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Salzburg und Grödig: Wenn das Gute liegt so nah

Salzburg und Grödig: Wenn das Gute liegt so nah

In Tagen wie diesen ist Synergie ein geflügeltes Wort. Vor allem im Kontext der Schwestern-Klubs in Salzburg und Leipzig.

Red Bull betreibt bekanntlich beide Vereine, die in Österreichs höchster bzw. Deutschlands zweiter Spielklasse agieren.

Diverse Leihgeschäfte zwischen den beiden Standorten wurden dabei zuletzt ein ums andere Mal kritisch beäugt.

Die Synergien

Unter der Woche nahm der Sportchef beider Klubs, Ralf Rangnick, Stellung dazu.

"Spieler zu verleihen ist international gängig und nicht ungewöhnlich, vielleicht nur, wenn es von einem deutschen Zweitligisten zu einem österreichischen Erstligisten passiert. Aber wir wollen natürlich die Synergien so gut wie möglich nützen. Sonst wären wir ja dumm."

Man nutzt auch auf andere Weise Synergien. So sind die "Bullen" auch eine Regelung umgangen und haben mit dem FC Liefering ein Farmteam in der Ersten Liga. Juristisch gesehen handelt es sich um einen anderen Klub.

Grödig profitiert auch

Dort haben die Nachwuchs-Talente die Chance, im österreichischen Profi-Fußball Fuß zu fassen. Danach gibt es zwei Möglichkeiten: Man bekommt Einsätze bei den Profis, wie zuletzt Nils Quaschner etwa auch im CL-Quali-Hinspiel in Baku und in der Liga in Wiener Neustadt.

Oder man lässt sich verleihen: Wie etwa Taxiarchis Fountas oder Yordy Reyna, die damit dennoch in der Bundesliga Spielpraxis sammeln können.

"Hier geht ein ganz großes Dankeschön an den FC Red Bull Salzburg, durch dessen Entgegenkommen dieser Leihvertrag erst möglich wurde", hieß es damals im Fall von Reyna in der Grödig-Presseaussendung zur Bekanntgabe des Wechsels.

Geben und Nehmen

Manager Christian Haas macht bei LAOLA1 auch keinen Hehl daraus, dass die beiden Klubs, die 20 Autominuten voneinander entfernt sind, weniger Rivalität verbindet als andere Teams.

"Wir profitieren voneinander“, sagt der 35-Jährige, der vor allem mit Koordinator und Rangnick-Assistent Christoph Freund ein "freundschaftliches Verhältnis" pflegt.

Dieser war auch für Pasching Ansprechpartner, das mit Salzburger Unterstützung professionell geführt wurde. Als die Profis dort im Unklaren waren, wie es denn weitergehen würde, fuhren sie zu Freund und ließen sich von ihm ins Bild setzen.

Die Profi-Spieler haben mittlerweile allesamt Pasching verlassen. Dort trainiert nun der LASK und die Spielgemeinschaft bildet dessen Amateurteam.

Weil im Fall von Salzburg und Grödig das Gute so nah liegt, unterstützt man sich gegenseitig, etwa auch, wenn es um den Spielort geht.

So wich der SVG für die Europa League in die Red-Bull-Arena aus, der FC Liefering dafür an den Fuße des Untersbergs.

"Geschenkt wird uns aber nichts"

„Der Deal ist mit Salzburg und dem Stadionbetreiber zustande gekommen", zeigt sich Haas mit dem Geben-und-Nehmen-Prinzip zufrieden. Das ist eben auch am Personalsektor der Fall.

Trainer Adi Hütter wurde sozusagen für Salzburg aufgebaut, dafür konnten die Grödiger Sandro Djuric und Robert Völkl vom FC Liefering gewinnen.

"Geschenkt wird uns aber nichts. Für beide haben wir eine Ausbildungsentschädigung bezahlt", betont Haas, der sich ab Montag mit Trainer Michael Baur über weitere Verstärkungen (u.a. Stürmer) unterhält.

"Ein Auge nach Liefering werfen"

Nichtsdestoweniger will der am Donnerstag aus der Europa League ausgeschiedene Sensations-Aufsteiger der vergangenen Saison ("Das war eine Riesen-Chance") sich natürlich auch weiter bei Liefering umschauen.

 „Unser Ziel ist es, jungen Trainern und Spielern eine Plattform zu bieten und da werfen wir natürlich auch ein Auge auf Talente bei Liefering, die in Zukunft den Sprung zu Red Bull nicht schaffen."

Nur bei den vier Saison-Derbys hört die Freundschaft am Platz freilich auf. Das weiß auch Hütter, für den es ob seiner Vergangenheit "natürlich ein besonderes Spiel" ist.

Auch Hütter hält Kontakt

„Der Kontakt ist noch immer aufrecht, das ist ganz normal. Ich schaue mir auch immer wieder Spiele an. Während den 90 Minuten ist die Freundschaft beendet. Grödig kann abseits dieser Duelle viele andere Spiele gewinnen."

Und danach ist man gewiss wieder befreundet. Oder wie es so schön heißt: Man nützt Synergien.

 

Bernhard Kastler