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"Es ist eine Frage des Preises und der Bedingungen“

Salzburg – Acht Jahre ist es her, dass Red Bull in Salzburg ins Fußballgeschäft eingestiegen ist.

Seither steht der Anspruch auf Titelgewinne in jeder Saison auf der Tagesordnung. Vier Mal wurde der Teller geholt (2007, 2009, 2010, 2012), vier Mal musste man sich mit Platz zwei begnügen (2006, 2008, 2011, 2013).

In der letzten Saison ging der Verein aus der Mozartstadt komplett leer aus. Gab es früher nach einem solch „verlorenem Spieljahr“ meistens einen kompletten Umbruch, will man diesmal auf Kontinuität setzen.

Trainer Roger Schmidt wurde von Ralf Rangnick in seinem Amt bestätigt, der Kader soll nur punktuell adaptiert werden (Hier gibt’s alle Infos).

„Wollen Meisterteller zurückholen“

Die  Zielsetzung für die Saison 2013/14 bleibt selbstverständlich unverändert. „Wir wollen den Meistertitel zurückholen. Das hat oberste Priorität, weil nur der der österreichische Meister im darauffolgenden Jahr einen CL-Qualifikations-Platz erhält. Deswegen ist der Titel heuer noch wichtiger. Das muss jedem klar sein“, erklärt Rangnick im Rahmen eines Medien-Termins in der Skybox 6 in der Red-Bull-Arena.

„Zudem wollen wir im Pokal so weit kommen wie möglich. Der Bewerb hat in Österreich zwar keinen großen Stellenwert, aber wenn ich dort mitspiele, will ich auch erfolgreich sein“, erklärt der Sportdirektor der „Bullen“, den nach wie vor das diesjährige Cup-Out gegen den späteren Sieger Pasching wurmt: „So ein Debakel wie damals darf nicht mehr passieren. Das war genauso schlimm wie Düdelingen.“

Apropos Düdelingen. International erhofft sich der Schwabe heuer den Einzug in die vierte CL-Quali-Runde.

Internationale Ziele

Wobei die Ausgangslage wesentlich schwieriger scheint. „Man kann nicht davon ausgehen, dass wir großer Favorit gegen Klubs wie Fenerbahce, PSV Eindhoven, Lyon oder wer auch immer kommt, sind. Vielleicht ist die Underdog-Rolle sogar hilfreich für unsere Mannschaft“, meint der Deutsche, um mit einem Lächeln zu ergänzen:

„Dadurch, dass wir nur Zweiter geworden sind, haben wir den Vorteil, dass wir nicht mehr gegen Düdelingen spielen müssen.“

Sollte der Aufstieg gelingen, würde die Latte noch einmal erhöht werden und Gegner wie Arsenal, Schalke oder Valenica warten.

Um für die kommenden Aufgaben gerüstet zu sein, „wollen wir die Mannschaft so zusammenstellen, dass sie eine Chance hat, die dritte Runde zu überstehen.“

Verbesserungs-Potenzial in der Defensive

Grundsätzlich sei man auch auf einem guten Weg, denn „das Team hat sich bei eigenem Ballbesitz gut entwickelt, spielt einen guten, attraktiven Fußball. Nicht immer, aber immer öfter.“

Großes Verbesserungs-Potenzial sieht der ehemalige Schalke-Trainer im defensiven Bereich. „Da können wir einen Schritt machen. Die Gegner müssen sich denken, dass es eine Plage ist, gegen uns zu spielen. Es ist aktuell noch zu einfach, gegen uns zu Torchancen zu kommen. Eine Entwicklung findet dann statt, wenn du genau weißt, wie du gegen den Ball spielst!“

In die Arbeit seines Trainers wolle sich Rangnick auch in Zukunft nicht einmischen. „Ich betrachte das Spiel nach wie vor mit den Augen eines Trainers. Roger und ich tauschen uns aus und ziehen die Lehren daraus. Aber ich sage nicht, was zu tun ist.“

Positives Fazit als Sportdirekor

Und das ist doch ungewohnt, denn mit der Funktion des Sportdirektors betrat der ehemalige Ulm-Kicker im vergangenen Jahr vollkommenes Neuland. Als Verantwortlicher für Salzburg und RB Leipzig haben sich seine Tätigkeiten verschoben und seien nicht mit jenen eines Chefcoaches zu vergleichen.

Sein Fazit fällt nach knapp einem Jahr Amtszeit dennoch durchwegs positiv aus. „Es war natürlich etwas Neues für mich. Vor ein paar Monaten hätte ich mir auch nicht vorstellen können, so etwas zu machen. Es war insgesamt sehr lehrreich und interessant. Natürlich steht und fällt das Ganze mit dem Erfolg und mit der Entwicklung, die stattfindet. Wir haben in allen Standorten unsere Ziele erreicht – außer in Salzburg.“

Möglicherweise erweitert sich schon bald sein Aufgabenbereich. Denn es wird schon länger gemunkelt, dass Red Bull in England Fuß fassen will.

Steigt Red Bull in England ein

Dementsprechend darf auch über den Gesprächsinhalt des jüngsten Treffens mit Everton-Vorstand Bill Kennwright spekuliert werden.

Ging zunächst das Gerücht um, dass ein Jobangebot von „The Toffees“ an Rangnick im Raum stand, könnte wohl tatsächlich ein mögliches Engagement von Red Bull im Mutterland des Fußballs der Grund des Meetings gewesen sein.

„Ich wurde als Vertreter von Red Bull eingeladen. Im Laufe dieses Gesprächs ist auch über die aktuelle Situation beim FC Everton gesprochen worden. Aber das war nicht der ursprüngliche Anlass, warum ich zu dem Gespräch eingeladen wurde. Everton wollte wissen, wie wir arbeiten“, hält sich der RBS-Sportdirektor bedeckt.

Auf die abschließende Frage, ob Red Bull tatsächlich bald in der Premier League vertreten sein wird, gibt es auch keine konkrete Antwort:

„Der Unterschied zwischen England und Deutschland oder auch Österreich ist, dass es dort diese 50+1-Regel nicht gibt. Die große Mehrzahl der englischen Klubs steht also theoretisch zum Verkauf. Es ist nur die Frage des Preises und der Bedingungen. Ich wurde in den letzten Wochen immer wieder darauf angesprochen, ob sich Red Bull in England, Spanien, Frankreich oder Italien engagieren will. Ich hatte aber nicht den Anschein, dass es bei meinem Meeting in England um dieses Thema gegangen ist.“

Ob mehr dahinter steckt, wird sich weisen…

 

Martin Wechtl