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Das unangenehme Gefühl gegen das "eigene" Team

Das unangenehme Gefühl gegen das

Auch einem rhetorisch geschickten Trainer wie Franco Foda kann einmal ein Versprecher passieren.

„Es war während des Spiels ein sehr unangenehmes Gefühl, gegen die eigene Mannschaft zu spielen“, rekapitulierte der Kaiserslautern-Coach, um sich umgehend selbst zu korrigieren, „gegen die Ex-Mannschaft, wo du jahrelang selbst gespielt hast und als Trainer tätig warst. Deswegen war ich froh, als das Spiel rum war.“

15 Jahre Sturm Graz lassen den 47-Jährigen augenscheinlich auch über ein Jahr nach seinem wenig schönen Abgang im April 2012 noch nicht ganz los.

Zu sehr prägte ihn die Zeit beim steirischen Traditionsverein, dessen erfolgreichste Ära er wiederum erst als Spieler und später als Trainer mitprägte.

„Wollen natürlich wieder vorne mitmischen“

Am Freitag traf Sturms Meistermacher von 2011 in einem Testspiel in Kumberg erstmals als Gegner auf die „Blackies“. Kaiserslautern behielt völlig verdient durch frühe Tore von Albert Bunjaku (4.) und Mohamadou Idrissou (16.) die Oberhand, hätte sogar noch deutlicher gewinnen können.

Foda präsentierte sich sehr zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft. Nach dem in der Vorsaison erst in der Relegation gegen Hoffenheim verpassten Aufstieg scheinen die „Roten Teufel“ für einen erneuten Anlauf in Richtung deutsche Bundesliga gut gerüstet.

„Wir wollen natürlich wieder vorne mitmischen“, bekräftigt der Übungsleiter, der schon als Spieler den Lauterer Dress getragen hatte und sich mit seinen Schützlingen derzeit im Trainingslager in Bad Waltersdorf befindet – eine Umgebung, die er aus seiner Zeit bei Sturm bestens kennt.

Dort verpasst er seiner Elf den Feinschliff für den Liga-Auftakt gegen Paderborn in zwei Wochen: „Ich bin der Überzeugung, wenn alle Spieler topfit sind, haben wir eine sehr gute und schlagkräftige Mannschaft. Es gibt natürlich noch sieben, acht andere Mannschaften mit den gleichen Ambitionen. Bis jetzt haben wir eine gute Vorbereitung gespielt. Jetzt wird es wichtig sein, in den letzten zwei Wochen noch einmal konzentriert zu arbeiten. Dann sind wir gerüstet für die kommende Saison.“

Wiedersehen mit alten Bekannten in Deutschland

Selbstbewusstsein gepaart mit der nötigen Portion Understatement – Sätze wie diese kennt man noch gut aus seiner Zeit in Graz.

Foda-Autogramme waren in Kumberg sehr begehrt

Während seiner knapp sechs Saisonen als Sturm-Coach garantierte der Disziplinfanatiker eine gewisse Stabilität im Verein, obwohl selbiger in dieser Phase teilweise durchaus unruhige Zeiten mitmachte. Die vergangene Saison war indes geprägt von ständigem Kommen und Gehen auf der Chefebene. Auch sein Nachfolger Peter Hyballa konnte sich an der Mur nicht durchsetzen.

„Ich glaube, dass Sturm jetzt die richtigen Schritte eingeleitet hat, vor allem mit der Trainerverpflichtung von Darko Milanic. Ich hoffe, dass jetzt wieder Ruhe einkehren wird“, meint Foda, der seinen früheren Mitspieler, Co-Trainer und nunmehrigen Nachnachfolger enorm schätzt: „Darko hat große Qualität als Trainer, das hat er schon in Maribor bewiesen.“

„Auch in schwierigen Phasen darf man nicht gleich den Kopf verlieren“

Dennoch müsse man ihm die notwendige Zeit geben: „Sie haben jetzt neue Spieler, eine neue Mannschaft. Da muss man auch als Verein mal etwas Geduld aufbringen - auch in schwierigen Phasen darf man nicht gleich den Kopf verlieren. Dann bin ich überzeugt, dass der Erfolg wieder zurückkehren wird.“

Milanic dürfte sich über die Wortes seines Freundes, der vom Publikum in Kumberg gefeiert wurde, freuen, denn nach derzeitigem Stand der Dinge braucht der Slowene mit seinem neuen Team in der Tat noch einige Zeit.

Gegen Kaiserslautern war Schwarz-Weiß im Prinzip chancenlos, die einzige gute Einschussmöglichkeit vergab Patrick Wolf. Milanic monierte, dass sein Team von Beginn an unter Druck geraten sei:

„Wir waren komplett unruhig. Der Gegner hat ganz schnell 2:0 geführt. Später gab es auch einige Sachen, die gut waren. Ich habe in letzter Zeit jedoch schon öfter gesagt: Es ist ein Prozess. Momentan spielen wir noch nicht so, wie man spielen muss.“

„Es war ohnehin an der Zeit, dass er auch einmal gegen Darko gewinnt“

Während der 46-Jährige mit der Performance des hochkarätigen Neuzugangs Robert Beric zufrieden war, vertritt er die Meinung, dass es Sturm in der heimischen Meisterschaft nicht oft mit Kontrahenten solchen Kalibers zu tun bekomme:

In der 2. Bundesliga wird Foda einige bekannte Gesichter aus dem Land der Berge wiedertreffen. Neben einigen Spielern haben zwei Trainer aus Österreich in Deutschland Fuß gefasst.

Mit Dresden-Coach Peter Pacult lieferte sich Foda zu dessen Rapid-Zeit einige packende Duelle. Dank Neo-Köln-Betreuer Peter Stöger arbeiten nun zwei der letzten drei Meistertrainer der österreichischen Bundesliga in der zweiten deutschen Leistungsklasse.

„Es ist doch schön, dass auch Trainer in Deutschland arbeiten. Das ist positiv für die Trainergilde in Österreich“, verdeutlicht Foda und freut sich gleichzeitig über die zahlreichen Spieler, die in seiner Heimat eine gute Figur machen. Auch unter seinen Fittichen befinden sich mit Christopher Drazan und Kevin Stöger zwei ÖFB-Legionäre.

„Ich hoffe, dass jetzt Ruhe einkehren wird“

Das Geschehen in der früheren Wahlheimat hat Foda mit einem Auge im Blick, einordnen möchte er die chaotische Sturm-Saison nach seinem Abgang jedoch nicht: „Das habe ich in letzter Zeit nicht kommentiert und möchte ich auch heute nicht tun. Ich habe die Situation aber natürlich verfolgt.“

„Eine sehr gute Mannschaft, die schnell nach vorne spielt, läuferisch stark und auch extrem aggressiv ist. Gott sei Dank spielt selten eine österreichische Mannschaft so. ich denke, dass in der österreichischen Meisterschaft das Niveau nicht so hoch ist – von der spielerischen Qualität her schon, aber nicht in den Duellen Mann gegen Mann. Hier haben wir extreme Probleme gehabt.“

Die Qualität einer Spitzenmannschaft der 2. deutschen Liga ist im Vergleich fraglos keine geringe. Ob Milanic Foda um dessen Spielermaterial beneidet, ist nicht überliefert. Dass er ihm den Sieg im Prestigeduell der beiden Weggefährten zumindest mit einem Augenzwinkern gönnt, indes sehr wohl.

Grinsend betont Milanic: „Es war ohnehin an der Zeit, dass er auch einmal gegen Darko gewinnt.“

Peter Altmann