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"Es hat sich alles angebahnt"

Dass ein Trainer bei der Entbindung seiner eigenen Aufgaben anwesend ist, stellt ein Novum dar.

Doch Peter Schöttel wollte es sich nicht nehmen lassen, sich noch einmal bei allen Beteiligten zu bedanken und die Entscheidung souverän hinzunehmen.

„Ich denke, dass es dazu gehört und dass man normal auseinander gehen kann, ohne sich Dreck nachzuwerfen“, stellte der entmachtete Cheftrainer bei der Pressekonferenz klar.

Präsident Rudolf Edlinger und Sportdirektor Helmut Schulte bestätigten die Veränderung im Trainerteam. Statt Schöttel/Dritan Baholi rückt Amateure-Trainer Zoran Barisic mit Unterstützung von Nachwuchskoordinator Carsten Jancker auf.

Rapid blieb keine andere Wahl

„Es ist uns nicht einfach gefallen und wir haben Peter Schöttel große Anerkennung zum Ausdruck gebracht“, nahm der heftig in der Kritik stehende Präsident Stellung.

Auch Schulte, der Schöttel nach dem Cup-Aus gegen Pasching noch den Rücken stärkte, wusste nach eingehender Analyse, dass die Reißleine gezogen werden musste.

„Wir haben dem Trainerteam lange den Rücken gestärkt und die Möglichkeit gegeben, zurück in die Erfolgsspur zu finden. Es wurde alles probiert, aber es hat nicht funktioniert“, analysierte der Deutsche.

Mit 0,8 Punkten Pro Spiel fiel die Bilanz im Frühjahr laut dem Sportdirektor „erschreckend“ aus. „Es hat sich alles angebahnt“, gestand derjenige, der selbst schon als Trainer entlassen wurde und mit Schöttel nicht den ersten Chefcoach vor die Türe setzt.

Entwicklung hat gezeigt, dass es so nicht weitergeht“

„Die Entwicklung hat gezeigt, dass es so nicht weitergeht. Wir sahen die einzige Möglichkeit, zurück auf die Siegerstraße zu kehren, indem wir die Führung austauschen“, so Schulte, der Schöttel schätzen gelernt hatte.

Auch der Person Schöttel sei anzusehen gewesen, dass ihn die Situation sehr mitnimmt. „Es war zum Schluss nicht leicht füri hn, optimistisch zu bleiben“, merkte Schulte an, ehe der noch bis 2015 für den Verein „Beschäftigte“ das Wort ergriff.

„Als Trainer brauchst du Erfolge, deshalb ist es für mich nicht überraschend gekommen“, meinte Schöttel, der noch das Vormittagstraining leitete und danach vom Ergebnis der Sitzung erfuhr.

Der Druck ist schlussendlich zu groß geworden, auch die Unruhe im Umfeld hatte ihren Teil dazu beigetragen, dass Rapid reagieren musste.

Zwei Jahre unter keinen einfachen Vorzeichen

Mit dem Cup-Aus gegen Pasching wurde auch für Schöttel der absolute Tiefpunkt erreicht, der ihm weiterhin Rätsel aufgeben wird.

„Ich war selbst schockiert, so was habe ich noch nie erlebt. Das hat richtig weh getan“, ließ der 46-jährige Wiener sein letztes Spiel auf der Betreuerbank Revue passieren.

Dass es nicht einfach werden wird, wusste Schöttel von Anfang an, als er vor zwei Jahren in Folge des Platzsturms beim Derby die Funktion übernahm. „Einige haben mir sogar davon abgeraten, aber ich wollte es trotzdem machen.“

Eineinhalb Jahre ging alles gut, da die Ziele erreicht wurden. Leicht war es für den stets souveränen Ex-Profi im Dienste von Rapid aber nie.

Es ist die richtige Entscheidung für Rapid“

Nach Stationen als Spieler, im Nachwuchsbereich, bei den Amateuren und bei den Profis zog Schöttel bei seinem Herzensklub nun einen Schlussstrich.

„Ich denke, das war meine letzte Station bei Rapid. Ich habe nicht vor Präsident zu werden. Ein letzter Appell von mir geht an die, denen Rapid am Herzen liegt. Jetzt, wo ich als Trainer weg bin, wäre es schön, wenn man sich wieder über Tore freuen könnte und die Mannschaft unterstützt wird. Die größten Erfolge gab es dann, wenn alle zusammengehalten haben.“

Seiner Mannschaft wollte der scheidende Trainer keinen Vorwurf machen, auch wenn die letzten Spiele einer Arbeitsverweigerung glichen. Trotzdem war er der Meinung:

„Vielleicht brauchen sie einen Neuen, der anders mit ihnen umgeht oder sie anders anspricht.“

Während Schöttel schweren Herzens das Hanappi-Stadion verließ, ließ Schulte wissen: „Es ist die richtige Entscheidung für den SK Rapid Wien.“

 


Alexander Karper