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Rieder Strategie: Verpflichten und verleihen

Rieder Strategie: Verpflichten und verleihen

„Ich will meine Gedankengänge und Strategien nicht laufend erklären. Das ist sehr mühsam“, sagt Stefan Reiter.

Doch es besteht wieder einmal Erklärungsbedarf.

Still und heimlich hat der Manager der SV Ried im Winter mit Ola Kamara vom norwegischen Klub Strömsgodset IF einen neuen Spieler verpflichtet und ihn sofort an 1860 München weiterverliehen.

Die Innviertler vermeldeten diesen Schachzug aber nie offiziell. „Weil sich bei uns dadurch gar nichts ändert. In der momentanen Situation hat das gar keine Bedeutung“, so der 52-Jährige.

"Ich habe mich mehrmals massiv geärgert"

Völlig bedeutungslos ist das in Wahrheit aber nicht. Immerhin wird dadurch eine neue Strategie der Oberösterreicher sichtbar.

Also gibt Reiter dann doch einen Einblick in seine Gedankengänge: „Ich habe mich mehrmals massiv geärgert, weil wir im Sommer Spieler, die wir nicht verlieren wollten, verloren haben. Ich habe mir überlegt, wie man dem vorbauen kann.“

„Wenn ich etwa Daniel Royer knapp vor Saisonende verliere, bekomme ich dafür zwar schönes Geld, aber es tauchen Probleme auf. Ich muss den Spieler ersetzen. Außerdem weiß jeder, dass Ried bei diesem Deal ganz gut verdient haben wird. Es ist aber sinnlos, das Geld wieder 1:1 zu investieren – da hätte ich den Spieler nicht verkaufen müssen.“

„Wenn man vorbereitet ist, weil man einen Spieler schon wo geparkt hat, kann man besser vorgehen“, gibt der Manager zu verstehen.

Kein wirtschaftliches Risiko

In Kamaras Fall sieht das so aus: Die „Wikinger“ haben den 23-jährigen Stürmer ablösefrei verpflichtet und für ein halbes Jahr an 1860 verliehen. Die Münchner besitzen zudem eine Kaufoption im Sommer. „Weil es sehr schwierig ist, einen Spieler nur zu verleihen, darauf springen die wenigsten Vereine an“, begründet Reiter.

Schlägt der Norweger in Deutschland ein und die „Löwen“ wollen ihn halten, „bleibt uns ein wirtschaftlicher Gewinn, weil er uns nichts gekostet hat und wir ihm nichts bezahlen mussten“. Das wirtschaftliche Risiko sei also gleich Null, verdeutlicht der Sportliche Leiter der SVR.

"Er ist keine Absicherung für Zulj!"

Die Interpretation, dass Kamara quasi Ersatzmann für Robert Zulj, dem das Interesse einiger Klubs nachgesagt wird, ist, lässt Reiter nicht gelten: „Genau das wollte ich vermeiden. Er ist keine Absicherung für Zulj! Der steht bei uns noch über den Sommer hinaus unter Vertrag. Diese Interpretationen sind Fantasie und weit hergeholt. Ich sehe das Ganze, nicht den einzelnen Spieler.“

Dass aktuell auch noch andere Spieler irgendwo geparkt sind, verneint der Manager. Aber er sagt: „Vielleicht tätigen wir im Sommer wieder ein, zwei solche Transfers, um verschiedene Schlüsselpositionen abzusichern.“

Nicht das erste Mal

Und Kamara ist nicht der erste Transfer dieser Art, den die Innviertler getätigt haben, verrät Reiter: „Ich mache das nicht zum ersten Mal. Und es ist schon einmal nicht aufgegangen. Der Spieler wollte dann nicht mehr zu uns, hatte andere Perspektiven, weshalb wir den Vertrag aufgelöst haben.“

Aber es besteht eben keinerlei Risiko. Keine schlechte Strategie.


Harald Prantl