news

Salzburg: Der Anti-Lauf

Salzburg: Der Anti-Lauf

Bis vor einer Woche lief eigentlich alles nach Plan.

Ungeschlagen an der Tabellenspitze, mit erst drei Gegentoren – nicht wenige sahen Red Bull Salzburg schon durchmarschieren.

Erst recht mit einem Dreier bei der Admira. Da wäre der Punkte-Polster mit sechs Zählern schon recht komfortabel gewesen. Ja, wäre.

Aber die Moniz-Truppe verlor nicht nur beim Sensations-Aufsteiger, sondern auch sieben Tage später das zweite Spitzenspiel bei der Austria.

Nach dem 2:3-Last-Minute-K.o. in Wien-Favoriten herrschte bei den „Bullen“ leichtes Rätselraten.

Warum geht die Formkurve immer mehr nach unten? Was löste beim Vizemeister den Anti-Lauf aus?

LAOLA1 begab sich auf die Suche nach Antworten:

  • Der Alan-Ausfall:

Alles an der Verletzung des Brasilianers festzumachen, wäre zu einfach. Aber der 22-Jährige, der unter Moniz in 18 Pflichtspielen 20 Mal getroffen hatte, fehlt dem Salzburger Offensivspiel erheblich. Er fehlt vor allem seinem Landsmann Leonardo, der immer besser in Fahrt kommt und Alan nicht nur am Spielfeld, sondern auch als engsten Vertrauten vermisst. „Alan hat natürlich Extra-Klasse. Aber wir versuchen alles, was gegen uns ist, zu ignorieren. Wir meckern nicht, sondern gehen unseren Weg weiter. So wie es ist, ist es“, stellt Moniz klar. Lamentieren bringt dem Niederländer ohnehin nichts, denn Alan fällt mit seinem Kreuzbandriss wohl bis Saisonende aus.

  • Das Verletzungspech:

Stammelf? Dieses Wort hat in Moniz‘ Wortschatz keine Verwendung. 20 Salzburg-Spieler mussten zumindest für ein Ligaspiel pausieren – der Großteil wegen Verletzungen. Neben Alan fehlen mit Douglas und Mendes da Silva zwei weitere Schlüsselspieler langzeitverletzt, bei Beiden steht darüber hinaus die Rückkehr wegen ständiger Rückschläge in den Sternen. Aktuell fehlen den „Bullen“ auch noch Leitgeb, Hinteregger und Leonardo, Cziommer quält sich zudem mit einem Knochensplitter im Sprunggelenk über den Platz. „Normal ist das nicht“, meint Moniz auf die Verletzungsseuche angesprochen. „Ich denke, es ist eine Kombination von zu hart spielen und zu wenig Überkapazität.“

  • Die Außenverteidiger-Baustelle:

Es ist und bleibt die Baustelle bei den Salzburgern. Weder auf rechts, noch auf links hat Moniz eine Lösung gefunden, die ihn zufrieden stellte. Zu Beginn durfte das eigentlich etatmäßige Pärchen Ulmer/Schwegler ran, das sich aber mit einer bescheidenen Leistung in Nikosia aus der Mannschaft spielte. Anschließend probierte der RBS-Coach Schiemer und Hierländer (rechts), sowie Jefferson und Svento (links) aus, um dann doch festzustellen, dass auch sie nicht die idealen Lösungen sind. „Es stimmt, es hat bislang eine große Rotation gegeben, da wir dort noch einen Mangel an Selbstbewusstsein im Ballbesitz haben. Unsere Außenverteidiger haben noch nicht die Sicherheit, dass sie auch im Spiel nach vorne Impulse setzen. Und auch hinten sind wir über die Außenpositionen noch zu anfällig.“ Auch hier braucht Moniz weiter Geduld und den richtigen Riecher, denn nachbessern können die „Bullen“ erst im Winter.

  • Das Maierhofer-Problem:

Ursprünglich wurde der „Lange“ als Ergänzung zu Alan geholt. Als zusätzliche Waffe, sollte es mit spielerischen Mitteln mal nicht funktionieren. Aber Maierhofer musste nach der Verletzung des Brasilianers schneller als ihm und wohl auch Moniz lieb war, den Nummer-eins-Status im Sturm einnehmen. Richtig geklappt hat es mit dem 2,02m-Riesen allerdings noch nicht. Vor allem die Südamerikaner sollen mit Maierhofers Spielweise nicht wirklich glücklich sein – zumal Zarate und Co. das Kurzpassspiel bevorzugen und weniger die Flanken. Gegen Slovan Bratislava ließ Moniz daher den 29-Jährigen erstmals draußen und brachte Leonardo als Stoßstürmer. Gegen die Austria bekleidete diese Position Youngster Teigl – und erneut nicht Maierhofer. „Er muss noch viel an sich arbeiten. Ein großer Stürmer wie er muss Bälle halten. Das klappt aber noch nicht gut genug. Natürlich ist die Nicht-Nominierung auch ein Zeichen von mir“, so Moniz. Die Verpflichtung des Sturm-Tanks hat sich also bislang eher als kontraproduktiv erwiesen.

  • Die Trainer-Debatte:

Natürlich wackelt weder der Stuhl von Moniz, noch gibt es Anzeichen dafür, dass der Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht. Trotzdem war die Personale Moniz in den letzten Tagen ein bestimmendes Thema. Der sich zurzeit auf Trainer-Suche befindliche Hamburger SV fühlte laut deutschen Medien beim Salzburg-Coach vor, und der soll sich auch nicht gänzlich abgeneigt gezeigt haben. Nach der Slovan-Partie wich der Niederländer den Fragen etwas aus, das Dementi war eher halbherzig. Erst nach dem Austria-Match diktierte der 47-Jährige folgendes in die Notizblöcke: „Ich wurde von diesem Gerücht überrumpelt und habe nur gesagt, dass ich Frank (HSV-Sportdirektor Arnesen, Anm.) gut kenne. Aber es gibt keine Verhandlungen. Niemand realisiert offenbar, wieviel ich bei Red Bull investiert habe. Ich bin mit Leib und Seele beim Verein.“ Jetzt hat Moniz zumindest mal zwei Wochen Ruhe und Zeit, das in leichte Turbulenzen geratene Red-Bull-Schiff wieder auf Kurs zu bringen.

Kurt Vierthaler