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"Ich war froh, dass Rapid die Option nicht gezogen hat"

Es war ein Wechsel mit Ansage.

Rene Gartler war bei Rapid unglücklich, die Wiener brauchten den Stürmer letztlich nicht mehr und die SV Ried wollte ihn schon im Winter.

So ging alles schnell: Rapid ließ den 26-Jährigen wissen, dass die Option auf Vertragsverlängerung nicht gezogen werden würde und die Innviertler konnten sich den Angreifer ablösefrei sichern.

Abschied nach 20 Jahren

Das war auch die Absicht von Manager Stefan Reiter, schließlich wollten die „Wikinger“ nicht unnötig Geld bezahlen. Deshalb musste Gartler zum Interesse der Oberösterreicher schweigen.

Von dem der dreifache Torschütze der abgelaufenen Saison natürlich wusste. „Ich habe davon erfahren“, erklärt die Offensivkraft im Gespräch mit LAOLA1.

So war Gartler auch nicht geknickt, als ihn sein Jugendklub nach 20 Jahren bei Rapid mitteilte, nicht mehr auf sein Talent zu bauen.

Drei Mal war der Mittelstürmer verliehen worden, einen Herbst an Kapfenberg (2005/06), ein Frühjahr an St. Pölten (2005/06) und eine ganze Saison an den FC Lustenau (2007/08).

Nun war es mit Rapid endgültig vorbei. Und Gartler war darüber glücklich.

„Ich war froh, dass Rapid die Option nicht gezogen hat, denn für mich gab es sportlich keine Perspektive. Es war für beide Seiten besser so“, hält der Vater eines eineinhalbjährigen Buben fest.

Trainer-Wechsel kein Vorteil

„Der Trainer-Wechsel war sicherlich kein Vorteil für mich“, spricht Gartler die Wurzel des Problems an. „Jeder Trainer steht eben auf andere Typen, es hat einfach nicht gepasst. Aber die Welt geht wegen so etwas nicht unter“, hegt der Spieler gegen Peter Schöttel, Trainer seit 2011, keinen Groll.

Das Verhältnis war auf und abseits des Platzes korrekt, der Coach hatte auch nach Bekanntwerden der Entscheidung nichts auszusetzen. „Ich habe mich im Training nicht hängen lassen, das hat mir der Trainer auch bestätigt“, so der ehemalige Schützling.

59 Bundesliga-Einsätze in sechs Saisonen hat Gartler für Grün-Weiß absolviert. Darunter fällt sein Bundesliga-Debüt am 1. November 2003 gegen Mattersburg (3:1). Gegen dieselbe Mannschaft erzielte der 1,81m-Mann auch sein 1. Bundesliga-Tor – damals beim 4:0 am 25. Oktober 2009.

Zehn Mal traf der Wiener für die Hütteldorfer. Nachdem Gartler als Erste-Liga-Torschützenkönig aus Lustenau zurückkam, sollte der Durchbruch folgen. Doch er kam nicht, auch wenn es der Protagonist anders sieht.

Kein Durchbruch? „Würde ich nicht sagen“

„Ich würde nicht sagen, dass ich den Durchbruch nicht geschafft habe. Unter Pacult habe ich am Schluss viele Spiele von Anfang an bestritten, dann mir leider die Hand gebrochen“, verweist Gartler auf den März 2011. Danach konnte er kein Spiel mehr in jener Saison bestreiten. Und dann kam Schöttel.

„Natürlich ist es schade, weil man bei Rapid groß geworden ist“, hätte sich Gartler mehr Erfolg gewünscht. Eine Begründung, warum es nicht für das Ziehen der Option gereicht hat, gab es nicht: „Aber das ist mir im Nachhinein auch egal.“

Genug Interessenten

Über die Zukunft musste sich der wendige Angreifer auch keine Gedanken machen, bereits im Winter wollte sich etwa Sturm seine Dienste sichern. Rapid legte ein Veto ein. Ried hielt sich im Hintergrund, stach dann Mitbewerber wie Wacker aus. Zu wissen, dass Klubs interessiert sind, machte entspannt.

„Das beruhigt einen natürlich. Denn man sieht immer wieder, wie andere darum kämpfen, wo unterzukommen. Mit Ried hat alles schnell gepasst, vor dem Urlaub war es unter Dach und Fach.“

Andere Vereine kamen kaum in Frage. „Es hat schon andere Anfragen gegeben, aber die haben keine wesentliche Rolle gespielt. Bei Ried habe ich am besten hingepasst.“

Im ersten Testspiel konnte das Gartler schon einmal beweisen, traf er doch 18 Minuten nach seiner Einwechslung zur Pause per Kopf zum 1:0-Sieg gegen Blau-Weiß Linz.

„Das macht Lust auf mehr“, ist der Torschütze, der seine Kritiker verstummen lassen will und heiß auf die Bundesliga-Saison ist, guter Dinge.

Solo-Spitze oder dahinter

Im 3-3-3-1-System der Rieder, das auch unter Neo-Coach Heinz Fuchsbichler im ersten Test praktiziert wurde, gibt es nur eine Solospitze, deswegen auch einen großen Konkurrenzkampf.

„Ich bin überzeugt, dass ich mich durchsetzen werde“, hält Gartler fest, der sich auch den zentralen Part hinter der Spitze vorstellen kann. Angreifen will der Stürmer auf jeden Fall nur noch am Platz.

Frühere Eskapaden sind Schnee von vorgestern, zum nunmehr ganz ruhigen Lebensstil trug auch der Sohnemann seinen Teil bei.

„Ein Kind verändert das Leben schon sehr, ich genieße jeden Tag mit der Familie.“

Im idyllischen 11.000-Einwohner-Städtchen Ried hat Gartler dazu die Möglichkeit. Wie für seinen Neustart auf dem Rasen.

 

Bernhard Kastler