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"Gibt nur wenige Kicker, die den Blick dafür haben"

Würde Stefan Nutz bei der Austria oder Rapid spielen, der Rummel wäre ungleich größer.

Bei Grödig stehen seine starken Leistungen aber weniger im Fokus der Öffentlichkeit. Der Steirer gehört mit seinen 22 Jahren zu den absoluten Leistungsträgern der Salzburger. Er zieht im zentralen Mittelfeld die Fäden.

„Was die Medien über mich denken, das ist mir völlig egal. Ich schaue auf mich und dann werden wir sehen, wie weit die Reise noch geht. Im Fußball kann so etwas immer schnell gehen“, erklärt Nutz im Gespräch mit LAOLA1.

Einer der Wenigen mit dem besonderen Blick

Der Judenburger passt mit seiner Spielweise perfekt ins geradlinige Spiel der Grödiger. „Nach dem Ballgewinn sucht er immer gleich den Ball in die Tiefe. Es gibt nur wenige Kicker in Österreich, die den Blick dafür haben“, lobt Trainer Michael Baur.

Der Tiroler bescheinigt seinem Schützling viel Potenzial. „Im Spiel gegen Salzburg hat man gesehen, dass er viel Drecksarbeit erledigt, auf der anderen Seite aber auch die Szenen nach vorne liefert“, meint Baur, der damit die Abschluss-Stärke seines Mittelfeldspielers hervorhebt. Letzte Saison kam Nutz auf sieben Treffer und drei Assists.

Taktik-Tafel: Alle Pässe von Nutz beim 2:2 gegen Salzburg. Bemerkenswert: Die meisten Zuspiele gehen in die Tiefe, kaum ein Pass in die Breite. (Grün = erfolgreicher Pass; Rot = Fehlpass; Gelb = Torschussvorlage)

Heuer hat es mit dem Toreschießen in der Liga erst ein Mal geklappt. Damit liegt er im Trend des gesamten Grödiger Teams. Vor einem Jahr hatte der Aufsteiger unter Adi Hütter zum gleichen Zeitpunkt bereits 30 Tore geschossen, in dieser Spielzeit sind es nach 13 Runden die Hälfte davon (15).

Leitgeb geht mir ab“

Dafür kassieren die Grödiger unter Neo-Coach Baur aber auch weniger Gegentreffer. „Wir wollen jetzt kompakter stehen. Das Angriffpressing ist dosierter, wir spielen nicht mehr so extrem“, erläutert Nutz.

Unter Hütter organisierte er gemeinsam mit seinem kongenialen Partner Mario Leitgeb das Fore-Checking. Sein steirischer Landsmann verabschiedete sich im Sommer jedoch in Richtung Austria.

„Er geht mir schon ab. Für mich war er ein super Rückhalt. Wir haben gut harmoniert. Aber jetzt haben wir andere hervorragende Sechser in der Mannschaft, es darf also keinen Unterschied machen.“

Überhaupt hat Nutz im Sommer einige wichtige Mitspieler verloren. Deswegen lastet auf dem zweitem Kapitän Grödigs (hinter Ione Cabrera) nun mehr Verantwortung. „In der Kabine, beispielsweise wenn es um das Taktische geht, ist er immer einer der Ersten, der spricht. Aber am Platz muss er noch lauter werden“, fordert Baur von seinem Leistungsträger. 

Als Kind ein Sturm-Fan, dann beim GAK

Die Entwicklung von Nutz ist bemerkenswert. Vor zwei Jahren kam er beim GAK noch in der Regionalliga zum Einsatz. Nun empfiehlt sich der Fan von Cristiano Ronaldo ("Mir imponiert, wie er Woche für Woche seine Tore schießt") in der Bundesliga für höhere Aufgaben.

Schon im Sommer soll es Angebote von anderen Vereinen gegeben haben. Dazu will Nutz selbst aber nichts sagen. „Mein Vertrag in Grödig läuft zwar jetzt aus, ich konzentriere mich aber voll auf die Aufgabe hier. An einen Wechsel denke ich noch gar nicht.“

Als Steirer würde eine Rückkehr nach Graz nahe liegen. Trotz seiner GAK-Vergangenheit gibt Nutz zu, dass Sturm „natürlich ein besonderer Verein“ sei. Schon als Kind war er Fan der „Blackies“. „Dann habe ich mich aber für den GAK entschieden. Von Sturm kam damals kein Angebot“, so der 22-Jährige.

Klein als positives Beispiel

Coach Baur traut seinem Spieler mit dem Blick für die Tiefe jedenfalls einiges zu: „Vor zwei Jahren hat er noch Regionalliga gespielt. Jetzt hat er in der Bundesliga und der Europa-League-Qualifikation super Leistungen gebracht. Wenn er weiterhin so große Schritte macht, dann wird er noch viel erreichen.“

Saison 2014/15 2014/14
Spiele 12 27
Minuten 908 1.929
Tore 1 7
Assists 0 3
Schüsse/Spiel 0,75 1,2
Gewonnene Zweikämpfe 47,1 % 47,3 %
Pässe pro Spiel 38 45,7
Passquote 65,1 % 78,1 %
Pässe in der gegn. Hälfte 59,8 % 70,7 %

Auch einen Transfer ins Ausland hält der Tiroler auf Grödigs Betreuerbank früher oder später für möglich: „Es muss von jedem Bundesliga-Spieler das Ziel sein, zunächst zu einem großen österreichischen Klub und dann ins Ausland zu wechseln. Flo Klein ist dafür ein gutes Beispiel. Er hat im Sommer mit 26 Jahren den Sprung geschafft und spielt jetzt bei Stuttgart und im Nationalteam eine gute Rolle.“

Bis dahin hat Nutz aber noch einen weiten Weg vor sich. Zunächst muss er schauen, dass er beginnend mit dem schwierigen Auswärtsspiel am Samstag gegen Wr. Neustadt weiterhin konstant seine Leistungen bei Grödig bringt.

Im Sommer könnte es dann vielleicht mit den nächsten Schritt zu einem der größeren Klubs in Österreich klappen. Nutz gibt sich zuversichtlich: „Es haben schon einige Spieler aus unserem Verein den Sprung geschafft. Das ist auch mein Ziel.“

 

Jakob Faber