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So tickt Austrias Dilaver

So tickt Austrias Dilaver

Er ist der große Gewinner unter Ivica Vastic.

Seit dem Trainerwechsel bei der Austria ist Emir Dilaver gesetzt.

Und der 20-Jährige rechtfertigt das Vertrauen mit durchwegs starken Leistungen, ist am Boden nach Margreitter sogar der zweitbeste Zweikämpfer der Violetten.

„Die Geduld hat sich ausgezahlt“, ist der Defensiv-Allrounder heilfroh, endlich seine Chance bekommen zu haben.

Doch wie tickt der gebürtige Bosnier, der in Österreichs U21-Nationalteam spielt? LAOLA1 stellt ihn vor:

Sein Aufstieg

Es war Hans Dihanich, der dem Talent im Juli 2009 zu seinem Debüt in der Ersten Liga verhalf. Wenige Tage zuvor setzte ihn Karl Daxbacher sogar schon in einem Testspiel der Profis ein. Doch der Durchbruch ließ auf sich warten. Immer wieder wurden neue „Sechser“ verpflichtet, immer wieder blieb dem gebürtigen Bosnier die Chance verwehrt. „Der Trainer hatte eben seine Leute. Es war schwer für mich“, blickt der Blondschopf zurück. Der vergangene Sommer, die nächste Enttäuschung: „Als sie Mader und Alex Grünwald geholt haben, habe ich mir gedacht: Das gibt es doch nicht, jetzt muss ich wieder warten.“ Zudem verpasste der 20-Jährige den Saisonstart, weil er bei der U20-WM in Kolumbien im Einsatz war. „Das habe ich aber nie bereut.“ Vielmehr habe er aus diesem Erlebnis einige Lehren gezogen: „Ich habe dort gesehen, dass nicht nur das Körperliche wichtig ist. Dort sind Spieler wie Zahnstocher links und rechts bei dir vorbei marschiert.“ Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Mit Ivica Vastic sitzt sein ehemaliger Amateure-Trainer auf der Profi-Bank und setzt regelmäßig auf Dilaver. Acht Spiele, acht Mal Startelf. „Natürlich bin ich einer der Gewinner. Meine Geduld hat sich ausgezahlt“, strahlt der nunmehr 16-fache Bundesliga-Kicker.

Sein Trainer

Der erste Kontakt mit Vastic ist schon einige Jahre her. Der SK Sturm bestritt damals ein Freundschaftsspiel am Red-Star-Platz, Dilavers erstem Verein. „Als er bei mir vorbei in Richtung Kabine gegangen ist, habe ich um ein Autogramm gebettelt. Er hat mir dann auf meinem Uhlsport-Ball unterschrieben. Ich habe mich so gefreut“, erinnert sich der Defensivspieler noch gut. Und fügt hinzu: „Man muss immer für die kleinen Kinder da sein. Ich finde es super, dass er das so gemacht hat und habe ihn mir diesbezüglich als Vorbild genommen.“ Doch nicht nur deswegen kommt er ins Schwärmen, wenn er von Österreichs einzigem EURO-Torschützen spricht. Vastic sei „im österreichischen Fußball eine Legende“ und darüberhinaus „ein super Trainer“. Sein Respekt vor Trainern, die auch als Spieler etwas erreicht haben, ist groß. „Es gibt in einer Mannschaft eine Hierarchie, die man einhalten muss. Das ist im ganzen Leben so. Natürlich darf man nicht immer nur einstecken, man muss auch mal seine Meinung sagen. Aber Respekt ist immer wichtig.“

Sein gelebter Traum

„Als die anderen im Bad waren, war ich beim Training. Jeder Profi-Fußballer hat etwas von seinem Leben hergeben müssen, um so weit zu kommen. Man muss während seiner Karriere sehr viel opfern“, berichtet das Talent. Das sei aber überhaupt kein Problem für ihn: „Ich mache das gerne. Es gibt nichts Schöneres, als sein Hobby zum Beruf zu machen. Für etwas Schönes muss man immer etwas opfern. Wenn es einmal schlecht läuft, hauen sie halt auf dich drauf. Aber nach einem Regentag kommt immer die Sonne raus.“ Der Umstand, nun Bundesliga-Spieler zu sein, habe den Stronach-Akademiker überhaupt nicht verändert. „Jeder kann herkommen und mit mir sprechen. Ich bin ein normaler Mensch.“

Seine Lieblingsposition

In seiner Kindheit hat der aktuelle U21-Teamspieler als Stürmer agiert. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Heute ist Dilaver das, was man landläufig als Defensiv-Allrounder bezeichnet. Innenverteidiger, Außenverteidiger, defensives Mittelfeld – in der Bundesliga war er schon auf all diesen Positionen zu sehen. Am wohlsten fühlt er sich auf der Sechser-Position. „Ich glaube, dass ich für die Mannschaft im zentralen Mittelfeld am wichtigsten bin. Ich arbeite defensiv sehr gut, spiele sehr körperbetont. Mein Spiel nach vorne ist noch ausbaufähig. Ich will kreativer werden.“ Seine große Stärke: „Ich erkenne Situationen gut, weiß schnell, ob ich mich etwas fallen lassen oder den Gegner früh stellen soll.“ Wenn er noch ein paar Spiele mehr in den Beinen habe, werde er noch mehr Sicherheit ausstrahlen, verspricht der Wiener, der mit eineinhalb Jahren nach Österreich kam.

Sein Wille

Während es so mancher seiner Teamkollegen mit einem Lächeln quittiert, wenn beim Schusstraining eine Flanke nicht wie gewünscht ankommt, ist Dilaver sauer, drischt den Ball gegen die Bande. „Ich bin ein echter Ehrgeizler“, ist ihm bewusst. „Ich kämpfe bis zur letzten Minute. Wenn wir in Führung sind, lasse ich nicht nach. Ich habe im Fußball schon so viel gesehen. Man denke nur an das CL-Finale zwischen Liverpool und Milan.“ Oder das Heimspiel der Violetten gegen den SK Sturm…

Seine Emotionen

Auf dem Feld zeigt Dilaver gerne Emotionen. „Das ist Schwäche und Stärke zugleich. Ich kann sehr aufbrausend reagieren. Einerseits pusht es mich, andererseits blockiert es mich auch. Manchmal denke ich noch über Situationen, die längst vorbei sind, nach, anstatt einfach weiter zu machen“, berichtet er und begründet das mit seiner „südländischen Mentalität“. „Das ist, was ich an diesem Sport so liebe. Du kannst Emotionen zeigen. Nach einem Sieg kannst du lachen oder weinen, und es ist egal. Wer keine Emotionen zeigt, lebt nicht.“ Vor einer Rudelbildung schreckt der Defensivspieler nie zurück: „Man muss zeigen, wer am Platz der Boss ist. Ich werde nie zurückziehen.“ Ein plakatives Beispiel hat er auch parat: „Diese Rudelbildung bei Barca gegen Real: Da sind alle auf 180. Pepe frisst drei von den kleinen Barca-Kickern auf, aber die sind trotzdem da. Das ist im Fußball das geilste.“

Seine Ziele

Ausland? Lieblingsliga? Über solche Dinge will der Austrianer nicht sprechen. „Mein Manager (Anm. Alexander Sperr) hat mir einmal gesagt, dass ich nach Zielen greifen soll, die auch greifbar sind. Ich strebe nicht nach etwas, dass weit weg ist. Sonst hätte ich nie Erfolgserlebnisse“, verrät er. „Ich will nicht vom Ausland oder vom großen Geld träumen. Ich will einfach nur spielen und mein Bestes geben. Ich lebe von Match zu Match.“ Der Rest ergebe sich dann sowieso von selbst. Sein nächstes, kurzfristiges Ziel: „Eine Stütze in der Mannschaft werden.“ Zur Formulierung eines langfristigen Ziels lässt sich Dilaver dann aber doch hinreißen: „Ich will in zehn, 15 Jahren im österreichischen Fußball angesehen sein.“

Harald Prantl