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"Tag der Entscheidungen" als Rangnicks Schlusspunkt

Der Tag ist gekommen, an dem Ralf Rangnick in Salzburg endgültig „Servus“ sagt.

„Es war eine fantastische Zeit und neue Erfahrung als Sportdirektor nach fast 30 Jahren als Trainer - noch dazu für zwei Vereine“, verabschiedete sich der künftige Leipzig-Trainer.

Bevor der 56 aber endgültig seinen Hut nahm, beendete er seine Tätigkeit in der Mozartstadt jedoch im Red-Bull-Stil – mit jeder Menge Personalentscheidungen.

Nicht weniger als 16 Spieler wurden thematisiert, die künftig entweder in Salzburg, Leipzig oder auf Leihbasis woanders ihre Zelte aufschlagen werden.

Ilsanker und Gulacsi übersiedeln nach Leipzig

Der Double-Sieger aus Salzburg gibt Tormann Peter Gulacsi (Vertrag bis 2019) und Stefan Ilsanker (Vertrag bis 2018) an RB Leipzig ab.

Peter Ankersen verlässt die "Bullen" leihweise mit Kaufoption zum FC Kopenhagen.

Der 22-jährige Stefan Lainer, der zuletzt bei der SV Ried spielte, wird indes zurückgeholt. Außerdem kommt der 19-jährige japanische Stürmer Masaya Okugawa von Kyoto Sanga.

Alexander Walke (2017), Valon Berisha (2018) und David Atanga (2020) verlängern ihre Verträge beim Meister.

Die Personalien im Detail:

Stefan Ilsanker: „An seiner Person sieht man am deutlichsten, was bei uns in den letzten Jahren passiert ist“, meint Rangnick, der „Ilse“ künftig beim deutschen Zweitligisten unter seinen Fittichen haben wird. „Im ersten Jahr unter Roger Schmidt haben wir uns noch einen spielstärkeren Spieler im Portfolio gewünscht als ihn. Nach dem zweiten Jahr konnten wir uns keinen Besseren als Sechser vorstellen. Als Person sowieso, aber auch als Auslöser des Pressingverhaltens, der auch beim Stand von 3:0 wie ein Raubtier darauf wartete, dass der Schiedsrichter wieder anpfeift“, schwärmt der scheidende sportliche Leiter. In Leipzig hat man mit dem ÖFB-Teamspieler bis 2018 viel vor. Mit Rani Khedira habe man nur einen gestandenen Sechser, der Schritt nach Leipzig macht für beide Seiten Sinn, da sich der Bedarf des Vereins mit den Zielen des Spielers deckt. Was die Spatzen schon länger von den Dächern pfiffen, ist nun also bestätigt. Ein weiterer Legionär ist damit Gewissheit.

Peter Gulacsi: Der Zweite im Bunde, der innerhalb des Red-Bull-Konzerns die Seiten wechselt, ist Torhüter Peter Gulacsi, der einen Vertrag bis 2019 erhält. „Er ist erstmals zur Weihnachtszeit auf uns zugekommen. Es gab viele Nachfragen aus dem englischen Bereich, wo er sechs, sieben Jahre bei Liverpool ausgebildet wurde und wo seine Leistungen in der Europa League wahrgenommen wurden. Wir haben uns mit ihm auseinandergesetzt, schlussendlich wollte er sehr gerne in der Red-Bull-Familie bleiben“, verrät Rangnick. Da der Ungar mit seinen 24 Jahren große Qualitäten hat, setzt man zukünftig in Leipzig auf ihn. Neo-Sportkoordinator Christoph Freund betont, dass mit der Verpflichtung von Grödigs Cican Stankovic die Position Eins-zu-Eins ersetzt wird und rechtzeitig vorgesorgt wurde.

Alexander Walke: Dadurch wird die deutsche Nummer zwei Alexander Walke auch weiterhin das Reservisten-Dasein drohen. Eine Situation, mit der sich dieser aber längst angefreundet hat und darüber hinaus eine wichtige Rolle in Salzburg einnimmt. Deshalb wurde der Vertrag des verlässlichen Rückhalts um zwei weitere Jahre bis 2017 verlängert. „Er ist von seiner Art her ein wichtiger Bestandteil, der die Jungs pusht. Natürlich hat er den Anspruch, als Nummer eins zu spielen, er hat seine Rolle aber super angenommen. Zum Beispiel im Cup-Finale ist er seinen Mann gestanden und hat die Aufgabe mit Bravour bewältigt“, lobt Freund.

Valon Berisha: Der in der Vergangenheit aufgrund von Verletzungspech oftmals zurückgeworfene Norweger soll in Salzburg wieder zu alter Stärke finden. Für Salzburg eine „wichtige Verlängerung“, die den Mittelfeldmotor bis 2018 an den Verein bindet. „Mit seiner Einstellung, Mentalität und seinem Willen ist er ein Vorbild für die junge Mannschaft, obwohl er selbst erst 22 Jahre alt ist. Von seiner Auffassung zum Beruf her, ist es ganz wichtig, so einen Spieler bei uns zu halten. Er wird die Ziele mit uns gemeinsam anpacken“, ist der Salzburg-Verantwortliche zufrieden über die Weichenstellung.

David Atanga: Der erst 18-jährige Atanga zählt ebenfalls zu jenen Spielern, die auch weiterhin eine Zukunft in Salzburg haben sollen. Derzeit weil der Außenbahnspieler mit Ghana bei der U20-WM in Neuseeland, danach soll der bisher bei Liefering geparkte Hoffnungsschimmer Schritt für Schritt herangeführt werden. „Wir haben ihn bis 2020 an uns gebunden. Er ist ein Spieler, den wir kontinuierlich aufbauen wollen und der den Sprung in die erste Mannschaft schaffen soll. Wir sind absolut überzeugt von ihm“, gesteht Freund, der sich zufrieden darüber zeigt, weitere fünf Jahre mit ihm planen zu können.

Stefan Lainer: Nach einer starken Saison bei der SV Ried nützt Salzburg eine Rückkaufoption, um den Außenverteidiger zurückzubeordern. Bei den Mozartstädtern genoss dieser die Ausbildung und kennt die Philosophie des Vereins nur zu gut. „Seine Entwicklung war sehr gut, er ist von der Mentalität und Einstellung ein Top-Profi.“ Dabei geht man bei Salzburg sogar soweit, ihm einen ähnlichen Karriere-Schub wie Ilsanker zuzutrauen. „Seine Entwicklung ist vergleichbar, wenn auch auf einer anderen Position, aber es sind gleiche Typen. Wir hoffen, dass es bei ihm auch in die Richtung geht und er den nächsten Schritt macht." Lainer freut sich auf die neue Herausforderung: "Ich bin bei Red Bull Salzburg groß geworden, kenne den Klub und die professionellen Bedingungen ganz genau. Hier gibt es die perfekten Voraussetzungen für einen jungen Spieler, um sich weiterzuentwickeln. Nach einer guten Saison bei der SV Ried ist dies der ideale nächste Schritt für mich. Mein Ziel ist es, mir einen Stammplatz zu erkämpfen und in Zukunft ein wichtiger Spieler für RB Salzburg zu werden.“

Masaia Okugawa: Nach Takumi Minamino kommt mit Okugawa ein weiterer Japaner zum Zug. Zuletzt bei Kyoto Sanga FC unter Vertrag, fiel er Freund und Geschäftsführer Jochen Saurer bei deren Asien-Reisen auf. „Er ist ein 18-jähriges, offensives Talent, mit dem wir uns länger auseinandergesetzt haben. Wir wollen ihn kontinuierlich aufbauen und entwickeln.“ Der Japaner strotz voller Tatendrang: "Nach meinen ersten persönlichen Gesprächen mit den Klubvertretern war ich mir sicher, dass Red Bull Salzburg für meine Entwicklung die beste Option ist. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass man meine persönlichen Ziele sehr gut versteht und meine Perspektiven, in Europa zu spielen, gut einschätzen kann. Daher glaube ich, dass ich mich hier sehr gut weiterentwickeln kann."

Taxiarchis Fountas: Noch nicht reif ist die Zeit für Fountas, der schon vergangene Saison an Panionios Athen ausgeliehen war. Der 19-jährige Grieche muss sich ein weiteres Jahr in fremden Gefilden auszeichnen, um sich eine Chance bei Red Bull zu erspielen. Diese bietet sich dem Außenspieler bei Asteras Tripolis, wohin er verliehen wird.


Peter Ankersen: 21 Bundesliga-Einsätze, aber nie so zufriedenstellend. Ankersen wird somit ab Sommer nach Dänemark zum FC Kopenhagen übersiedeln, wohin er nach Entschluss der Red-Bull-Verantwortlichen ausgeliehen wird. Allerdings wird seinem Neo-Klub auch eine Kaufoption ermöglicht.


Marcel Sabitzer: Was passiert mit Sabitzer? Diese Frage tauchte in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder auf – vor allem, weil der Aufsteiger des Frühjahrs mit seinen Aussagen für Diskussionsstoff sorgte. „Wir haben ihn bisher bewusst nicht erwähnt, weil die Vertragslage klar ist. Sein Vertrag in Salzburg endet, somit spielt er ab 1.7. bei Leipzig. Soweit bleibt das so“, bleibt Rangnick seiner Linie treu. Dabei outet sich der künftige Leipzig-Chef als Fan. „Hätten wir damals in die Glaskugel geschaut, hätten wir uns seine Entwicklung genauso gewünscht, die war wie gemalt.“ Rangnick kündigt aber an, nach dem Urlaub noch einmal „stressfrei die Köpfe zusammenzustecken“, um sich seine Sichtweise anzuhören und auch noch einen möglichen Verbleib in Salzburg auszudiskutieren. „Woanders hin wollen wir ihn aber nicht abgeben“, auch wenn Rangnick erklärt, dass er niemanden als unverkäuflich bezeichnen kann und man Angebote abwarten müsste. Sabitzers geäußerte Kritik, dass er in Leipzig keine Weiterentwicklung für sich sehen würde, schwächt er ab. „Das hat er ein einziges Mal vor drei Wochen gesagt, wo er noch nicht wissen konnte, was in Leipzig passiert. Und es wird noch einiges passieren. Klar, geht es ihm um seine Weiterentwicklung. Ich sehe aber überhaupt keinen Grund, dass es er das in Leipzig nicht kann.“

Massimo Bruno: Auch beim Belgier ist die Vertragslage klar. Wie Sabitzer war er nur an Salzburg verliehen und steht künftig bei Leipzig unter Vertrag. „Auch mit ihm werden wir uns noch einmal zusammensetzen, um zu sehen, was das Beste für ihn ist. Wir wollen auch ihn unbedingt bei uns behalten. Er hat in Leipzig eine große Chance, zu spielen.“

Nils Quaschner: Bei Quaschner tritt das ein, was aufgrund der Statuten im Winter noch nicht möglich war. Nach einem weiteren halben Jahr in Salzburg folgt nun der geplante Schritt nach Deutschland. „Der Junge verbindet Herz mit Einsatz und Abschluss. Der Vertrag tritt jetzt in Kraft, jetzt darf er ja“, stellt Rangnick den Fall des großen Talents klar.


Smail Prevljak: Der Lieferinger Top-Stürmer ist mit seinen 20 Jahren bereit für den nächsten Schritt. Laut Freund zählt dieser zu den größten Talenten, die derzeit vorhanden sind. Demnach wird er mit Sommer zu den Profis hochgezogen und soll dem Beispiel von Caleta-Car, Laimer und Co. folgen, die sich daraufhin prächtig entwickelt haben.


Yordy Reyna: Bei Leipzig lief es für den Ex-Grödiger nicht nach Plan, ab Sommer steht er wieder bei RB Salzburg unter Vertag. „Er gehört jetzt uns“, meint Sauer und freut sich auf die Zusammenarbeit. Allerdings gäbe es noch keine endgültige Entscheidung. Das Gerücht, Reyna könnte erneut in Grödig Spielpraxis sammeln, hört der sportliche Koordinator zum ersten Mal. „Es soll bei uns natürlich realistisch sein, dass er Einsatzzeit kriegt. Er macht aber eine gute Entwicklung.“

Havard Nielsen: Der Däne schlug sich in seiner ersten Zeit in Salzburg unter Wert und explodierte beim deutschen Zweitligisten Braunschweig, an den er verliehen war. Auch der 21-Jährige soll in die Mozartstadt zurückkehren. „Wir sind in Gesprächen und es wird eine Entscheidung geben, ob wir mit ihm in Salzburg planen.“ Der Vertrag würde noch ein weiteres Jahr laufen, aber auch andere Lösungen wären vorstellbar.

Omer Damari: Bei der Austria war der Israeli hui, bei Leipzig eher pfui. Zuletzt wurde ein Wechsel nach Salzburg kolportiert. „Das ist nicht völlig ausgeschlossen, aber er hat Vertrag in Leipzig“, so Rangnick, der seine Erkrankung sowie zwei Muskelverletzungen als Gründe anführt, warum er in der zweiten deutschen Liga nie in Tritt kam. „Wir werden uns noch mit ihm zusammensetzen und sehen, was für ihn das Beste ist.“


Alexander Karper