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Sekagya und Co.: Pleiten, Pech und Pannen

Sekagya und Co.: Pleiten, Pech und Pannen

Im Fachjargon spricht man von „Saisonaler Depression“, der Volksmund nennt es „Herbstdepression“.

Klassische Symptome einer solchen „Herbstdepression“ sind Stimmungstiefs, Antriebslosigkeit oder Lustlosigkeit.

In Salzburg weiß man derzeit nur zu gut, wie sich das anfühlt.

Den letzten Sieg in der Liga feierten die „Bullen“ am 18. September beim 3:0 gegen Wr. Neustadt, seitdem ist der Wurm drin.

Abwehr-Trio als Achillesferse

In den vergangenen neun Pflichtspielen ging die Moniz-Truppe nur zwei Mal als Sieger vom Platz (3:0 gegen Slovan Bratislava und 2:1 gegen den LASK).

Mit ein Grund für die Krise ist die anfällige Viererkette. Vor allem das Innenverteidiger-Duo Ibrahim Sekagya und Petri Pasanen steckt seit Wochen im Formtief, in dem sich mittlerweile auch Goalie Eddie Gustafsson befindet.

„Sekagya ist derzeit weit von seiner Form entfernt. Er hat gegen Bilbao drei gefährliche Situationen mit Fehlpässen eingeleitet. Wir haben uns auch in den Spielen zuvor durch individuelle Fehler immer wieder in Bedrängnis gebracht – mal war es Eddie, mal Pasanen. So kann es nicht weitergehen. Vielleicht ist es Nervosität oder Anspannung. Leider trifft es ausgerechnet unsere erfahrenen Leute“, hadert Trainer Ricardo Moniz.

LAOLA1 zeigt einige schwerwiegende Aussetzer des Trios und geht auf Ursachenforschung:

Ibrahim Sekagya
  • Tätlichkeit gegen Wacker Innsbruck

Sekagyas Seuchen-Saison beginnt schon am zweiten Spieltag. Der ugandische Teamkapitän lässt sich in der Schlussphase von Wacker-Abwehrchef Inaki Bea provozieren und zu einer Tätlichkeit hinreißen. Für seinen Schlag gegen den Spanier, der Sekagya rassistisch beschimpft haben soll, kassiert der 30-Jährige daraufhin drei Spiele Sperre. Ein Schlüssel-Erlebnis, das den einstigen RBS-Kapitän doch mehr aus der Bahn wirft, als ihm lieb ist.

  • Elfmeter gegen Sturm verschuldet

Ausgerechnet beim Comeback nach seiner Sperre passiert dem Innenverteidiger der nächste Lapsus. Sekagya bringt Kienast, der alleine auf Gustafsson gelaufen war, im Strafraum zu Fall und hat Glück, dass es zusätzlich zum Elfer nicht auch noch Rot gibt. Der Gefoulte verwandelt zum 1:0, letztlich rettet Wallner mit einem Last-Minute-Tor noch das Unentschieden.

  • Barazite lässt Sekagya alt aussehen

Im Spitzenspiel bei der Wiener Austria ist Sekagya am Führungstreffer der Violetten maßgeblich „beteiligt“. Gegen Barazite sieht er im 1-gegen-1 ziemlich alt aus, selbst ein Foul kann den Niederländer nicht stoppen. Der Pass zu Junuzovic führt letztlich zum 1:0 – die Austria gewinnt am Ende mit 3:2.

  • Elfmeter gegen Bilbao verschuldet

Es passt zum bisherigen Saisonverlauf von Sekagya. Salzburg führt in Bilbao sensationell mit 2:0, als Herrera im Zweikampf mit dem ugandischen Teamspieler zu Boden geht. Obwohl die Strafstoß-Entscheidung äußerst strittig war, steht sie doch sinnbildlich für Sekagyas unglücklicher Saison. Im „Rückspiel“ unterlaufen ihm dann noch einige haarsträubende Fehlpässe, die gut und gerne auch zu einem Tor hätten führen können.

Fazit: Sekagya war schon vergangene Saison nicht mehr unumstritten. Zu unsicher und zu ungestüm ging der 30-Jährige oft zu Werke. Mangels Alternativen fand er sich aber fast immer in der Startelf wieder. Im Frühjahr dieses Jahres kam mit dem Tod seiner Mutter dann auch noch eine persönliche Tragödie hinzu, an die ihn Inaki Bea im Westderby laut eigenen Angaben wieder schmerzhaft „erinnerte“. Moniz wird Sekagya nach den turbulenten letzten Wochen und Monaten wohl eine Auszeit geben.

Petri Pasanen
  • Ausschluss gegen Omonia Nikosia

Pasanen lässt sich im EL-Playoff-Rückspiel gegen Nikosia völlig unnötig auf ein Scharmützel mit Avraam ein und sieht so wie sein Kontrahent die Gelb-Rote Karte. Nach dem Ausschluss des Finnen wird die Partie noch einmal hektisch und spannend. Salzburg rettet sich letztlich mit einem knappen 1:0 in die Gruppenphase.

  • Fehler gegen die Admira

Der Finne verschätzt sich vor dem 1:0 durch Hosiner total. Pasanen verpasst einen langen, weiten Ball, der Admira-Torjäger läuft schließlich alleine auf Gustafsson zu und trifft per Heber zum 1:0 – Endstand 2:1. Für Salzburg ist es die erste Niederlage in der Liga.

Fazit: Eigentlich wurde der 31-Jährige als neuer Abwehrchef aus Bremen geholt. Gezeigt hat Pasanen – auch aufgrund einer Verletzungspause – noch nicht viel. International wirkt der finnische Teamkapitän oft zu langsam und behäbig, in der Liga immer wieder unkonzentriert und leichtsinnig. Dass ihn Moniz dann zwischenzeitlich auch noch auf die Bank verbannte, stärkte nicht unbedingt das Selbstvertrauen. Kehrt Douglas da Silva wieder zurück, könnte es für Pasanen auf Dauer eng werden.

Eddie Gustafsson
  • Unsicherheit gegen die Admira

Man kann ihm das 0:2 durch Hosiner nicht völlig ankreiden, ein Gustafsson in Höchstform hätte das Tor aber wohl verhindert. Den Schuss von Jezek – keiner der Marke unhaltbar – klatscht der Schwede genau vor die Füße von Hosiner ab, der aus fünf Metern vollendet. Vor zwei Jahren hätte Gustafsson den Jezek-Schuss möglicherweise aus der Gefahrenzone gefaustet.

  • Freistoß-Tor gegen Wacker

Merino zirkelt im Westderby den Ball ins Tormann-Eck zum 1:0 – Endstand 1:1. Gustafsson sieht nicht gut aus und zeigt sich danach auch äußerst selbstkritisch: „Vielleicht war das mein schlechtestes Spiel seitdem ich hier bin. Es läuft nicht hundertprozentig, ich weiß nicht warum. Ich muss den Ball halten. Ich war zwar sehr konzentriert, aber ich wollte vielleicht zu viel.“

  • Folgenschwerer Ausflug gegen Sturm

Nach einem langen Ball läuft Kienast in den Strafraum, Gustafsson kommt etwas unmotiviert aus dem Tor, greift den Sturm-Angreifer aber nicht an. Der flankt letztlich in die Mitte, wo Weber per Volley zum 1:0 trifft – Endstand 2:1. Der zögerliche Ausflug zeigt einmal mehr Gustafssons Verunsicherung.

Fazit: Ob er es hören will oder nicht: Nach dem folgenschweren Foul von Lukas Kragl und der daraus resultierenden Verletzung (Schien- und Wadenbeinbruch) ist Gustafsson nicht mehr an sein altes Leistungs-Niveau herangekommen. Möglicherweise setzt sich der 34-Jährige selbst zu sehr unter Druck, da er sich und seinem Umfeld beweisen will, dass er nichts von seiner Klasse eingebüßt hat. Um seinen Stammplatz muss sich der Kapitän aber vorerst keine Sorgen machen. Denn Ersatzgoalie Walke hat bei seinen bisherigen Auftritten ebenfalls keinen sicheren Eindruck gemacht.

Kurt Vierthaler