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"Habe nicht erwartet, dass es so schnell geht"

Wie doch die Zeit vergeht…

Im Herbst 2001 war der Kampf um die Tabellenspitze eine Sache zwischen dem SK Sturm und dem FC Tirol. Das Team von Kurt Jara gab sich keine Blöße, die Grazer hängten sich in den Windschatten.

Am 29. Oktober setzten die Schwarz-Weißen schließlich den Schlusspunkt einer imposanten Serie von elf Ligaspielen ohne Niederlage.

Charles Amoah und Mario Haas trafen in Liebenau zum 2:1-Sieg, Ivica Vastic ließ sich keine Worte zu einer Vertragsverlängerung entlocken – und der Gegner?

Der hieß Austria Wien.

Sturm auf der Jagd nach der Serie

Am Sonntag ist Sturm in Favoriten am Weg, dieser Serie näher zu kommen. Derzeit sind es neun Partien en suite ohne Pleite. Für eine Mannschaft, die sich seit Sommer im Umbruch befindet, eine bemerkenswerte Leistung.

Bestmarken aus den Spielzeiten 2007/2008 und 2009/2010 hat man damit eingestellt, in der letzten Meistersaison gelang ein ähnliches Kunststück nie.

Sturm ist, diesmal im Schatten der Veilchen, ein Team der Stunde, auch wenn die Tabelle und die nicht verstummen wollenden, internen Misstöne nicht unbedingt darauf schließen lassen.

Zieht man nämlich nur die letzten neun Runden heran, liegen die Grazer mit 19 Punkten auf Platz zwei hinter der Austria mit 21 Zählern.

„Haben uns das Glück erarbeitet“

Ein Spieler, der quasi mit mit dem ersten Spiel der Serie auf den schwarz-weißen Erfolgszug aufgesprungen ist, heißt Tobias Kainz.

Der Heimkehrer aus Holland stand bei allen neun Partien, einmal länger, einmal kürzer am Feld und ist aus dem System von Peter Hyballa nicht mehr wegzudenken.

„Dass dieser Lauf zustande kommt, hat natürlich auch ein bisschen mit Glück zu tun, aber das haben wir uns auch hart erarbeitet“, sagt der 20-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

Einen Monat nach seinem Wechsel von Heerenveen feierte er im Cup gegen Schwechat sein Debüt und spielte sich in das Herz des Trainers. Gleichzeitig stabilisierte sich die gesamte Mannschaft.

Kainz kommt und der Kapitän wird überflüssig

Mit seinen Leistungen ist er grundsätzlich zufrieden, Verbesserungspotenzial sieht der U21-Teamspieler aber noch im Spiel nach vorne.

„Da kann ich sicher mehr machen und versuchen öfter zum Abschluss zu kommen“, wartet Kainz noch auf seinen ersten Scorerpunkt.

Dass gerade er als letzter Neuzugang so eine tragende Rolle spielt, macht den gebürtigen Feldbacher aber stolz. „Ich hab auch nicht erwartet, dass es so schnell geht und ich mich so schnell einlebe und akklimatisiere.“

Seine Leistungen haben nicht nur Trainer und Fans erfreut, sondern auch mit dafür gesorgt, dass Hyballa für Kapitän Manuel Weber keine Verwendung mehr findet und dieser vor dem Abschied steht.

Sportdirektor Ayhan Tumani kündigte zwar für alle Kaderspieler an, dass am 7. Jänner Trainingsstart ist, ob das aber auch im Sinne des, zu seinen Abwanderungsgelüsten schweigenden, Weber ist, darf bezweifelt werden.

„Das sind doch schöne Spiele“

Beim 1:0-Sieg von Sturm bei der Austria in Runde zwei stand Weber noch 90 Minuten am Feld. Kainz befand sich da noch mehrere hundert Kilometer entfernt in den Niederlanden.

Die Stärke der Violetten blieb ihm in weiterer Folge natürlich nicht verborgen.

„Sie stehen nicht umsonst an der Spitze“, stellt er klar. Besonders Torjäger Philipp Hosiner scheint derzeit alles aufzugehen „Unsere Verteidiger haben aber auch gezeigt, dass sie derzeit einen sehr guten Job machen“, entgegnet Kainz.

Das Selbstbewusstsein stimmt derzeit in Graz also. Auch im Hinblick auf das Spiel. „Das sind doch immer schöne Spiele, wenn man weiß, dass man auf einen starken Gegner trifft.“

Sein Wort in des Fußballgottes Ohr.

 

Andreas Terler

Erfolg braucht Zeit

Aus der Harakiri-Offensive in den ersten Runden wurde effektiver Fußball nach vorne, mit der notwendigen Sicherheit in der Defensive.

Man könnte sagen, dass sich die Idee des neuen Trainerteams und die Fähigkeiten der einzelnen Spieler im Laufe dieses Herbsts Stück für Stück näher gekommen sind.

„Es ist grundsätzlich immer so, dass es eine Zeit braucht, bis die Arbeit Früchte trägt, wenn ein neuer Trainer zu arbeiten beginnt. Mit der Zeit verstehen sich die Spieler untereinander besser und verstehen auch, was der Trainer will“, erklärt Kainz den Kennenlernprozess in Graz.

Schließlich unterscheidet sich die Trainersprache von Sportskamerad Hyballa doch stark von jener seines Vorgängers. Oder sie tat es zumindest.

Beim 1:1 gegen Red Bull Salzburg war die Grundformation nämlich doch ein 4-4-2 mit Doppelsechs – altbekannt aus den letzten Saisonen unter Franco Foda.

Andere Formationen, gleiche Aufgaben

Bei Hyballa ist Sturm aber variantenreicher geworden. Neben zwei stabilen Ketten, kann es im Mittelfeld auch einmal eine Raute sein oder auch drei Spieler ganz vorne.

Die Formationen ändern sich, die Position von Kainz bleibt die gleiche. Und auch seine Aufgabe.

„Ich versuche einfach den Ball so schnell wie möglich zurück zu gewinnen. Da kriegt man mit der Zeit auch ein Gefühl dafür, ob man jetzt den Ballführenden gleich attackieren kann, oder ob man nicht mehr hinkommt.“

Das einzige, was sich bei verschiedenen Grundausrichtungen ändert, sind die Anspielstationen. „Beim 4-3-3 gibt es einfach Flügelspieler, die permanent außen sind. Ansonsten ändert sich für mich nichts“, meint Kainz, der Hyballas Spielweisen mag: „Das macht uns nur flexibler.“