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Salzburgs ewige Frage nach der Nummer 1

Salzburgs ewige Frage nach der Nummer 1

Salzburg und Kontinuität - das war in den bisherigen acht Jahren der Red-Bull-Ära wahrlich kein eingespieltes Duo.

Viele Spieler gaben sich seit 2005 die Klinke in der Hand, ebenso wie Trainer, Betreuer, sportliche Leiter oder andere Funktionäre.

Diese Sommerpause ist für Mozartstädter Verhältnisse ruhig. Bislang wurde zwischen zwei Spielzeiten gut und gerne das Team runderneuert, auch weil selten die sportliche Führung dieselbe wie in der Saison zuvor blieb.

Ausgerechnet ein Tormann

Mit Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Roger Schmidt sind die Protagonisten aber weiterhin dieselben. Ein neuerlicher Kaderumbruch bleibt (endlich) aus, es wurden punktuelle Verstärkungen geholt.

Die erste in dieser Pause war aber ausgerechnet ein Tormann. Auf jener Position, wo sich die Salzburger Probleme zumindest in Grenzen hielten. Zwar hat der Vizemeister für seinen Geschmack zu viele Tore erhalten, jedoch kann dies nicht alleine auf die Goalies zurückgeführt werden.

Das Vorgehen erinnert unweigerlich an den Wechsel von Alexander Walke zu Eddie Gustafsson in Runde 30 der vergangenen Saison, der ohne wirklich große Not vonstatten ging. Nun haben die "Bullen" den Konkurrenzkampf noch deutlich mehr verschärft.

Gulacsi heizt Konkurrenzkampf an

Mit Peter Gulacsi kam ein Goalie vom FC Liverpool. Für die "Reds" lief der Ungar aber in keinem Pflichtspiel auf, vier Mal wurde der 23-Jährige verliehen. Nun ist er der junge Konkurrent von Walke (30) und Gustafsson (36) um den Platz an der Sonne.

„Der Hauptgrund, hierher zu kommen, war eine realistische Chance zu haben, jede Woche zu spielen. Ich war sehr beeindruckt, als sich diese Möglichkeit eröffnete und sehr glücklich über das, was ich gesehen habe. Salzburg ist sehr professionell. Ich wollte unbedingt herkommen", erklärte der 1,92m-Keeper bei Salzburgs offizieller Spielerpräsentation.

Und Coach Schmidt hat nun die Qual der Wahl. "Peter hat gleich in der ersten Woche bewiesen, dass er im Kampf um die Nummer eins absolut konkurrenzfähig ist", hielt der Deutsche vergangene Woche fest.

Die ewige Frage nach der Nummer 1

"Wir haben eine sehr gute Konkurrenzsituation, alle drei machen auf mich den Eindruck, dass sie diese noch einmal extra beflügelt. Im Laufe der Vorbereitung wird sich weisen, wer im Tor stehen wird."

Die Frage nach der Nummer 1: Sie hat sich in der Red-Bull-Ära aus unterschiedlichen Gründen schon oft gestellt. In den acht Jahren hatten sechs Torhüter den Status als Stammgoalie inne (siehe Tabelle).

* Die Tabelle berücksichtigt nur Torhüter der Red-Bull-Ära, die von Beginn an gespielt haben und hier wiederum mindestens zehn Spiele absolviert haben.

Mit Ramazan Özcan (2006/07) und am Ende der vergangenen Saison Thomas Dähne durften zwei weitere Keeper auch jeweils zwei bzw. ein Mal von Beginn weg aushelfen. Pascal Grünwald (2005/06) wurde einmal eingewechselt und kam auf sieben Einsatz-Minuten.

Zwei (fast) volle Saisonen am Stück durfte sich lediglich Timo Ochs unter Trainer Giovanni Trapattoni beweisen. Der heute 31-Jährige, der im Sommer von Zweitliga-Absteiger Regensburg zu Liga-Konkurrent Saarbrücken wechselte, war der Nachfolger von Alexander Manninger.

Das Manninger-Dilemma

Dessen Verpflichtung nach dem Einstieg von Red Bull anno 2005 entwickelte sich zum Missverständnis. Zu Saisonbeginn verletzt, debütierte der frühere ÖFB-Goalie in Runde acht beim 3:2-Sieg gegen die Admira, wobei dem Salzburger ein Treffer angekreidet wurde.

Nach einer neuerlichen fehlerhaften Partie war der Herbst für Manninger mit einer Schulterverletzung beendet. Im Frühjahr schenkte ihm Kurt Jara das Vertrauen. "Ich habe das Luxusproblem, zwischen drei Klasse-Torhütern wählen zu können", so der Tiroler über Manninger, Heinz Arzberger, der bei RBS bis 2010 immer wieder einsprang, und Grünwald.

Das Frühjahr spielte der langjährige Legionär zu Ende, nach der  Vizemeisterschaft 2006 samt einigen Fehlern wechselte Manninger nach nur einem Jahr wieder zurück zu Siena. Das Ende eines Dilemmas.

Offenes Rennen nach Ära Ochs

Noch während der Ära Ochs, die immerhin drei Saisonen dauerte, aber mit Verletzungen ein Ende nahm, übernahm 2009 der im Winter neu verpflichtete Gustafsson das Einser-Leiberl.

Und der Schwede hätte es wohl bis heute inne, wenn ihm nicht in Linz sein folgenschwerer Schien- und Wadenbeinbruch widerfahren wäre.

Elf Monate später gab der Kapitän, der 2010/11 größtenteils von Gerhard Tremmel vertreten wurde, sein Comeback und ging in der Saison 2011/12 als Nummer eins in die Saison. Doch im November entschied Trainer Ricardo Moniz zugunsten von Walke.

Wer macht nun das Rennen?

Der Deutsche wurde wiederum eine Saison später sechs Runden vor Schluss von Gustafsson beerbt. Zwei Klasse-Goalies, die beide den Anspruch haben, Nummer eins zu sein.

Nun sind alle guten Dinge drei und die beiden könnten am Ende nur zuschauen, wenn sich Gulacsi durchsetzt.

Sollte der Ungar das Rennen machen, wäre er die siebte Nummer eins in neun Jahren. Bei einem bis 2017 unterschriebenen Vertrag ist es nicht gänzlich unwahrscheinlich, dass das irgendwann der Fall ist.

Und aufgrund der bisherigen Entwicklung auf der Tormann-Position in der Red-Bull-Ära ohnehin nicht.

 

Bernhard Kastler