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Angeknacktes Selbstvertrauen & fehlender Rhythmus

Angeknacktes Selbstvertrauen & fehlender Rhythmus

„Wochen der Wahrheit“ – nicht nur allgemein gesehen in der gesamten Bundesliga, sondern vor allem auch für den SK Rapid.

Mit Austria, Sturm, Ried und Salzburg haben die Hütteldorfer vier Hochkaräter hintereinander im Spielplan. Die bisherige Ausbeute: Eindeutig zu wenig!

Mit dem mageren 0:0 im „Schlafwagen-Derby“ und dem 1:1 im Heimspiel gegen Sturm sammelten die Hütteldorfer nur zwei der möglichen sechs Punkte und verloren Boden auf die nun drei Punkte enteilten Salzburger.

Die Leistungen schwanken zwischen sehr gut, engagiert bis hin zum Totalausfall – und das binnen 90 Minuten. Derzeit ist Rapids Abschneiden weder Fisch noch Fleisch.

Eine Frage des Selbstvertrauens

Ob eher die ambitionierte erste Hälfte gegen Sturm oder die mittelmäßige zweite dem derzeitigen Leistungsstand des Teams entspricht, beantwortet Trainer Peter Schöttel folgendermaßen:

„Ich sehe uns mittendrin. Wir haben einfach zu wenig Sicherheit. Am liebsten hätte ich gehabt, wenn wir 90 Minuten so gespielt hätten, wie in den 35 Minuten vor der Pause.“

Auffallend war für den Chefbetreuer auch die Körpersprache seiner Schützlinge. Von der breiten Brust nach dem Führungstreffer bis hin zu hängenden Köpfen gegen Ende der Partie war alles dabei.

„Die Spieler waren nach dem 1:0 sehr selbstbewusst, da haben wir eine richtig gute Leistung abgeliefert. Nach dem Ausgleich war dieses mühsam aufgebaute Selbstvertrauen wieder weg.“

1:0-Führung bürdet Rapid zusätzliche Last auf

Eine knappe 1:0-Führung scheint Rapid in dieser Saison eine zusätzliche Last aufzuerlegen. Während man diese Partien in der Vergangenheit oft souverän heruntergespielt hatte, reichte es 2011/12 nur in 43 Prozent der Fälle zu einem Sieg.

In den Heimspielen gegen Mattersburg (7. Runde), Wiener Neustadt (11.) und Sturm Graz (31.) sowie dem Auswärtsspiel in Ried (14. Runde) musste man stets noch den Ausgleich hinnehmen.

In den Heimspielen gegen Salzburg (15. Runde, Endstand: 4:2) und die Admira (19. Runde, 2:1) konnte man sich trotz des Ausgleichs nach einer 1:0-Führung schlussendlich als Sieger durchsetzen.

Nur ein einziges Mal – beim Heimsieg über Ried (23. Runde) - brachten die Grün-Weißen ein 1:0 über die Zeit.

Souveränität erst mit komfortablem Vorsprung

Sorgt man allerdings vorzeitig für einen komfortablen Vorsprung von zwei oder mehr Treffern, ist Rapid der Sieg nicht mehr zu nehmen.

Gegen Admira (1. Runde, heim) und Wiener Neustadt (2. Runde, auswärts) bedeutete eine 2:0-Führung auch den Endstand. Gegen Kapfenberg (8. Runde, h) und Wiener Neustadt (29. Runde, h) konnte man sich nach einem 2:0 noch einen Gegentreffer erlauben.

Bei Wacker (9. Runde, Endstand: 3:0) und gegen Sturm (13. Runde, Endstand 3:2) durfte man nach einem 3-Tore-Polster über den Sieg jubeln.

Eine Tatsache, die Schöttel nach dem Unentschieden gegen Sturm nicht zum ersten Mal dazu veranlasste, die Wichtigkeit des zweiten Treffers zu betonen.

„Schönheitsfehler“ wirft Rapid im Titelkampf zurück

„Der einzige Schönheitsfehler war, dass wir das zweite Tor nicht nachgelegt haben. Aufgrund der ersten Halbzeit waren es absolut verlorene Punkte“, so der 44-jährige Wiener.

Torhüter Lukas Königshofer sieht es ähnlich: „Wir haben sie in der ersten Halbzeit dominiert. Da müssen wir mehr als ein Goal machen. Wir haben einmal geschlafen, das war die einzige Aktion von Sturm und sie haben ein Tor gemacht.“

Chancen, den Vorsprung auszubauen, hatte Rapid im ersten Durchgang genug. Guido Burgstaller, Christopher Trimmel und Thomas Prager hätten die Partie schon vorzeitig entscheiden können. So begibt man sich im grün-weißen Lager aber erneut auf Ursachenforschung.

„Wenn wir es wissen würden, hätten wir es anders gemacht. Wir hätten aggressiver zu Werke gehen müssen – hinten und vorne, so wie in der ersten Halbzeit“, vermisste Königshofer den Antrieb der ersten 45 Minuten.

„Kann einen Titel-Zweikampf nicht garantieren“

Schöttel kann sich die schwankende Formkurve hauptsächlich durch den fehlenden Rhythmus in der Mannschaft erklären, den er an Verletzungen, Sperren und Krankheiten festmacht.

„Das zieht sich schon die ganze Frühjahrssaison so durch. Es spielt sich einfach sehr viel im Kopf ab.“ Mental einstellen muss der ehemalige Rapid-Verteidiger seine Mannen nun auf das Auswärtsspiel in Ried, das schon vorentscheidenden Charakter haben könnte.

Gelingt Rapid im Innviertel kein Sieg und gibt sich Salzburg in Mattersburg keine Blöße scheint die Meisterschaft gelaufen zu sein - unabhängig vom darauffolgenden direkten Duell der beiden Titelanwärter im Hanappi-Stadion.

„Ich hoffe natürlich auf einen Zweikampf, ich kann ihn aber nicht garantieren“, meint Schöttel, bevor die „Wochen der Wahrheit“ weiter ihren Lauf nehmen.


Alexander Karper