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Mangelnde Optionen und fehlender Konkurrenzkampf

Mangelnde Optionen und fehlender Konkurrenzkampf

Tino Lazaro konnte sich am Weg zurück nach Wien schon seelisch darauf einstellen.

Seine 45 Minuten als Rechtsverteidiger beim Salzburger 12:1-Rekordsieg im ÖFB-Cup gegen den Sportklub würden nicht die einzigen bleiben.

Andreas Ulmer und Peter Ankersen traten die Reise zum Schlager gegen Rapid (Sonntag, 16:30 Uhr) nicht an und Stammplatz-Inhaber Christian Schwegler kam für diese Partie ohnehin nicht in Frage.

Salzburg ist die Reise in die Bundeshauptstadt überhaupt stark ersatzgeschwächt angetreten, dazu gleich mehr.

Plötzlich im Nacken

"So wie die Salzburger am Anfang der Saison aufgetreten sind, kann man davon ausgehen, dass es unvorstellbar war, mit ihnen gleichzuziehen.“

Das sagte Rapid-Trainer Zoran Barisic in Anspielung auf das 1:6 zum Saison-Auftakt in Salzburg. Zuletzt kamen sich beide Teams immer näher und die Hütteldorfer können die "Bullen" sogar nun einholen, was einige Gründe hat.

Während Salzburg etwa einen Qualitätsverlust erlitt (Sadio Mane), verstärkte sich Rapid noch mit Florian Kainz.

Lazarett in Salzburg

Während Salzburg das Aus in der Champions-League-Quali wochenlang nicht verkraftete, konnte Rapid mit seinem Europa-League-Out offenbar besser umgehen und gewann seither alle seine vier Spiele.

Die Wiener können sich auch deswegen am Sonntag berechtigte Hoffnungen auf einen Sieg machen, weil Salzburg in Wien gleich neun Spieler fehlen.

Neben den Dauerpatienten Isaac Vorsah, Rodnei, Asger Sörensen, Valon Berisha und Franz Schiemer muss Trainer Adi Hütter die angeschlagenen Christian Schwegler, Peter Ankersen und Andreas Ulmer sowie Martin Hinteregger wegen Gelb-Rot-Sperre vorgeben.

Muskelverletzungen als Tribut für System

Mit Ulmer, Schwegler, Ankersen leiden drei Salzburger an akuten Muskelverletzungen. Das macht freilich nachdenklich. 

„Wenn solche Verletzungen auftreten, dann ist es immer auch die Frage der Belastung und des Trainings. Vor allem sind aber unsere Spiele sehr intensiv, da sind wir mit unserem Stil schon sehr viel im Sprint unterwegs", erläutert Hütter.

Hinzu käme, dass wenige Spieler zuletzt viele intensive Spiele gehabt hätten.

Salzburg wird am Sonntag nicht einmal die Bank gänzlich füllen können. Lediglich 16 Spieler werden am Blankett stehen.

Fehlende Alternativen als Eigentor

Von Liefering sind Duje Caleta-Car und Konrad Laimer mit dabei.

Ersterer ist der Innenverteidiger-Backup. Mit Stefan Ilsanker wird einer diese Position von Beginn weg spielen, der das in der Regel nicht tut.

Barisic zeigt logischerweise wenig Mitleid: „Also ich gehe mal davon aus, dass ein Verein wie Salzburg den einen oder anderen Ausfall eins zu eins ersetzen kann. Ich glaube, dass sie nicht zu viele Probleme haben sollten.“

Haben sie aber. Und nicht erst jetzt. Dass Verletzungen zum Sport dazugehören, versteht sich von selbst. Ebenso ist es ersichtlich, dass das Verletzungspech groß ist. Dennoch muss sich Salzburg im Kontext der Kaderplanung Kritik gefallen lassen.

Bei Vorsah, Rodnei und Berisha war im Sommer klar, dass sie für den Herbst nicht in Frage kommen. Bei Pechvogel Schiemer kann man sich zudem nie sicher sein, ob es für mehrere Spiele hintereinander reicht.

Keine Alternativen, kein Konkurrenzkampf

Eine der Alternativen heißt Asger Sörensen, der 18 Jahre ist, noch nie für Salzburg aufgelaufen und zudem auch seit Wochen verletzt ist.

Nur drei Verteidiger des Salzburg-Kaders sind am Sonntag dabei, der 19-jährige Benno Schmitz kommt nach seinem RBS-Startelf-Debüt auch zu jenem in der Liga. Spielt aber nicht seine angestammte Position als Rechtsverteidiger, sondern muss schon wie eine Hälfte gegen den Sportklub links ran.

Spieler Verletzung Letztes RBS-Spiel am
Andreas Ulmer Muskelverletzung 24.09.14
Peter Ankersen Mukelverletzung 21.09.14
Christian Schwegler Muskelverletzung 21.09.14
Franz Schiemer Muskelverletzung 19.08.14
Asger Sörensen Sprunggelenksverletzung noch keines gespielt
Valon Berisha Kreuzbandriss 11.05.14
Rodnei Leistenpobleme 26.03.14
Isaac Vorsah Kreuzbandriss 07.05.13

Hütter kennt die Problematik nur zu gut und hofft auch aus anderen Gründen auf gute Besserung: "Ich hoffe, dass die verletzten Spieler so schnell wie möglich zurückkommen, um auch einen gewissen Konkurrenzkampf zu bieten und auch im Training 20 Spieler zu haben, wo wir im technisch-taktischen Bereich etwas tun können."

Vor allem in der Innenverteidigung gibt es speziell in dieser Saison keinen Konkurrenzkampf. Andre Ramalho täte zudem auch eine Verschnaufpause in diesen englischen Wochen gut.

Wo keine Konkurrenz, da keine Verbesserung. Dem Leistungsabfall der vergangenen Wochen muss indes Tribut gezollt werden.

"Ich möchte in dieser Phase nicht, dass wir nur vorne draufgehen und draufsprinten, ohne dass wir organisiert sind. Wir müssen, auch weil wir zu viele Gegentore erhalten haben, eine gewisse Stabilität und Kompaktheit haben. Aus dieser heraus möchte ich, dass wir wieder aggressiv nach vorne verteidigen."

Das wird Hütter mit einer stark ersatzgeschwächten Mannschaft in Wien tun.

Einige Verletzungen sind das Resultat des intensiven Spielstils. Die gehören dazu. Hätten manche Spieler jedoch entsprechende Pausen, würden sie wohl nicht solche Verletzungen erleiden. Doch dafür fehlen die Alternativen und mitunter ist dies ein Salzburger Versäumnis in der Kaderplanung.

 

Bernhard Kastler