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„Wir sind nicht umsonst die beste Abwehr“

„Wir sind nicht umsonst die beste Abwehr“

Eine Medaille hat zwei Seiten, ein 0:0 ebenso.

So groß der Frust bei Rapid im Moment ob der anhaltenden Abschlussschwäche sein mag, so sehr gibt es auch heimliche Gewinner.

Bei fünf 0:0 in den vergangenen sechs Bundesliga-Spielen finden diese sich naturgemäß in der Hintermannschaft wieder.

Defensiv sind die Hütteldorfer aktuell eine Bank. Man ist fast geneigt an den sich im US-Sport immer wieder bewahrheitenden Spruch „Offense wins games, defense wins championships“ zu denken.

"Die ganze Mannschaft arbeitet gut nach hinten"

„Die ganze Mannschaft arbeitet gut nach hinten, auch ganz vorne ein Guido Burgstaller oder Steffen Hofmann. Und hinten sind wir sehr, sehr sicher. Harry Pichler und ich reden sehr viel miteinander, das zeichnet uns aus“, erklärt Mario Sonnleitner.

Der Innenverteidiger behauptet: „Wir sind nicht umsonst die beste Abwehr.“

Sonnleitner und Pichler gehören fraglos zu den Gewinnern im Startelf-Casting von Trainer Peter Schöttel. Nach seiner Amtsübernahme wagte der 44-Jährige nicht nur in der Hintermannschaft diverse Experimente.

Bisweilen fand sich etwa Pichler im defensiven Mittelfeld wieder. Inzwischen hat er gemeinsam mit Sonnleitner die Routiniers Ragnvald Soma und Jürgen Patocka, die vor allem in punkto Schnelligkeit Defizite haben, endgültig zu Reservisten degradiert.

"Haben unseren Stamm gefunden“

„Nach einem halben Jahr kennen wir uns schon besser. Nachdem mir am Anfang oft vorgehalten wurde, dass ich immer jemand anderen aufgestellt habe, haben wir jetzt unseren Stamm gefunden“, verdeutlicht Schöttel.

Im zentralen Mittelfeld erobert vor allem Markus Heikkinen viele Bälle, auch Thomas Prager, der offensivere der beiden Sechser, arbeitet gut nach hinten. Die etatmäßige Viererkette mit Sonnleitner und Pichler sowie den beiden Außenverteidigern Michael Schimpelsberger (rechts) und Markus Katzer (links) wird derzeit nur in Ausnahmefällen verändert.

Dass in einer eingespielten Formation die Mechanismen besser klappen, liegt auf der Hand. Da lässt es sich auch leichter verkraften, wenn wie gegen Sturm mit dem gesperrten Schimpelsberger eine Stammkraft ausfällt.

„Kommen nur sehr träge vom Fleck“

Für den in dieser Saison stark aufspielenden früheren Holland-Legionär sprang Backup Christian Thonhofer gut in die Bresche. Für seinen Trainer keine Überraschung:

„Das war für mich klar. Er trainiert jeden Tag gut und er hat ohnehin lange gewartet, dass er wieder eine Chance von mir bekommt.“

Aktuell geht die Bereitschaft, sich nach hinten aufzuopfern, auf Kosten der Offensive. Das kompaktere Auftreten erfordert, dass man die geringere Anzahl an Chancen effizienter verwertet.

„Dass wir gut stehen, schaut halt nur dann gut aus, wenn die Offensivspieler auch Tore erzielen. Deswegen kommen wir im Moment nur sehr träge vom Fleck“, ist sich Schöttel dieser Problematik bewusst.

„Dann könnten wir den Sekt fast schon einkühlen“

Der eine oder andere Sieg anstelle der inzwischen elf Unentschieden in dieser Saison, und der Tabellenführer könnte den Verfolgern weiter enteilt sein.

„Wenn wir ein paar Tore mehr machen, sind wir wahrscheinlich sechs, sieben Punkte vorne. Dann könnten wir den Sekt fast schon einkühlen“, verdeutlicht Sonnleitner dies salopp, fordert jedoch gleichzeitig:

„Wir dürfen nicht hadern, sondern müssen weiterhin so aggressiv spielen. Dann werden auch die Tore fallen.“

„Die Offense gehört auch dazu“

Lassen die Wiener hinten weiterhin so wenig zu, wäre dies fraglos eine gute Basis, sobald den Offensivakteuren der Knopf aufgeht.

Denn im Fußball gewinnt die Defense alleine keine Championships, wie Katzer betont: „Bei der Drei-Punkte-Regel genügen nicht nur Unentschieden, wir müssen jetzt auch wieder einmal gewinnen.“

Oder wie es Schöttel formuliert: „Ich kenne den Spruch, aber die Offense gehört auch dazu!“

Peter Altmann