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"Möchte erreichen, was Mane erreicht hat – und mehr"

Die Rechnung ist ziemlich simpel.

Gewinnt Red Bull Salzburg am Sonntag gegen den WAC (16:30 Uhr), ist der Titelverteidiger nicht nur Herbstmeister, sondern hat auch neun Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten.

„Wir wollen versuchen, bis zur Winterpause so einen Vorsprung herauszuspielen, dass wir gut gerüstet ins Frühjahr gehen können“, sagte Trainer Adi Hütter vor dem Schlager der 17. Runde.

Beim letzten Aufeinandertreffen setzte es eine 0:1-Niederlage in Klagenfurt, Salzburg verlor die Tabellenführung an den WAC und mit dem folgenden 2:3 gegen die Austria war die Krise perfekt.

In der Ruhe lag Hütters Kraft

Seither gab es in 13 Partien eine Niederlage, ein 1:4 bei Hütters Heimatverein Altach. Ansonsten hat der Vorarlberger nach dem verpassten Saisonziel Champions League die „Bullen“ wieder auf Kurs gebracht. Und das in aller Ruhe sowie inklusive Systemumstellung von 4-2-2-2 auf 4-3-1-2.

„Ich habe schon einige Krisen bewältigen müssen, wie ich da dann vorgehe, möchte ich für mich behalten. Aber es gibt Mechanismen, die man verändern kann. Zudem hat die Mannschaft die Systemumstellung super angenommen. Man muss einfach gewisse Regeln aufstellen, diese positiv kommunizieren. Wenn alle an einem Strang ziehen, kommt man da positiv wieder heraus.“

Die große Chance, als klarer Tabellenführer zu überwintern und sich mit einer perfekten Vorbereitung auch auf das Europa-League-Sechzehntelfinale einzustellen, ist da. Der Start ins EL-Frühjahr wird am 19. Februar nach dem Gastspiel in Wr. Neustadt das zweite Pflichtspiel 2015 sein.

Es geht um den Kader für das Frühjahr

Andre Ramalho und Kevin Kampl, die beide im Visier von Leverkusen (also von ihrem Ex-Trainer Roger Schmidt) sein sollen, könnten noch im Winter wechseln. Dann müsste man etwas auf dem Transfermarkt tun, das kündigte Sportchef Ralf Rangnick allerdings schon im Fall Ramalho an.

„Sollte Ramalho womöglich schon in der Winterpause wechseln, müssten wir ihn mit einem Neuzugang ersetzen. Das ist klar. Dann würden wir alle Hebel in Bewegung setzen, dahingehend sind unsere Scouts bereits seit Wochen informiert“, erklärte der Sportchef Anfang November.

Hütter meinte nach dem Sieg bei Celtic, dass es einen „dementsprechenden Kader“ brauche, um im Frühjahr auch international zu reüssieren. Dabei geht es ihm vor allem um die Trainings-Qualität.

Spieler wie Isaac Vorsah, Rodnei oder Valon Berisha standen im Herbst nie zur Verfügung, mit den anderen Verletzten konnte er nicht immer entsprechend den Ansprüchen trainieren.

Hütter wird seine Wünsche deponieren
Hütter wird seine Wünsche deponieren

„Mein Wunsch ist, dass wir uns mit der Spitze zusammensetzen, eine Elefantenrunde machen, den Herbst analysieren und konstruktive Gespräche führen, auch was den Kader betrifft. Dann werden wir sicherlich die Lösungen nach außen anbieten. Aber das werden wir erst intern behandeln.“

Hütter konnte sich nach seinem Amtsantritt im Sommer nun ein halbes Jahr lang ein konkretes Bild von der Mannschaft machen. Nicht selten betonte der 44-Jährige schließlich, dass jeder Trainer auch seine eigene Vorstellungen hat. Im Hinblick auf die Vorbereitung hat Hütter die Möglichkeit, der Mannschaft endgültig seinen Stempel aufzudrücken.

Zwei Dinge sind allerdings klar: An der Spielphilosophie wird sich nichts ändern und unter Rangnick werden weiterhin Spieler wie etwa Naby Keita verpflichtet werden.

Spieler, die wie Sadio Mane oder Kevin Kampl kaum einer kannte, sich hier entwickeln und im Idealfall zu Leipzig oder für viele Millionen den Klub wechseln.

An der Personalpolitik wird sich nichts ändern

Rangnick führte in jüngster Vergangenheit auch immer wieder Keita als Paradebeispiel an.

„Wir müssen so aufgestellt sein, dass wir die nächsten Toptalente schon wieder holen. Nehmen wir Keita. So ein Spieler ist, wenn wir ihn etwa in drei Jahren entdecken, ein Spieler, bei dem wir sagen würden, erstmal ausbilden in Salzburg, und dann ist er vielleicht bereit für den nächsten Step. Deswegen ist Keita aber immer noch ein herausragender Spieler, der vielleicht in zwei Jahren soweit ist, dass er dann in Leipzig hoffentlich in der ersten Liga spielen kann.“

Vorerst gilt für den 19-Jährigen die Zeitrechnung aber in Salzburg.

„Er ist ein sehr talentierter Spieler, man darf auch bei ihm nicht vergessen, dass das mit der Sprache und allem nicht so einfach ist, dafür macht er seine Sache schon sehr gut“, lobt auch Hütter seinen defensiven Mittelfeldspieler, der gegen den WAC anstatt von Stefan Ilsanker beginnen könnte.

„Er hat eine Rissquetschwunde, die gegen Celtic getackert wurde. Im Hotel wurde sie auch genäht. Ob er am Sonntag spielen kann, wird man sehen. Es kann sein, dass er ausfallen wird, wie ich ihn kenne, will er unbedingt spielen. Aber da gibt es auch noch eine medizinische Abteilung.“

Keitas erstes Mal

Keita würde mit einem Erfolgserlebnis gegen die Kärntner starten, schließlich sorgte der Kicker aus Guinea, der vom französischen Zweitliga-Absteiger Istres kam, im Celtic Park für das 3:1. Es war per Kopf und zudem seine Salzburg-Premiere. Diese feierte er mit der ganzen Mannschaft am Rasen.

„Mit seiner Größe im Celtic Park ein Tor per Kopf zu erzielen, ist sicher überraschend, sein erstes Tor für Red Bull wird ihm für immer in Erinnerung bleiben. Alle haben sich für ihn gefreut, weil er auch so ein sonniger, toller Bursche ist“, freute sich Hütter mit dem Jungspund mit.

Der bewies am Freitag sein sonniges Gemüt im LAOLA1-Gespräch, als er meinte. „Ich bin froh, dass ich mein erstes Tor geschossen habe. Aber ich bin noch glücklicher, weil mich Massimo (Bruno) und Mustapha (Mesloub, Betreuer) zuletzt dauernd gestichelt haben, dass ich nie treffe.“

Das liegt vielleicht auch daran, dass Keita in Salzburg defensiver spielt als zuvor in der Ligue 2, wo er als Achter zum Zug kam und vier Treffer sowie sieben Assists verbuchte.

„Jetzt ist mein erstes Ziel, zu verteidigen, weil ich ja direkt vor der Abwehr spiele. Ich muss die Bälle erobern und unsere Stürmer füttern. Das ist meine Hauptaufgabe. Wenn die Gelegenheit kommt, dann werde ich aber gerne wieder ein Tor schießen“, so der 13-fache Bundesliga-Spieler, der zehn Mal in der Startelf stand.

Naby Keita fährt im Jänner mit Guinea zum Afrika Cup
Vorbild Sadio Mane

Die Beweggründe nach Österreich und zu Red Bull zu kommen, sind die üblichen. „Salzburg ist ein großer Verein und es ist eine Stufe höher als Istres. Ich hatte auch andere Angebote, aber das hier passt zu meiner Spielphilosophie und deswegen fühle ich mich wohl.“

Mit Sadio Mane hat ein Afrikaner bereits gute Erfahrungen mit Red Bull Salzburg gemacht. Zwar gab es kein Happy End, aber für ihn Southampton und die Premiere League sowie für Salzburg den österreichischen Liga-Transferrekord von 15 Millionen Euro, die eingenommen wurden.

Sportlich ist Mane das Vorbild für Keita. „Er war ein guter Freund von mir hier und ich möchte gerne das erreichen, was Sadio erreicht hat, vielleicht auch ein bisschen mehr. Er hat hier viel gearbeitet und viel geschafft. Und das ist auch mein Ziel.“

Das wird freilich noch dauern. Was für Österreich in den meisten Spielen reicht, ist international ob seines Alters freilich nicht immer der Fall. Das CL-Playoff-Rückspiel in Malmö war auch dem Jungspund noch eine Nummer zu groß, nach der ersten Hälfte erlöste Hütter seinen Schützling.

Der Afrika Cup wartet auf Keita

Die Anlagen, vor allem die Ballbehandlung, das Passspiel, aber auch das Zweikampfverhalten, werden wohl für eine erfreuliche Entwicklung sorgen, schließlich ist auch aller Anfang nicht leicht.

„Am Anfang war es sehr schwierig, aber ich war froh, dass Massimo, Mustapha und Sadio hier für mich da waren. Alle Spieler waren nett zu mir und ich lerne auch Deutsch, um mich besser integrieren zu können“, sagt Keita, dessen Idole Zinedine Zidane und Andres Iniesta sind.

Der eine spielt nicht mehr und auf den anderen wird Keita beim Afrika Cup nicht treffen, aber Guinea ist dabei und so wird Salzburg zumindest bis Ende Jänner auf ihn verzichten müssen.

„Ich freue mich sehr darauf, denn es ist meine erste Teilnahme am Afrika Cup. Ich kann dort mein Land vertreten und meine Familie und meine Freunde sind alle dabei. Meine Salzburger Freunde haben mir auch alle gratuliert, das hat mich sehr gefreut“, ist Keita, der in fünf Quali-Spielen (u.a zwei Mal gegen WM-Starter Ghana) durchspielte, nach wie vor aus dem Häuschen.

Der Afrika Cup findet von 17. Jänner bis 8. Februar in Äquatorialguinea statt, das als Ersatzausrichter für den suspendierten Verband von Marokko einsprang. Eigentlich war das Veranstalterland selbst auch ausgeschlossen, doch darf eben nun als Ersatz-Ausrichter ran. Man hatte einen gesperrten Spieler eingesetzt. Sein Name: Thierry-Fidjeu Tazemeta. Die Welt ist klein.

 

Bernhard Kastler