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"Man muss ihn einfach mögen"

Gut, dass Sadio Mane als Kind ein Dickkopf war.

Denn vor allem seiner Mutter war das ständige Fußballspielen ihres Sohnes ein Dorn im Auge. Dies führte zwangsläufig zu atmosphärischen Störungen im Hause Mane.

„Meine Familie ist zum einen tiefreligiös, zum anderen haben es hunderte Fußballer aus meiner Gegend nicht geschafft. Sie hatten keine Perspektive und meine Eltern hatten Angst, dass es mir ähnlich ginge. Deswegen war Fußball nicht die erste Wahl für sie“, erzählt der Senegalese LAOLA1.

Den Eltern getrotzt

Er hat seine Eltern aber eines Besseren belehrt und seinen Weg gemacht. Über den französischen Zweitliga-Klub Metz kam Mane Ende August nach Salzburg. Hier fühlt sich der Offensivspieler wohl.

„Ich mag die Stadt und die Menschen“, sagte der Außenspieler im Februar einmal. Und über Trainer Roger Schmidt: „Er ist ein bisschen wie unser Vater.“

Darauf angesprochen, ob Mane ein bisschen wie sein Sohn sei, muss der Deutsche lachen.

„Wenn es eine Vaterfigur gibt, dann ist das wohl eher Mustafa“, verweist der Trainer auf den französisch sprechenden Betreuer, der sich mit seiner Familie um Mane abseits des Rasens kümmert.

Schmidt selbst ist in erster Linie natürlich sein Trainer, kann aber nicht verhehlen, dass Mane ihn nicht nur ob seiner fußballerischen Fähigkeiten überzeugt.

„Er ist ein sehr angenehmer Mensch, man muss ihn einfach mögen. Er kommt auch bei den Fans sehr gut an, ich freue mich, dass er viel Spaß am Fußball hat und aktuell auch wieder in einer Topverfassung ist.“

Auf der Tribüne genossen

Das konnte der 21-Jährige in den vergangenen beiden Spielen nicht zeigen, war er doch gesperrt. Seine Teamkollegen machten das Zuschauen auf der Tribüne einfach, sowohl beim 3:0 im Cup als auch vor allem beim 6:2 gegen den WAC.

„Ich bin sehr zufrieden, dass die Mannschaft die letzten beiden Spiele gewonnen hat. Obwohl ich nicht gespielt habe, hatte ich viel Freude daran. Die Jungs haben sich geschlossen gezeigt, schönen Fußball gespielt und das habe ich auch genossen“, hält Mane vor dem Spiel gegen Rapid fest.

Für die Pressekonferenz vor dem nächsten Schlüsselspiel im Kontext der Salzburger Aufholjagd auf Tabellenführer Austria wählte der Neuzugang orange Bermuda-Shorts.

Am Samstag werden es im Hanappi-Stadion wieder die roten Hosen sein, wenn es gegen die „Grünen“ von Rapid geht.

Die Wiener sind die einzige Mannschaft der Bundesliga, gegen die Salzburg bislang nicht gewinnen konnte. Am Samstag bietet sich dafür die letzte Chance in dieser Spielzeit.

Noch nie in der Red-Bull-Ära blieben die „Bullen“ in einer Saison ohne Sieg gegen die Hütteldorfer.

„Frühere Spiele gegen Rapid sind Vergangenheit“

„Die vorherigen Spiele gegen Rapid sind Vergangenheit. Wir sind besser geworden und ich denke, wir werden es nun schaffen, weil wir nun stärker sind als früher“, ist Mane zuversichtlich.

Ob das auch für ihn selbst gilt?

„Ich weiß nicht genau, wann ich in schlechter Form war“, umkurvt Mane eine Frage nach Leistungsschwankungen geschickt, um dann festzuhalten: „Aber es ist schon so, dass man die Leistung nicht über eine komplette Saison auf dem höchsten Level halten kann.“

Immer wieder wird dem dribbelstarken Mane angekreidet, zu ballverliebt zu sein.

Auch hier zeigt sich der Salzburg-Legionär schlagfertig: „Das denken die Journalisten, dass ich den Ball deswegen so lange halte.Ich versuche einfach eine gute Situation für meine Kollegen herbeizuführen – zum Abspielen, zum Vorbereiten eines Tores. Wir arbeiten alle daran, dass die Mannschaft gewinnt.“

In seinen letzten beiden Spielen traf Mane, der die Harmonie im Team hervorhebt („Wir spielen gerne zusammen“), jeweils einmal, seine Spielweise ist attraktiv – und kann bei andauerndem Erfolg freilich auch anderenorts Begehrlichkeiten wecken.

(Noch) gut aufgehoben in Salzburg

„Es ist sicherlich nicht auszuschließen, dass er sich, wenn er sich so weiterentwickelt, auch auf einer ganz anderen Ebene weiterspielen kann“, weiß Vaterfigur Schmidt, dass es einmal zur Situation „Verlorener Sohn“ kommen könnte. Doch das soll noch andauern.

„Er ist hier aber gut aufgehoben, er ist auch noch nicht fertig. Er muss sich weiterentwickeln, da ist er dabei und in der nächsten Saison wird er sicher noch bei uns sein. Was dann ist, wird man sehen“, so der Trainer.

Es liegt aber auf der Hand und ist das Ziel von Sportdirektor Ralf Rangnick, die Investition des Sommers 2012 irgendwann zu einem Gewinn zu machen. Aus Sicht des Spielers soll es sich freilich auch lohnen.

„Natürlich ist es so, dass wir auch gerade diese jungen, hochtalentierten Spielern hierher holen, um ihnen eine gute Plattform für ihre nächsten Schritte in ihrem Fußballerleben zu bieten. Wenn sie die dann nutzen und ein anderes Niveau erreichen, freuen wir uns alle, wenn sie zu größeren Vereinen gehen. Das ist bei Sadios Qualität sicherlich nicht auszuschließen.“

Die Freude an der Gegenwart überwiegt aber aktuell. Sowohl bei Schmidt als auch bei Mane.

 

Bernhard Kastler