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"Wir haben noch mehr Potenzial"

„Er ist für mich der spannendste Spieler, den ich je gesehen habe“, sagte Jone Mathisen, sein Trainer beim Drittligisten Egersunds IK.

„Er kann auf alle Fälle ein einflussreicher Offensivspieler Norwegens werden“, sagte Age Hareide, sein Trainer beim Erstligisten Viking Stavanger.

Zu diesem Zeitpunkt war Valon Berisha gerade einmal 17 Jahre alt. Nicht umsonst gilt der Salzburg-Legionär als eines der größten Talente im Land der Elche. Auch weil er seit jeher Frühstarter ist.

Sechs Wochen nach seinem 17. Geburtstag gab der heute 19-Jährige sein Profi-Debüt für Viking Stavanger in der norwegischen Tippeligaen, noch in derselben Saison feierte er sein Startelf-Debüt.

Berishas rasanter Aufstieg

„Wenn ich Valentino Lazaro  sehe, sehe ich mich, wie ich in diesem Alter in der Kampfmannschaft in Norwegen gespielt habe“, erinnert sich Berisha im Gespräch mit LAOLA1 mit einem Lächeln zurück.

Kein Wunder, war doch der Aufstieg des variablen Offensivspielers mehr als rasant.

Berishas Eltern stammen aus dem Kosovo, die Anfang der 90er den Kriegswirren entflohen sind und nach Skandinavien auswanderten. Valon wurde 1993 im schwedischen Malmö geboren. Sein ein Jahr jüngerer Bruder Veton, der noch bei Stavanger spielt, bereits in Norwegen.

In Egersund lernte Valon Berisha das Kicken und wechselte mit 14 Jahren vom Drittligisten zum eine Autostunde entfernten Oberhaus-Klub nach Stavanger. Von da an nahm alles seinen (Erfolgs-)Lauf.

Zwölf Einsätze in der (Ganzjahres-)Saison 2010 folgten 28 von 30 eine Spielzeit später. 2012 gab Berisha mit nur 18 Jahren sein Debüt für die norwegische Nationalmannschaft, für die er sieben Mal auflief und zuletzt beim Testspielsieg Mitte November in Ungarn einen Treffer beim 2:0 auflegte.

Salzburg-Sportdirektor Ralf Rangnick bezeichnete seinen Schützling bei dessen Präsentation im Juli als „Fixpunkt des A-Teams“. Das unterstreichen auch seine Einsätze beim A-Team Mitte Oktober, wo er in zwei Spielen 16 Minuten spielte und nicht dem U21-Team im EM-Playoff zur Verfügung stand.

Unverzichtbar geworden für Salzburg

Norwegen schaffte es dennoch zur U21-EM. In Salzburg ist Berisha kaum mehr wegzudenken. Nicht nur wegen seines famosen Einstands mit vier Treffern in den ersten sechs Spielen. Gemeinsam mit Sadio Mane ist der Neuzugang hinter Jonathan Soriano (13) Salzburgs Nummer zwei in dieser Hinsicht.

Berisha und Nielsen kehren Salzburg nur für das Bild den Rücken

Was die beiden und Lazaro noch verbindet? Jung und hungrig nach Erfolg zu sein. Der aufgrund des großen Umbruchs nicht unbeachtliche Herbst der Salzburger Bullen, soll lange nicht das Ende sein.

„Wir haben sicherlich schon einige sehr gute Spiele abgeliefert, aber wir haben noch mehr Potenzial“, droht Berisha auch der Austria, „die gegen uns noch nicht gewonnen hat –  und wir haben noch eine halbe Saison. Wir sind auf gutem Wege, wir müssen aber noch eine Schippe drauflegen“.

Langfristiges Ziel Deutschland

Das kurzfristige Ziel liegt für den Offensivspieler auf der Hand: „Wir wollen die nächsten zwei Spiele noch gewinnen, danach können wir uns ein wenig entspannen, um im Frühjahr voll anzugreifen.“

Berisha könnte zu diesem Zeitpunkt auch in England spielen, hatte er doch früher auch Angebote von Aston Villa und auch Manchester City, entschied sich aber dagegen. Im Sommer passte der Schritt nach Salzburg: „Ich habe vorher nicht so viel über den Klub gewusst, aber ich habe mit vielen Spielern vorab gesprochen und sie haben mir gesagt, Red Bull Salzburg wäre ein guter Start für mich.“

Ein Start für eine große internationale Karriere? Die Anlagen hat der technisch beschlagene und dynamische Spieler allemal. An der Motivation scheitert es definitiv auch nicht.

„Ich möchte hier jetzt die nächsten Jahre einmal erfolgreich spielen, will mit Salzburg in die Champions League und mich auch als Spieler weiterentwickeln. Dann möchte ich gerne den nächsten Schritt machen“, erfüllt Berisha Rangnicks Profil des jungen, hungrigen Neuzugangs, der sich mit der Zeit für höhere Aufgaben empfehlen soll, voll und ganz.

Eine Traum-Liga hat Berisha bereits: „Die deutsche Bundesliga finde ich sehr interessant.“

Sein Ex-Stavanger-Trainer Hareide, der eingangs zu Wort kam, und auch fünf Jahre norwegischer Teamchef war, meinte 2010: „Er hat zweifellos das Zeug, der neuer Roar Strand zu werden.“

Roar Strand ist der einzige Norweger, der auf 100 Champions-League-Spiele kam.

 

Bernhard Kastler

Zudem stand Berisha seit seinem Debüt in allen 14 Spielen in der Startelf und legte sechs Treffer auf, keiner hat in der Mozartstadt mehr Torvorlagen zu Buche stehen. Auch in Sachen Torschüsse (27) findet sich der Norweger hinter Soriano (70) gemeinsam mit Martin Hinteregger auf Platz zwei.

„Technik,  Speed sowie Ballbehandlung sind besonders. Er galt damals schon in jungen Jahren als speziell“, sagte einst  Egersund-Trainer Mathisen. Hierzulande gilt Berisha auch als Liga-Bereicherung.

Wie sieht der Protagonist selbst die Liga nach einem guten halben Jahr? „Die Top-Teams wie Austria, Rapid oder auch Ried, das ziemlich gut ist, spielen auf einem hohen Level. Aber ich denke, wenn wir 100 Prozent auf den Platz bringen, dann schlagen wir diese Teams.“

„Wir haben eine gute Kombination“

Berisha ist angetan von seinen Kollegen, seiner nicht mehr ganz so neuen Mannschaft. Die Mischung passt: „Wir haben eine gute Balance, was junge und alte Spieler betrifft. Die Älteren unterstützen uns sehr und wir als Junge geben ihnen die für uns typische Energie. Das ist eine gute Kombination.“

Der Spirit innerhalb der Mannschaft passt, auch weil sich Spieler wie Berisha schnell einlebten. „Er hatte in der Schule Deutsch. Er gliedert sich sehr gut ein, ist sehr bemüht“, meinte etwa Florian Klein schon vor wenigen Monaten. Zudem kam Berisha nicht alleine nach Salzburg, was auch half.

Mit Havard Nielsen kam sein Teamkollege, den er seit seinem 15. Lebensjahr kennt, aus Stavanger mit. „Er ist der Boss“, lacht Berisha, als der Blondschopf nach dem Austria-Spiel „erlaubt“, mit LAOLA1 das Gespräch zu führen. Eng befreundet ist Berisha auch mit Salzburg-Juwel Lazaro.

„Wir haben schnell eine enge Freundschaft miteinander geschlossen. Er ist ein guter Typ“, erzählt Berisha, der abseits des Rasens mit den beiden am meisten Zeit verbringt. Zudem wohnen die beiden „norwegischen Krieger“ (Rangnick) auch in einer gemeinsamen Wohnung.