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„Wollen zeigen, dass wir auch noch da sind“

„Wollen zeigen, dass wir auch noch da sind“

An Tagen wie diesen kann man in Wien-Hütteldorf den Eindruck bekommen, Rapid ist darum bemüht, sein Gesicht zu wahren.

Besonders vor dem Wiener Derby, dass für die Grün-Weißen eine Woche der Wahrheit einläutet.

Während es am Sonntag gegen den violetten Erzrivalen geht, steht am Mittwoch das Cupduell mit Titelverteidiger Ried und kommenden Samstag das Spiel gegen Sturm Graz auf dem Programm.

„Es wird sehr wichtig sein, dass wir uns im Derby positiv präsentieren. Es wird eine richtungsweisende Woche, aber wir sind keinesfalls so schlecht, wie wir in den letzten Wochen dargestellt wurden. Diese Weltuntergangsstimmung überrascht mich“, gibt Trainer Peter Schöttel zu verstehen.

0:3-Niederlage noch immer in den Köpfen

Die Bilder des ersten Saisonduells mit den Favoritnern sind im Rapid-Lager noch immer allgegenwärtig. Umso mehr will man die Scharte vom 0:3-Debakel im Happel-Stadion auswetzen.

„Diese Niederlage hat uns allen sehr weh getan. An diesem Tag hat bei uns wenig zusammengepasst, höchstens drei, vier Spieler haben in Normalform gespielt. Aber ich bin mir sicher, dass das nicht mehr vorkommen wird.“

Tatsächlich war der Gegner spielerisch 90 Minuten überlegen, trotzdem fand man aber Chancen vor, die - wie auch in den letzten Runden - leichtfertig vergeben wurden.

Dass sich die Austria (Was der Austria-Trainer vor dem Derby sagt, ist hier nachzulesen) momentan in einer guter Form befindet, kann auch Schöttel nicht leugnen. Im Gegenteil. Der ehemalige Verteidiger hängt den Violetten die Favoritenrolle um.

Schöttel sieht Austria teamtechnisch im Vorteil

„Wir haben uns die Austria in der Europa League angesehen. Sie haben eine sehr mutige und starke Leistung abgeliefert. Deshalb sind sie im Derby mit Sicherheit Favorit.“

Obwohl sich der Stadtrivale laut Schöttel bisher sicherlich mehr Punkte ausgerechnet hatte, besitzt Karl Daxbacher ein eingespielteres Team, als es bei Rapid zu finden ist.

„Im Moment ist die Austria viel spielstärker und stabiler als wir. Sie sind weiter, da sie über Jahre gewachsen sind und wissen, was von ihnen verlangt wird. Bei uns ist das noch relativ frisch“, sucht Schöttel nach Gründen.

Welch gefährliche und konsequente Spielweise der Derby-Gegner an den Tag legt, musste Rapid im 298. Wiener Derby am eigenen Leib verspüren.

Hierarchie im Rapid-Kader schwer auszumachen

Vor allem beneidet Schöttel den kommenden Gegner in der aktuellen Situation um die Einzelspieler, die eine Partie entscheiden können. Diese sind bei den Grün-Weißen derzeit nicht auszumachen.

„Wie Barazite zuletzt gespielt hat, war schon beeindruckend. Dazu kommt dann auch noch das starke Kollektiv. Die Austria ist in ihrem Rhythmus mit der Europa League und hat diesen bisher gut bewältigt.“

Auffallend in Schöttels Truppe ist, dass ein sehr ausgeglichener Kader zur Verfügung steht, in dem aber momentan keine Ausreißer nach oben einkalkuliert sind. Spieler wie Hofmann und Co., die dem Spiel früher den Stempel aufgedrückt haben, fügen sich ins Kollektiv ein, ohne aber ein Spiel im Handumdrehen zu entscheiden.

Demnach ortet der Wiener Schwierigkeiten in punkto Hierarchie innerhalb der Mannschaft.

„Das Problem ist, dass unsere älteren Führungsspieler eher introvertiert sind. Deshalb haben wir vom Start weg auf die Kommunikation geachtet. Die meisten sind aber sehr mit sich selbst beschäftigt und strahlen deshalb nicht diese Sicherheit aus.“

„Zeigen, dass wir auch noch da sind“

Während die Austria erst am Donnerstag auf der internationalen Bühne ran musste, bereitete sich Rapid die ganze Woche intensiv auf den Showdown am Sonntag in der Generali Arena vor. Noch einmal will man es dem Erzfeind nicht so leicht machen, wie an diesem sommerlichen Sonntag-Nachmittag Mitte August.

„Wir haben uns gut auf dieses Spiel eingestellt. Die Spieler, die das Derby noch nicht gekannt haben, wissen spätestens seit dem letzten, wie unangenehm es in Wien werden kann, wenn man verliert. Wir werden alles unternehmen, um zu gewinnen.“

Dass das Duell um die Vormachtstellung in der Hauptstadt immer große Wellen schlägt, ist Schöttel bewusst. Umso mehr will er die zuletzt entstandene Entwicklung in Richtung Austria wieder in die richtigen Bahnen lenken.

„Wir leben gemeinsam in dieser schönen Stadt. Egal wo man hinkommt, ist das Derby Thema. Für uns wäre ein Sieg sehr wichtig, um zu zeigen, dass wir auch noch da sind.“

Welche Variante geht bei Rapid auf?

Mut und das Vetrauen in die eigenen Stärken könnten den Unterschied ausmachen. Und das Runde muss endlich ins Eckige, das kann der Rapid-Coach gar nicht oft genug betonen.

„Wir müssen stark sein, uns was zutrauen und gut in die Partie kommen. Wie es gehen könnte, haben andere Teams in dieser Saison schon vorgezeigt.“

In punkto Aufstellung hat der 44-Jährige einmal mehr die Qual der Wahl. Deni Alar ist derzeit nicht in der Verfassung, die sich Schöttel wünschen würde, Hamdi Salihi ist aufgrund seiner jüngsten Derby-Statistik (erzielte die zwei bis dato letzten Derby-Treffer für Rapid) immer eine Überlegung wert. Prinzipiell kann der Trainer aus dem Vollen schöpfen, nur Thomas Schrammel und Jan Novota fallen aus.

„Ich habe momentan zwei gute Garnituren, die ich ohne lange nachzudenken gegen die Austria spielen lassen könnte. Beide Varianten würden funktionieren.“ Wenn eine davon aufgeht, würde es den Rapid-Fans schon reichen.


Alexander Karper


FK Austria Wien - SK Rapid Wien

Sonntag, 16.00 Uhr, Generali Arena, SR Robert Schörgenhofer/V
Vorjahresergebnisse: 1:0 (auswärts), 0:1 (heim), 0:1 (h), 3:0 (a/strafverifiziert); Saisonergebnis: 3:0 (a/Happel-Stadion)

Austria: P. Grünwald - Klein, Margreitter, Ortlechner, Suttner - A. Grünwald, Mader - Gorgon, Jun, Junuzovic - Barazite

Ersatz: Lindner - Koch, M. Wallner/Dilaver, Leovac, Stankovic/Tadic, Hlinka, Liendl, Linz

Es fehlt: Rogulj (Rückenprobleme)

Rapid: Payer - Schimpelsberger, Pichler, Soma, Katzer - Trimmel, Hofmann, Heikkinen, Drazan - Gartler, G. Burgstaller

Ersatz: Königshofer - Sonnleitner, Patocka, Thonhofer, Kulovits, Prager, Saurer, Prokopic, Nuhiu, Alar, Salihi

Es fehlen: Novota, Schrammel (beide verletzt)