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Richtungsweisend

Richtungsweisend

Am Sonntag gastiert der Lieblings-Gegner beim Meister.

Gegen keine andere Mannschaft hat der FC Red Bull Salzburg länger nicht verloren als gegen Wr. Neustadt - nämlich 14 Spiele. In den letzten sechs Partien erzielte man nie weniger als fünf Tore und erhielt nie mehr als eines, was ein Punktemaximum von 18 sowie ein Torverhältnis von 34:3 (!) bedeutet.

Es bietet sich für den Double-Sieger der vergangenen Saison also geradezu an, sich mit dem vierten Pflichtspiel-Sieg en suite in die Länderspiel-Pause zu verabschieden und für die Spieler mit einem entsprechenden Wohlfühl-Faktor zu den jeweiligen Nationalteams aufzubrechen.

Ergebnisse standen im Fokus

Nach dem dritten Sieg en suite, dem 2:1 in der Europa-League-Gruppenphase in Giurgiu, waren die Salzburger vor allem mit der Tatsache zufrieden, dass sie erstmals in dieser Saison ein Spiel nach Rückstand noch zu ihren Gunsten drehen konnten. „In den letzten Spielen ging es vor allem um die Ergebnisse“, sagte Trainer Adi Hütter am Freitag nach der Wiederankunft in Salzburg.

Auch für seinen Chef, Ralf Rangnick, ist freilich noch nicht alles eitel Wonne. „Es gibt jetzt keinen Grund zur Euphorie“, meinte der Deutsche, der zwar die schön herausgespielten Tore von Kampl und Soriano in Giurgiu als positiven Trend befand, aber im Spiel gegen den Ball noch Probleme sah.

Salzburg spielte in den vergangenen beiden Partien gegen Rapid und Astra abwartender, stand tiefer und ließ die Pressing-Maschinerie ausgeschaltet. Auch gegen Wiener Neustadt wird das wohl noch einmal der Fall sein, schließlich steht bis Sonntag (19 Uhr) vor allem Regeneration im Training ganz oben.

„Die Länderspiel-Pause würde sich dafür anbieten, daran zu arbeiten, aber da sind auch nicht viele Spieler da“, weiß Hütter, der nach dem Malmö-Trauma „den harten Weg zurück“ anspricht und versucht an den "richtigen Rädchen zu drehen", um den Fans wieder Power-Fußball bieten zu können.

Zwei Dauerpatienten gehen

In der jüngeren Vergangenheit fiel es auch dem Trainer schwer, im taktisch-technischen Bereich zu arbeiten. Zum einen weil Salzburg seit der letzten Länderspiel-Pause sieben Spiele in 25 Tagen hatte, zum anderen weil das teilweise riesige Lazarett das nicht in optimaler Form zuließ.

Nachdem Andreas Ulmer, Peter Ankersen und Christian Schwegler (mit Rückschlag) nach ihren Muskelverletzungen wieder dabei sind, steht auch Franz Schiemer schon wieder im Mannschafts-Training sowie Asger Sörensen, der vielleicht noch im Herbst seine erste Bundesliga-Minute spielt.

Isaac Vorsah und Rodnei müssen im Sommer gehen
Bei den Dauer-Patienten Isaac Vorsah und Rodnei sind die Würfel hinsichtlich der Zukunft schon gefallen. „Wir werden die auslaufenden Verträge beider Spieler nicht verlängern“, erklärt Rangnick im LAOLA1-Gespräch. Vorsah hatte sich im Mai 2013 das Kreuzband gerissen und kämpft seither um sein Comeback. Rodnei musste sich stets mit Leisten-/Adduktorenproblemen herumplagen.

„Bei Isaac steht etwa noch eine Operation auf dem Programm, er wird wohl noch im nächsten Sommer nicht Fußball spielen können“, schildert Rangnick das Leiden seines Schützlings.

Leitgeb hat eine Klausel

Nachdem bei Andre Ramalho und Valentino Lazaro Gespräche über eine Vertragsverlängerung laufen, könnte sich Christoph Leitgebs auslaufender Vertrag aufgrund einer Klausel bei einer gewissen Anzahl an Einsätzen automatisch um ein Jahr verlängern.

„Er ist Stammspieler“, verweist Rangnick auf die hohe Wahrscheinlichkeit und auch einen längeren neuen Vertrag schließt er beim 29-Jährigen nicht aus.

Generell versucht Rangnick bei Vertragsverlängerungen die Spieler langfristig zu binden. Das ist etwa bei Kevin Kampl (2019) oder Martin Hinteregger (2018) gelungen. Neuzugänge wie Naby Keita (2019) oder Cican Stankovic (2020) werden ebenso mit langfristigen Verträgen ausgestattet.

Sadio Mane (kam für kolportierte vier Mio. Euro vom FC Metz) unterschrieb 2012 einen Vertrag bis 2016 bei Salzburg und wurde am letzten Tag der Transferzeit für 15 Millionen Euro – absoluter Rekordwert für einen Bundesliga-Abgang und in der Red-Bull-Ära – abgegeben.

Langfristige Verträge sind Usus

Ob sich allerdings jeder Spieler so lange binden will, ist eine andere Frage – und wird auch bei Lazaro oder Ramalho spannend zu verfolgen sein. „Wir sind bei beiden in Gesprächen und es ist die Bereitschaft da, mit beiden die Zusammenarbeit zu verlängern“, verweist Rangnick auf den Prozess.

Weiters laufen 2015 die Verträge von Ersatzgoalie Alexander Walke und Franz Schiemer aus. Kevin Kampl wird, wie Rangnick schon bei der Vertragsverlängerung, andeutete, wohl nicht noch ein viertes Jahr in Österreich spielen.

Nach dieser Saison könnte zudem Rangnick Salzburg verlassen und sich vollends auf Leipzig konzentrieren. Vor einigen Wochen stellte der 56-Jährige bereits klar, dass sich bei einem Aufstieg (des vor dem Spieltag Zweiten der zweiten deutschen Liga) beides nicht mehr vereinbaren lässt.

„Wir werden sehen, das ist jetzt nicht der Fall und ansonsten gibt es nichts zu ändern“, will der Deutsche noch nicht über ungelegte Eier sprechen, vieles deutet aber daraufhin, dass seine Nachfolge in Österreich intern besetzt werden könnte.

Rangnick-Nachfolge bei RBS intern?

„Ich arbeite mit Christoph Freund und Jochen Sauer eng zusammen und sie kümmern sich hier auch um alles, wenn ich nicht da bin“, schildert Rangnick.

Ersterer ist Sportkoordinator und Experte der heimischen Fußball-Szene, Geschäftsführer Sauer war früher in Wolfsburg schon sportlicher Leiter.

Rangnick müsste auch dahingehend seinen Job bei Salzburg offiziell zurücklegen, damit beide Klubs irgendwann europäisch spielen können. Wenn Leipzig aufsteigt, ist die Chance realistisch.

Im Hintergrund wird freilich daran gearbeitet, die entsprechenden Strukturen zu verändern. Es gilt nachzuweisen, dass man nichts miteinander zu tun habe, schildert Rangnick die Aufgabe.

In den UEFA-Bestimmungen finden sich etwa unter Artikel 3 („Integration des Wettbewerbs“) die Anforderungen, u.a. heißt es dort: „Niemand darf gleichzeitig, direkt oder indirekt, in irgendeiner Funktion oder mit irgendeinem Mandat an der Führung, der Verwaltung und/oder den sportlichen Leistungen von mehr als einem an einem UEFA-Klubwettbewerb teilnehmenden Verein beteiligt sein.“

Deswegen muss Rangnick seinen Posten aufgeben. Die „Bullen“ haben schon einmal in Österreich Hürden genommen, damit ihr Farmteam FC Liefering in der Ersten Liga mitspielen kann. Eigentlich wurde beschlossen, dass ab 2010/11 keine Amateur-Teams mehr in Liga zwei mitspielen. Juristisch gesehen ist Liefering aber ein eigener Verein, auch wenn das Gegenteil offensichtlich ist.

Rangnick setzt weiter auf Houllier

Während Leipzig erst einmal den Aufstieg schaffen und sich dann auch noch für die internationale Bühne qualifizieren muss, scheint beim New Yorker Team das Spiel in der Nachspielzeit. Laut einem Bericht von "Sports Illustrated" plant Red Bull, sich auf den europäischen Markt zu konzentrieren. Wie ein Insider weiß, würde der Klub bei einem Angebot über 300 Millionen Dollar sofort verkauft werden.

Indes gibt es auch ein Rätselraten um Head of Global Soccer Gerard Houllier und seine zukünftige Rolle, zumal es mit Rangnicks Ex-Berater Oliver Mintzlaff, Vorstandsvorsitzender Leipzigs, einen weiteren Head of Global Soccer gibt. Zuletzt war Houllier beim Duell Rapid-RBS zu Gast.

Für Rangnick ist klar, dass der Franzose weiter Teil der Red-Bull-Familie bleibt.

„Es hat sich nichts geändert und wenn es nach mir geht, wird sich auch nichts ändern. Wir wären dumm, wenn wir auf das Knowhow und das Netzwerk, das Gerard hat, verzichten würden“, so der Sportchef über den 67-Jährigen, der weniger im operativen Geschäft eingebunden ist und auch als Leiter der Technischen Studiengruppe der FIFA fungiert. Sein RB-Vertrag soll im Sommer enden.

 

Bernhard Kastler