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Rapid und Salzburg: Der große Vergleich

Rapid und Salzburg: Der große Vergleich

Es ist alles angerichtet für den großen Meisterschafts-Showdown.

Zweiter gegen Erster. Jäger gegen Gejagte. Rapid gegen Salzburg.

Seit Wochen ist das Hanappi-Stadion ausverkauft, seit Tagen konzentriert sich alles auf das große Duell.

„Die Kulisse wird der Wahnsinn sein, es wird ein geiles Spiel werden“, freut sich RBS-Youngster Martin Hinteregger schon auf den Sonntag.

Bleiben die „Bullen“ in Hütteldorf ungeschlagen oder holen sogar einen Dreier, ist der Titelkampf quasi entschieden.

Bei einem Sieg Rapids wären die beiden Konkurrenten punktegleich.

LAOLA1 hat sich die mögliche Startelf angesehen und vergleicht die Spieler im Head-to-Head:


Lukas Königshofer vs. Alexander Walke

Punkt Salzburg, 0:1

Beide Torhüter bekamen ab der 16. Runde das Vertrauen geschenkt, beide haben es mehr als gerechtfertigt. Königshofer kassierte in 16 Spielen zwölf Gegentreffer, Walke in 17 Partien überhaupt nur zehn. Damit ist der Deutsche mit einer Fangquote von 84 Prozent der mit Abstand beste Goalie der Liga. Königshofer (75,5 Prozent) rangiert hinter Cavlina (77 Prozent) auf Platz drei. Als Lohn für die starken Leistungen wurden die Verträge der beiden Schlussmänner erst kürzlich bis 2014 (Königshofer) bzw. 2015 (Walke) verlängert.

Fazit: Für Walke spricht die größere Erfahrung (über 270 Pflichtspiele) sowie die Ruhe, die sich mittlerweile auch auf seine Vorderleute übertragen hat.

Michael Schimpelsberger vs. Christian Schwegler

Punkt Rapid, 1:1

Schimpelsberger hat sich in seiner ersten vollen Rapid-Saison auf Anhieb durchgesetzt. Der 21-Jährige verkörpert den modernen, dynamischen Außenverteidiger, der auch viel für die Offensive tut. Etwas anders interpretiert Schwegler seine Rolle. Der Schweizer agiert konservativer, spielt kaum einen Risikopass und ist – abgesehen von Einwürfen – selten im Angriffsdrittel zu finden. Für RBS-Coach Moniz war er deshalb lange keine Ideallösung. Schwegler war im Herbst meistens auf der Bank oder Tribüne zu finden, absolvierte nur neun Partien. Seine Zukunft in Salzburg ist auch mehr als ungewiss, da sein Vertrag mit Saisonende ausläuft.

Fazit: Schimpelsberger ist nicht nur jünger, also ausbaufähiger – er ist auch im Spiel defensiv und offensiv präsenter.

Mario Sonnleitner vs. Ibrahim Sekagya

Unentschieden, 2:2

Nach einem äußerst durchwachsenen Herbst, in denen er zwischen Startelf und Bank pendelte, hat sich Sekagya wieder etwas erfangen. Der RBS-Kapitän ist mittlerweile hinter Margreitter (Austria) und Reifeltshammer (Ried) der drittbeste Bodenzweikämpfer der Liga. Ähnlich gut sind die Werte von Sonnleitner, der auf den sechsten Platz rangiert. Zusammen mit Pichler hat der Steirer die einst anfällige Rapid-Abwehr weitestgehend stabilisiert. Im Gegensatz zu Sekagya ist der 25-Jährige aber noch ohne Saisontor.

Fazit: Beide begegnen sich auf Augenhöhe und dirigieren die besten Abwehrreihen der Liga (29 Gegentore).


Harald Pichler vs. Franz Schiemer

Punkt Salzburg, 2:3

Er war wohl eine der größten Transferüberraschungen von Rapid-Coach Peter Schöttel. Pichler dürfte den Wiener aber bei Wacker so überzeugt haben, dass er ihm die Rolle als Co-Abwehrchef zutraute. Und der 24-jährige Ex-Salzburger enttäuschte nicht. War er nicht gesperrt oder verletzt, stand er bis auf ein Mal immer in der Startelf (26 Einsätze). Lediglich beim Kopfballspiel hat der gebürtige Kärntner noch etwas Schwächen. Bei Gelegenheit könnte Pichler da mit seinem ehemaligen Klubkollegen Schiemer üben. Der ist nämlich in der Luft kaum zu überwinden. Allerdings konnte der 26-Jährige sein Können in dieser Saison nicht oft zeigen, weil immer wieder eine Verletzung dazwischen kam. Darum stehen aktuell auch nur 16 Liga-Einsätze zu Buche. Ist der ÖFB-Teamspieler jedoch fit, will Moniz auf ihn nicht verzichten. Schiemers großes Plus: Er ist defensiv überall einsetzbar.

Fazit: Schiemer ist mit seinem unbändigen Willen ein Vorzeigeprofi und hat mittlerweile schon 138 Bundesligaspiele am Buckel. Außerdem hat er schon reichlich internationale Erfahrung gesammelt.

Thomas Schrammel vs. Andreas Ulmer

Unentschieden, 3:4

Nach sieben Runden war Schrammels Herbst zu Ende, ehe er richtig begonnen hatte. Ein Kreuzbandriss kostete ihm fast die komplette Hinrunde. Bis dahin war der Rückkehrer aus Ried auf links gesetzt. Im Frühjahr meldete sich der 24-Jährige zurück, man merkt ihm aber noch die lange Pause an. Eine lange Pause hatte auch Ulmer im Herbst – allerdings nicht verletzungsbedingt. Moniz legte – ähnlich wie bei Schwegler – keinen Wert auf die Dienste des 26-Jährigen. Nach dem EL-Quali-Spiel gegen Omonia war Ulmer überhaupt fast zwei Monate ohne Einsatz, gegen Ende der Herbstsaison durfte er dann noch drei Mal ran. Im Frühjahr hat sich der gebürtige Linzer aber seinen Stammplatz zurückgekämpft und sogar kürzlich seinen Vertrag bis 2015 verlängert.

Fazit: Schrammel ist offensiv etwas stärker als Ulmer, dafür verteidigt der solider.

Markus Heikkinen vs. Dusan Svento

Punkt Salzburg, 3:5

Ob Linksverteidiger, Linksaußen oder zentrales Mittelfeld – Svento kann aufgrund seiner überragenden Fähigkeiten fast alles spielen. Der Slowake ist unter Moniz als einer der wenigen Spieler immer gesetzt. Sventos Bilanz in dieser Saison (drei Tore, sechs Assists) hat auch Interessenten aus dem Ausland auf den Plan gerufen. Ein Verbleib ist trotz Vertrag noch nicht sicher. Heikkinen wird dagegen noch bis mindestens 2013 in Hütteldorf spielen. Schöttel schätzt den Finnen als klassischen Abräumer vor der Abwehr, der mehr mit Kampfkraft, denn mit Spielwitz überzeugt. Mit seiner Routine erkennt der 33-Jährige auch viele gefährliche Situationen im Voraus.

Fazit: Svento ist ein kompletter Spieler und befindet sich mit 26 im perfekten Alter. Heikkinen dagegen ist vor allem technisch limitiert.

Christopher Drazan vs. Gonzalo Zarate

Unentschieden, 4:6

Drazan hat nach einem starken Herbst (zwei Tore, sieben Assists) im Frühjahr merklich abgebaut. Von hinten drängt Youngster Grozurek (20) nach, der auch gegen Salzburg den Vorzug bekommen könnte. Allerdings kann Drazan mit 21 schon 100 Bundesliga-Spiele vorweisen – eine Erfahrung, die im Titelkampf wichtig sein wird. Wichtig könnte auch Zarate für Salzburg werden, wenn der Argentinier endlich das abruft, was er eigentlich drauf hätte. Aber mit Wechselabsichten und Undiszipliniertheiten machte sich der 27-Jährige das Leben selbst schwer. Zuletzt stand der Linksfuß wieder zwei Mal in der Startelf.

Fazit: Beide pendeln regelmäßig zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen Matchwinner und Rohrkrepierer.


Guido Burgstaller vs. Leonardo

Punkt Salzburg, 4:7

Für die meisten Experten ist unbestritten, dass Leonardo fußballerisch über das größte Potenzial in der Liga verfügt. Allerdings ruft es der Brasilianer viel zu selten ab – genau gennommen nur dann, wenn er wirklich Lust dazu hat. Und das war in dieser Saison meist nur auf europäischer Bühne der Fall. National liest sich seine Bilanz nach 27 Spielen mit drei Toren und sechs Assists eher bescheiden. Bei Burgstaller muss man die Ausbeute (sechs Treffer, eine Vorlage) hingegen differenzierter betrachten, fiel der Kärntner doch Monate wegen einer Kreuzbandverletzung aus. Seine Sternstunde hatte der 23-Jährige ausgerechnet beim „Hinspiel“ gegen Salzburg, als er beim 4:2-Erfolg einen Hattrick markierte.

Fazit: Burgstaller kämpft mehr und ist torgefährlicher, Leonardos Gesamtpaket ist an guten Tagen aber eine Klasse für sich.

Steffen Hofmann vs. Jakob Jantscher

Punkt Salzburg, 4:8

Dem momentan überragenden Spieler der Liga ist nichts entgegenzusetzen: Jantscher führt die Torschützenliste mit 14 Treffern an und hat in den letzten vier Partien fünf Mal getroffen. Holt Salzburg letztlich den Titel, kann man sich primär beim Steirer dafür bedanken. Außerdem könnte der 23-Jährige der zweite Mittelfeldspieler nach Hofmann sein, der die Torjägerkanone holt. Von der ist der Rapid-Kapitän heuer weit entfernt. Kleinere und größere Wehwehchen zwangen den 31-Jährigen immer wieder zu Pausen. Trotzdem hält der Publikumsliebling bei sechs Toren und starken 13 Vorlagen.

Fazit: Jantscher spielt momentan in Überform und hat Salzburg zuletzt auch ins Cup-Finale geschossen. Ihn müssen die Rapidler in den Griff bekommen.

Stefan Kulovits vs. Christoph Leitgeb

Punkt Salzburg, 4:9

Wie wichtig Leitgeb für Salzburg ist, zeigte der Herbst, als mit seiner Verletzung die größte Misere in der Ära Red Bull begann. Sieben Spiele in Folge konnte die Moniz-Truppe nicht gewinnen, bei fünf fehlte der Regisseur. Der 27-Jährige bringt fußballerisch fast alles mit, allerdings ist er für einen offensiven Mittelfeldspieler zu wenig torgefährlich. Von Kulovits wird das indes nicht verlangt. Die „Kampfgelse“ spielt meist unauffällig, ohne Glanz, ist aber immer da, wenn sie gebraucht wird. Wie lange sich der 29-Jährige noch mit dem ständigen Pendeln zwischen Bank und Startelf abgibt, ist jedoch fraglich.

Fazit: Mit 27 wird Leitgeb wohl nicht mehr die große internationale Karriere machen, wenngleich er alle Anlagen dazu hätte. In der heimischen Liga ist er aber einer der Besten.

Deni Alar vs. Stefan Maierhofer

Punkt Rapid, 5:9

Rapid war sich im Sommer sicher, eines der größten Stürmer-Talente Österreichs gesichert zu haben. Alar brauchte allerdings neun Monate bis er den Vorschlusslorbeeren gerecht wurde – ein schwere Geburt. Mittlerweile hat sich der 22-Jährige aber als Rapid-Stürmer Nummer eins etabliert und im Frühjahr schon fünf Mal getroffen sowie vier Tore vorbereitet. Noch besser ist die Bilanz von Maierhofer (zehn Tore, fünf Assists), der es wieder einmal allen Kritikern gezeigt hat und allen Prognosen zum Trotz Stammspieler ist. Star-Einkauf Soriano wurde durch Leistungen des „Langen“ auf die Bank verdrängt.

Fazit: Alar ist erst 22, technisch beschlagen und hat zudem einen guten Torriecher. Durch das Gesamtpaket ist er eine Nasenlänge voraus.

Peter Schöttel vs. Ricardo Moniz

Unentschieden, 6:10

Sowohl Schöttel als auch Moniz mussten sich im Laufe der Saison immer wieder einiges an Kritik anhören. Vor allem der Niederländer, der trotz Tabellenführung, Cup-Finale und EL-Sechzehntelfinale nicht unumstritten ist. Im Endeffekt haben aber beide – Schöttel mehr als Moniz – einen Umbruch bewerkstelligt und sind vier Runden vor Schluss die einzigen ernsthaften Titekandidaten.

Fazit: Beide Trainer gehören fachlich zu den besten ihrer Gattung und sind darüber hinaus umgängliche, sympathische Typen.

Endstand 10:6 für Salzburg: Dass die „Bullen“ in der Einzelbewertung besser abschneiden, ist keine allzu große Überraschung, wie auch Hofmann zugibt: „Die Salzburger haben sicher den besten Kader Österreichs, aber wir sind ein gutes Kollektiv, heiß auf dieses Match und spielen zu Hause.“ Es ist also alles angerichtet für den großen Meisterschafts-Showdown.

Kurt Vierthaler