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Schmidt: "Wahnsinn, was in einem Jahr passiert ist"

Schmidt:

Man sieht sich immer zwei Mal.

Das war für Red Bull Salzburg am Dienstag im Fall von Roger Schmidt und Andre Ramalho so. Und das wird am kommenden Mittwoch im Fall von Malmö FF so sein.

Der große Unterschied: Gegen Leverkusen war es eine Probe, gegen die Schweden wird es Ernstfall sein, wenn es wie schon vergangene Saison in der Champions-League-Quali zur Sache geht.

Wiedersehen macht Freude

Zur Sache ging es auch gegen den deutschen Bundesligisten. „Es war ein intensives Spiel“, sagte etwa Ramalho nach dem 1:1. Der Brasilianer wechselte im Sommer von Salzburg nach Leverkusen.

„Es war ein komisches Gefühl, gegen Freunde zu spielen. Vor zwei Monaten war ich ja noch da, jetzt war ich Gegner. Aber ich habe mich sehr gefreut, sie wiederzusehen“, so Ramalho, der um die Herausforderung bei seinem neuen Klub Bescheid weiß. „Aber nur so entwickelt man sich weiter.“

Der 23-Jährige spielte die zweite Hälfte, in der den Gästen der Ausgleich mit Stefan Kießling und ohne Weltmeister Christoph Kramer (wurde geschont) am Platz gegen eine ebenfalls durchgewechselte Salzburger Mannschaft gelang.

Ein Wermutstropfen aus Sicht der Hausherren.

„Natürlich kann man das Tor verhindern. Aber es passt schon, es war ein sehr guter Test, das 1:1 ist gerecht, wir sind zufrieden“, sagte Neo-Trainer Peter Zeidler nach der Generalprobe für den Liga-Start am Samstag in Mattersburg.

Lob von Kießling

Zeidler, der ein sehenswert herausgespieltes Tor von David Atanga (18) und auffällige Neuzugänge Dimitri Oberlin (17) sowie Dayot Upamecano (16) sah, trainierte Kießling damals bei Nürnberg.

„Peter ist ein sehr guter Motivator, der gut spielen lässt. Das hat man heute auch gesehen, die Jungs können nicht nur lange Bälle spielen“, sagte der 31-Jährige gegenüber LAOLA1.

Auf die Frage nach Roger Schmidt und dem ersten Jahr unter ihm, grinste Kießling: „Ich bin mehr gesprintet als sonst.“ Aber es machte Lust auf mehr: „Das hat Spaß gemacht und wir hoffen, unsere Leistungen zu verbessern. Es liegt sehr viel Potenzial in der Mannschaft.“

Die über 11.000 Zuschauer schauten natürlich vor allem auf ihren früheren Salzburg-Coach, den sie in den beiden Jahren ins Herz geschlossen hatten.

Transparente („Danke Roger! Auf geht’s Peter!“) sowie Sprechchöre gab es seitens der Fans, Applaus dafür von Schmidt, der seine alten Bekannten in den Katakomben herzlich umarmte.

Nach dem Spiel hatte der 48-Jährige folgendes zu sagen.

Wiedersehen macht Freude: Ramalho, Hinteregger, Schmidt

ROGER SCHMIDT über... 

...das Auftreten seiner Mannschaft in Salzburg

„Ich bin mit der Leistung sehr zufrieden, weil es für uns ein sehr schwieriges Spiel war. Man hat gesehen, dass Salzburg in einer sehr guten Verfassung ist. Wir sind noch mitten in der Vorbereitung. Wir haben noch einige Wochen bis zum Liga-Start.“

...das Auftreten von Salzburg

„Salzburg hat sehr dynamisch und aggressiv gewirkt. Das war für uns nicht einfach, aus dem Training heraus so ein Spiel zu machen. Wir haben versucht, dagegen zu halten. Es war ein offenes Spiel mit vielen Umschalt-Momenten. Das 1:1 war leistungsgerecht. Wir können sehr viel aus dem Spiel herausziehen, weil wir gefordert wurden. Das ist auch der Sinn solcher Tests.“

...seine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte

„Ich habe mich sehr gefreut, meine alten Weggefährten wiederzutreffen. Es war eine super schöne und auch emotionale Zeit hier. Deswegen habe ich es auch genossen.“

...das Bild, das Salzburg für ihn abgegeben hat

„Salzburg hat alle Möglichkeiten, sich für die Champions League zu qualifizieren. Weil sie einfach viele gute, hungrige, aggressive Spieler haben. Es ist ein Wahnsinn, was hier im letzten Jahr in Salzburg passiert und dazugekommen ist. Da muss man den Hut ziehen. Was ich heute gesehen habe, muss man ihnen alles zutrauen.“

...Peter Zeidler, den er als Liefering-Trainer kennengelernt hat

„Man sieht, dass Peter die Spielphilosophie komplett verinnerlicht hat, seiner Mannschaft diesen Stempel aufdrückt. Ich finde, Salzburg hat heute sehr gut gespielt, war sehr gut organisiert und hat auch die Facetten wie das Spiel gegen den Ball gut umgesetzt. Man sieht, dass er schon lange mit jungen Spielern zusammenarbeitet. Es ist ganz wichtig, diesen blutjungen Spielern die Spielweise beizubringen. Deswegen war es eine sehr gute Entscheidung, Peter zum Cheftrainer zu machen.“

Wieder Malmö

Zeidler darf sich nun wie sein direkter Vorgänger Adi Hütter daran versuchen, Malmö FF auszuschalten. Vergangene Saison hat das im CL-Playoff bekanntlich nicht geklappt (2:1/h, 0:3/a).

Nun geht es schon in Runde drei gegeneinander. Die Schweden stiegen dank eines 1:0-Sieges bei Zalgiris Vilnius (Hin: 0:0) auf, Co-Trainer Richard Kitzbichler war vor Ort.

Klar ist, Malmö weckt Erinnerungen. Die Spieler nehmen es indes gelassen.

„Es gibt nicht viel zu sagen, wir wollen unser Spiel durchbringen – im Hin- und Rückspiel. Wenn man gewinnt, spricht man von einer Revanche, wenn nicht, ist man schon wieder gescheitert. Es hilft nichts, wir wollen weiterkommen, dafür müssen wir dieses Duell gewinnen“, so Andi Ulmer.

Die Voraussetzungen sind etwas andere. Bei Salzburg und bei Malmö sind viele Spieler nicht mehr dabei. Emil Forsberg etwa, der damals den Schiemer-Gulacsi-Patzer zum 1:2 im Hinspiel ausnützte, kickt wie die unangenehmen Stürmer Eriksson und Thelin woanders. Forsberg pikanterweise bei RB Leipzig.

Viele Spieler weg, Rosenberg noch da

Im Rückspiel in Litauen spielten von Start weg nur zwei Kicker, die auch beim 3:0 dabei waren. Die wiederum sorgten für Assist und Treffer am Dienstag.

Denn unverändert mit am Werk ist Kapitän und Stürmer-Star Markus Rosenberg, der Anton Tinnerholm das Tor auflegte.

Plus: Salzburg tritt wieder zuerst zu Hause an, dann auswärts im Hexenkessel zu Malmö, von dem sich einige „Bullen“ vergangenes Jahr beeindruckt zeigen.

Martin Hinteregger, Christian Schwegler, Naby Keita, Christoph Leitgeb, Jonatan Soriano und Valentino Lazaro (eingewechselt) sowie Benno Schmitz (Bank) kennen nun die Arena zumindest schon.

Ein Vorteil, wenn man sich zwei Mal sieht.

  

Bernhard Kastler