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Prokopic: "Habe so ein Erfolgserlebnis gebraucht"

Prokopic:

Boris Prokopic kann in jüngster Vergangenheit nicht klagen.

Beim 4:0 auswärts gegen die Admira traf der Rapid-Mittelfeldspieler als Joker zum ersten Mal in dieser Saison. Beim 2:1-Sieg gegen Wiener Neustadt vor eigenem Publikum erneut.

Dabei stand der frisch gebackene 24-Jährige (Geburtstag: 29. März) besonders im Rampenlicht.

Hofmanns Ersatzmann

Prokopic rutschte für Steffen Hofmann in die Startelf. Der Kapitän hatte sich unter der Woche eine Muskelverletzung zugezogen und fällt auf (noch) unbestimmte Zeit aus.

Auch wenn die Last im variablen Offensivsystem auf mehreren Schultern verteilt wird, ist Prokopic jener Mann, der Hofmann gegen Neustadt ersetzen musste. Vor allem aus Sicht der Fans.

Rapid-Trainer Peter Schöttel urteilte unterschiedlich. Der 45-Jährige hielt allgemein zu den Angriffen fest: „Wir haben in der ersten Hälfte kaum konstruktiv nach vorne gespielt. Mit der Einwechslung von Atdhe Nuhiu wurde es besser.“

Die Leistung Prokopic‘ befand der Coach allerdings wie folgt: „Fakt ist, dass Boris auf seiner Position richtig gut gespielt hat. Er war ein Aktivposten und hat wieder ein Tor erzielt.“

Druck im Duell standgehalten

Bei seinem Führungstreffer hat Prokopic dem Druck als Hofmann-Ersatz standgehalten, das Eins-gegen-Eins-Duell gegen Neustadt-Goalie Jörg Siebenhandl gewann der Rechtsfuß.

„Ich wollte nicht spekulieren, den Ball etwa schupfen. Ich habe einfach die Augen zugemacht, draufgehaut und er war drinnen“, beschreibt der ehemalige Wacker-Kicker seinen Treffer.

Wie wichtig diese beiden Tore in den vergangenen beiden Runden waren, macht folgender Kommentar deutlich: „Ich habe so ein Erfolgserlebnis gebraucht.“

Klar ist: Prokopic, der nach Christian Thonhofer (87) die zweitmeisten Ballkontakte (68) hatte, kann nicht unmittelbar in die Fußstapfen Hofmanns treten. Das weiß der Mittelfeldspieler selbst.

„Steff‘ zu ersetzen, ist nicht so einfach, das geht auch nicht eins zu eins. Ich habe aber probiert, mein Spiel zu spielen. Das ist gegen Neustadt ein wenig aufgegangen“, meint der Kreativgeist bescheiden.

Standards wie Hofmann

Bei den Standardsituationen brauchte sich der gebürtige Slowake mit österreichischem Pass aber nicht verstecken.

Dass seinem Tor kein Assist (zwei Torschüsse, vier Torschussvorlagen) folgte, war seinen Mitspielern zu "verdanken". Egal ob Corner oder Freistöße in den Strafraum – Prokopic sorgte mit seinen Hereingaben für Gefahr.

„Es ist auch meine Stärke, dass ich die Standards gut treten kann. Auf die habe ich mich auch konzentriert, es sind alle ganz gut gekommen“, war der schüchterne, junge Mann zufrieden.

Schöttel meinte vor dem Neustadt-Spiel, „wenn Hofmann nicht da wäre, würde er viel öfter spielen.“

Kampf um neuen Vertrag

Das ist im Sinne Prokopic‘, auch weil für ihn die Zukunft bei Rapid auf dem Spiel steht. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, noch ist dahingehend nichts entschieden.

„Ich habe noch ein paar Runden, in denen ich mich zeigen kann. Ich hoffe, die Verantwortlichen kommen dann zu mir“, verweist Prokopic auf den ungewissen Status Quo.

Auch im Derby könnte der 45-fache Bundesligaspieler wieder für Hofmann auflaufen. Schöttel wird seinen Regisseur, hinter dessen Einsatz ein großes Fragezeichen steht, nicht um jeden Preis auflaufen lassen.

„Das mache ich sicher nicht. Wir (Trainer, Anm.) entscheiden das, auch wenn er sagt, er ist so weit. Wir werden nichts riskieren, denn nach der Partie sind immer noch sechs Runden zu spielen. Da gehen wir kein unnötiges Risiko ein. Steff‘ brennt aber darauf, das weiß ich natürlich.“

„Nicht so einfach in einem Derby“

Prokopic hätte es selbst wohl lieber, wenn Hofmann für das Derby zurückkehrt. Der Druck auf seinen schmalen Schultern könnte im Duell mit der Austria auswärts nicht förderlich sein.

„Natürlich ist es nicht so einfach, wenn man im Derby so eine Rolle spielen muss. Aber ich versuche einfach, mein Bestes zu geben. Vielleicht spielt Steff‘ auch wieder“, sieht es Prokopic zwiespältig.

Der Junge weiß, wie der Routinier helfen kann: „Steff‘ bringt als Führungsspieler einfach die nötige Ruhe hinein.“

Prokopic ist kein Führungsspieler, das weiß er selbst. Er kann auch Hofmann nicht Eins-zu-Eins ersetzen, das weiß er selbst.

Auf der anderen Seite ist es für ihn eine große Chance sich zu zeigen. Und nach einer guten Leistung in einem Derby wurde ein auslaufender Vertrag zumeist noch verlängert…

 

Bernhard Kastler