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"Von mir aus kann jede Woche ein Derby kommen“

Die Wiener Austria hat mit dem 2:1-Erfolg im ÖFB-Cup gegen WAC zwei Fliegen mit einer Klappe (Hier geht’s zur Story) geschlagen.

Zum einen wurde der Einzug ins Halbfinale fixiert, zum anderen gab man eine eindrucksvolle Antwort auf die von einigen Medien angedichtete Mini-Krise, nachdem man in den jüngsten fünf Liga-Spielen nur einen Sieg feiern konnte und der Vorsprung auf Verfolger RB Salzburg auf acht Punkte schrumpfte.

Doch rechtzeitig vor dem 305. Wiener Derby am Sonntag (16 Uhr) strotzen die Violetten wieder vor Selbstvertrauen.

Euphorie da, Chaos dort

Und die Vorzeichen vor dem Prestige-Duell könnten unterschiedlicher nicht sein. Während die Veilchen zu alter Stärke zurückkehrten, herrscht beim ungeliebten Erzrivalen aus Hütteldorf das Chaos.

Nach dem peinlichen Cup-Aus gegen Pasching wurde Trainer Peter Schöttel am Mittwoch von seinen Aufgaben entbunden (Alle Infos).  Der Auftritt gegen den Regionalligisten war der negative Tiefpunkt eines desaströsen Frühjahres mit nur einem gewonnen Spiel.

Doch durch die Bestellung von Neo-Coach Zoran Barisic herrscht im grün-weißen Lager neue Hoffnung in Form des obligatorischen Trainereffekts.

„Es war eine sehr schwere Zeit für ihn“

Für FAK-Chefcoach Peter Stöger sind die Umstände beim Gegner sekundär. Was passieren könnte, erläutert er bei LAOLA1: „Ob ein sogenannter Trainereffekt kommt, wird man sehen.  Man kann jedoch davon ausgehen, dass bei Rapid die Spieler jetzt plötzlich wieder motivierter sind, die Stimmung besser sein wird. Das ist eigenartig, ist aber so. Das sind die Sachen, mit denen man sich als Trainer auseinander setzen, hinterfragen muss. Warum das so ist, weiß keiner, aber es ist so. Wenn ich aber gesehen habe, wie meine Mannschaft in Wolfsberg aufgetreten ist, ist mir nicht bange.“

Der Wiener wünscht seinem geschassten Trainerkollegen für die Zukunft nur das Beste. „Nachdem ich mich seit Jahren mit Peter Schöttel sehr gut verstehe, möchte ich hier sagen, dass es mir persönlich sehr leid tut. Es war eine sehr schwere Zeit für ihn. Er hat versucht, das Beste herauszuholen. Die letzten Wochen waren sehr bitter. Jetzt hat er die Schattenseite des Fußballgeschäfts kennengelernt. Ich wünsche ihm, dass er wohin kommt, wo er wieder Spaß am Job hat.“

„Es wird ein Kampf werden“

Der Spaß soll jedenfalls im Derby nicht zu kurz kommen. Der 47-Jährige freut sich schon auf das Aufeinandertreffen in der Generali-Arena.

„Von mir aus kann jede Woche ein Derby kommen. Das sind die Spiele, auf die man sich besonders freut. Obwohl wir bisher alle drei Saisonduelle gewonnen haben, sind wir nicht überheblich, sondern wissen, dass ein ganz schweres Spiel auf uns wartet. Es wird ein Kampf werden, aber diesen haben wir auch schon gegen den WAC angenommen.“

Wie bereits von Stöger erwähnt, hat die Austria heuer alle Spiele gegen die Hütteldorfer gewonnen. Gelingt Sieg Nummer vier, würde man Geschichte schreiben, denn noch nie legte einer der beiden Traditionsvereine einen Sweep hin.

Schwarz-Weiß-Denken

Doch damit will sich der violette Feldherr erst gar nicht beschäftigen: „Wir haben uns in dieser Saison sehr lange anhören dürfen, wie erfolgreich wir sind. Da ein Rekord, dort ein Rekord. Dann haben wir in Neustadt unentschieden gespielt, Mattersburg geschlagen, gegen die schwierigen Gegner Salzburg, WAC und Sturm nur zwei Punkte geholt und schon wurde geschrieben: Nur ein Sieg in den letzten fünf Spielen. Wir leben damit, dass es nur die Schwarz-oder-Weiß-Kategorie gibt.“

Der Ex-Internationale verfolgt ganz andere Ziele. “Die drei Punkte würden uns gut tun. Ob es dann in die Geschichte eingeht, dass eine Mannschaft alle vier Derbys in einer Saison gewonnen hat, ist mir wirklich wurscht. Es wäre nur für die Statistiker und die Medien eine schöne Geschichte. Das akzeptiere ich auch, aber es ist nicht mein Zugang. Als Trainer von Austria Wien ist mein Zugang, dass wir hoffentlich Titel einheimsen.  Dafür arbeiten wir konsequent.“

Sieben Runden trennen die Violetten noch vom 24. Meistertitel der Vereinsgeschichte. Der Kurs stimmt, doch je näher das große Ziel rückt, umso mehr entwickelt es sich zur Kopfsache.

„Dann wird es sich ausgehen“

Laut Stöger ist seiner Truppe aber auch dabei auf einem guten Weg. „Unsere Spieler schätzen das Austria-Trainerteam deswegen so sehr, weil wir ihnen immer in einer realistischen Weise die Situation erklären. Wenn man mit sieben Punkten Vorsprung ins Frühjahr startet, muss man sich den Schuh des Favoriten anziehen – auch wenn der große Verein RB Salzburg heißt. Und dann muss man mit dem Gedanken in die Partie reingehen, den Vorsprung auszubauen. Wichtig ist auch, in der Phase, wo alle gesagt haben, dass wir schon durch sind, nicht abzuheben. Jetzt stehen wir vor einem schweren Derby, haben aber acht Punkte Vorsprung, also mehr als zu Beginn des Frühjahrs. Dieser Aufgabe muss man sich stellen.“

Und der WM-Teilnehmer verspricht, alles zu unternehmen, damit der Teller erstmals seit 2006 wieder in Wien-Favoriten landet.

„Wir werden alles dafür tun, um den Vorsprung auch nach Hause zu bringen. Dann komme ich wieder zu dem, was ich immer sage: Man kann nur den unbedingten Siegeswillen einfordern. Ich muss sehen, dass die Mannschaft alles dafür tut. Das will ich auch die nächsten Partien sehen.  Gelingt es, wird es sich ausgehen. Das wirklich Entscheidende ist, dass man sich am Abend des Tages nicht vorwerfen muss, als Trainer, als Fan und als Spieler nicht alles dafür unternommen zu haben.“

Martin Wechtl