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"Könnte während des Spiels unangenehm werden"

„Immer wieder hört man, dass alles schlecht ist und keiner von uns Fußball spielen kann – das stimmt doch so nicht.“

Rapid-Sportdirektor Helmut Schulte ergreift Partei für seine Spieler und stärkt ihnen vor dem Heimspiel gegen Wiener Neustadt den Rücken.

Die Schwarzmalerei im Umfeld sei übertrieben, auch wenn man die Vorzeichen von neun sieglosen Spielen in Folge keinesfalls auf die leichte Schulter nehme.

„Spieler dürfen diese Kritik nicht kaufen, aber genau das ist passiert. Daher kommt die Verunsicherung, die wir überwinden müssen.“

Fans rufen zum Protestmarsch auf

Alles andere als ein einfaches Unterfangen in Tagen wie diesen. Das Selbstvertrauen ist sowieso schon im Keller, zudem wird von allen Seiten draufgehaut.

Auch von Seiten der Fans, die nicht mehr länger tatenlos zuschauen wollen. Während seit Wochen und Monaten der Vorstand an den Pranger gestellt wird, bekommen nun auch Trainer und Spieler ihr Fett weg.

Vor dem Spiel der 29. Bundesliga-Spiel findet ein Protestmarsch zum Hanappi-Stadion statt, wo vor der Südtribüne der Unmut lautstark geäußert werden soll.

Die Schriftzüge „Präsidium, Management, Trainer, Mannschaft – uns reicht’s!“ und „Die Zeit der Ausreden ist vorbei“ zieren den Flyer, mit Hilfe dessen zur Demonstration aufgerufen wird.

Verständnis für Unzufriedenheit, aber nicht für Protest

Die Absicht ist friedlich, um Veränderung im Verein zu bewirken. Inwieweit sich aber alle daran halten, kann in Frage gestellt werden.

Nicht auszumalen ist, welches Szenario den Grün-Weißen im Fall einer Niederlage gegen die Niederösterreicher droht.

„Ich habe Verständnis dafür, dass die Fans nicht zufrieden sind. Für so manche Art des Protestes aber nicht“, meint Trainer Peter Schöttel, der seit seinem Anritt als Chefcoach ständig mit Protesten von Fan-Seite konfrontiert ist.

„Es könnte auch während des Spiels unangenehm für die Spieler werden und nicht nur vor dem Stadion“, weiß der 46-jährige Wiener, der sich mit der Mannschaft auf jene Dinge konzentrieren will, die man auch selbst beeinflussen kann.

"Das sind die, die Rapid im Herzen tragen"

Das ist in puncto Fans nicht der Fall. Selbst Schulte, der Erfahrung bei St. Pauli und Schalke mitbringt, weiß: „Jeder Verein hat seine Probleme, dafür muss man Lösungen finden.“

Im Grunde hat der Deutsche ein Bild des positiven Supports vor sich, denn negative Szenarien würden keinem weiterhelfen.

„Es ist keiner verpflichtet, die Mannschaft zu unterstützen, aber ich würde es mir wünschen. Die Leute, die ins Stadion kommen, sind die, die Rapid im Herzen tragen und auch in schwierigen Situationen kommen, um zu helfen.“

Schulte habe solche Situationen stets gerne gehabt, wenn es darum ging, „wie das Team seine Probleme gelöst bekommt. Wenn Leute aber nur kommen, um Rapid jedes Spiel siegen zu sehen, wird es schwer.“

Platz drei und ÖFB-Cup als Rettungsanker

Der Appell an die Supporter soll aber nicht als „Forderung“ verstanden werden, sondern viel mehr als Wunsch nach Unterstützung im Stadion.

Seine Aufgabe sieht der Sportdirektor im Speziellen darin, alle Mitarbeiter des SK Rapid in dieser prekären Lage zu unterstützen und sie an glorreichere Zeiten zu erinnern.

„Ich versuche, auf positive Dinge hinzuweisen, zum Beispiel, dass wir immer noch Dritter sind oder auch noch im Cup vertreten sind.“

Auch der Trainer hat den Glauben an eine Kehrtwende noch nicht aufgegeben: „Wir haben eine bessere Mannschaft, als zurzeit alle glauben.“

Kein Ultimatum für Trainer Schöttel

Die Kritik und der Zweifel an der Qualität des Spielermaterials wurden zuletzt immer lauter. Auch an Schöttel, dem aber in einem Treffen mit der Vereinsführung das vollste Vertrauen ausgesprochen wurde.

„Es gibt kein Ultimatum, aber ich kenne die Branche“, weiß der ehemalige Verteidiger genau, welche Stunde es ihm beim Rekordmeister geschlagen hat. Zudem stellt er klar: „Die Mannschaft muss nicht für mich, sondern für sich siegen.“

Schulte bewertet die sportliche Lage als „ernst, aber nicht hoffnungslos“. Gegen Wiener Neustadt soll der erste Schritt gesetzt werden, um das ausgegebene Saisonziel „Europacup-Startplatz“ zu erreichen.

Sollte dies nicht gelingen, droht Rapid langsam aber doch der Super-GAU – sportlich, personell und fantechnisch.


Alexander Karper