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Foda: "Ich war nie scharf auf die Doppelfunktion"

Foda:

Auch in der Stunde des Abschieds verkaufte sich Franco Foda, wie er dies seit bald 15 Jahren in Graz getan hat: Professionell, sachlich, verbindlich.

Ganz konnte er am Montag bei der offiziellen Bekanntgabe des Endes seiner Ära die Emotionen jedoch nicht beiseitelassen.

„15 Jahre Sturm Graz, ich habe als Spieler alle Höhe und Tiefen mitgemacht“, betont der Deutsche und nennt den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte im damals neuen Stadion in Liebenau oder den Beginn der Trainertätigkeit zur Konkurs-Zeit als markante Punkte.

„Weder böse, noch traurig“

„Mir wurde die Ehre zuteil, an allen drei Meistertiteln der Vereinsgeschichte teilhaben zu dürfen. Das sind Dinge, die man immer in Erinnerung behalten wird. Sturm Graz wird immer einen Platz in meinem Herzen haben, 15 Jahre vergisst man nicht so schnell“, so der Deutsche, der klarstellt, dass man im Guten auseinander gehen werde:

„Ich bin nicht böse oder traurig wegen dieser Entscheidung. Was mich traurig stimmt, ist das Schicksal des Spielers in England oder das Busunglück in der Schweiz.“

Nachdem Foda in der Vergangenheit diversen Lockrufen widerstand und den Steirern treu blieb, hatte nun sein Lebensverein bei der Scheidung der Ehe das Heft des Handelns in der Hand. Die Grazer entschieden sich für einen strukturellen Neustart.

Kein „kontinentaleuropäisches Modell“ mit Foda

Der bisherige Ried-Coach Paul Gludovatz übernimmt die Funktion des Geschäftsführers Sport. Wer die Mannschaft in Zukunft trainieren wird, ist nicht bekannt. Mit Darko Milanic und Markus Schopp sind zwei ehemalige Mitspieler Fodas die ersten beiden an der Gerüchtebörse gehandelten Namen.

Eine gemeinsame Zukunft mit Foda hätte es nur gegeben, wenn die Entscheidung auf ein „englisches Modell“ mit dem 45-Jährigen in der Doppelfunktion als Geschäftsführer Sport und Trainer gefallen wäre.

Präsident Jauk und seine Führungscrew gaben jedoch dem, wie er es nennt, „kontinentaleuropäischen Modell“ mit einer Gewaltentrennung zwischen sportlicher Leitung und Trainer den Vorzug. Die Variante, dass Foda unter einem neu bestellten Geschäftsführer Sport weiterhin Trainer bleibt, sei von vornherein ausgeschlossen worden.

„Ich war nie scharf auf die Doppelfunktion“

So harmonisch sich die Sturm-Familie am Tag der angekündigten Trennung präsentieren wollte, so sehr wurden gerade bei den Details dieses Entscheidungsprozesses die Differenzen offensichtlich.

Foda betonte ausdrücklich, dass es nicht seine Idee gewesen wäre, sich für beide Ämter zu bewerben: „Dieses Konzept habe ich Herrn Jauk auf ausdrücklichen Wunsch des Präsidenten vorgelegt. Ich habe immer betont, dass es nicht um einzelne Personen geht, sondern um die Zukunft von Sturm Graz.“

Das Amt des Sportdirektors hatte der Deutsche schon seit letztem Sommer parallel zum Job als Trainer inne: „Ich bin nach dem Abgang von Oliver Kreuzer eingesprungen. Ich war jedoch nie scharf auf die Doppelfunktion.“

„Jeder, der hier arbeitet, wird ein bestelltes Feld vorfinden“

Wie groß Fodas Chance auf einen Verbleib angesichts der intensiven Suche Sturms nach einem Geschäftsführer Sport wirklich war, sei dahingestellt. Laut Meinung des Meistertrainers könnten sich seine Nachfolger jedenfalls quasi ins gemachte Bett legen:

„Ich glaube, dass wir uns bei Sturm in den letzten Jahren einiges erarbeitet haben. Das heißt, jeder, der hier arbeitet, wird ein bestelltes Feld vorfinden. Die Arbeitsbedingungen sind gut – sowohl im sportlichen Bereich, als auch von der Struktur her. Sturm war auch in den vergangenen Jahren strukturell nicht so schlecht aufgestellt, wie das immer kolportiert wurde.“

Genügend Interessenten werde es laut Meinung des gebürtigen Mainzers für seine unmittelbare Nachfolge als Übungsleiter geben: „Sturm ist ein geiler Verein, hier zu arbeiten macht Spaß. Da werden 100 Bewerbungen reinkommen.“

„Muss unbedingt zurückkehren“

Bis Mai Seite an Seite mit Gludovatz, der seinen Vertrag bei Ried per 1. April auflöst, zu arbeiten, sei kein Problem: „Wir kennen uns schon lange, schon aus Zeiten, als ich Amateurtrainer und er beim ÖFB war. Ich werde ihn unterstützen, wo es nur möglich ist.“

Daran, dass er bis zum 36. Spieltag und im Idealfall dem Cup-Finale alles für Sturm geben wolle, lässt Foda keinen Zweifel. Auch für die Mannschaft könne es angesichts der aktuellen Krise von Vorteil sein, wenn diese Baustelle geräumt sei.

„Die Spieler wissen nun, was auf sie zukommt. Jeder kann sich für zukünftige Aufgaben zeigen und beweisen. Für mich als Trainer ist das eine wunderbare Situation“, behauptete der 45-Jährige, der betonte, dass er in seiner Amtszeit immer alle Ziele erreicht habe, und deswegen auch in dieser Saison noch an eine Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb glauben würde.

Alle Ziele, bis auf eines: „Als Trainer fehlt mir bei Sturm noch die Qualifikation für die Champions League. Das möchte ich unbedingt noch erreichen. Deswegen muss ich unbedingt irgendwann einmal zurückkehren.“

Quasi die Rückkehrgarantie in der Stunde des Abschieds.

Peter Altmann

Was die Personalplanung betrifft, erläuterte Foda, dass Gludovatz alle Möglichkeiten offen stünden. Bis auf Samir Muratovic, Mario Haas und seinen Sohn Sandro würden alle auslaufenden Verträge eine Option auf eine Verlängerung beinhalten. Man müsse nur entscheiden, mit wem man weiter zusammenarbeiten wolle.

„Dass Sandro den Verein verlassen wird, ist bereits seit Wochen klar. Es ist Zeit für ihn, neue Luft zu schnuppern“, erläuterte der Deutsche, dass die Zukunft seines Sohnes von seiner eigenen unabhängig gewesen sei.

„Sturm ist ein geiler Verein, es werden 100 Bewerbungen reinkommen“

Wie es mit ihm selbst weitergehen wird, ließ Foda offen. „Vor 14 Tagen gab es ein Angebot eines Vereins, dieses habe ich jedoch abgelehnt“, verdeutlichte der frühere Abwehrchef, der behauptete, mit keinem anderen Verein in Verbindung zu stehen. Auch das Gerücht, er könne im Sommer bei Hertha BSC Berlin anfangen, sei ein „Märchen aus 1001 Nacht“.

Vielmehr wolle er nach Saisonende mit seiner Frau auf Urlaub fahren: „Die sechs Jahre als Trainer waren doch anstrengend. Der Konkurs, die vielen Präsidentenwechsel, die hohe Erwartungshaltung, am Ende die Doppelfunktion – das schlaucht, aber ich habe es sehr gerne gemacht.“

Ganz ohne Fußball werde es aber selbst in der Anfangsphase nach dem Ende der Tätigkeit bei Sturm nicht gehen: „Das hat meine Frau auch gesagt. Wie ich mich selbst kenne, werde ich zur EM fahren, dann vielleicht irgendwo hospitieren. Danach muss ich als Trainer warten, bis es Anfragen gibt. Ich bin jetzt wieder am Markt.“