi Riegler („Ein Super-Gefühl“) ist bei „Sky“ klar: „Wolfsberg wird immer unsere Heimstätte bleiben, aber ich glaube, es ist nicht das letzte Mal, dass wir hier spielen. Wenn man erwarten kann, dass 15.000 Leute kommen, wird es vielleicht öfter passieren. Ein, zwei Mal im Jahr ist es machbar, öfter möchte ich es nicht zumuten.“

Am Sonntag hat es sich nicht nur wirtschaftlich ausgezahlt, sondern auch vollends sportlich. Der 1:0-Sieg gegen Meister Salzburg, einer für die Kärntner die Geschichtsbücher.

 

Bernhard Kastler