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"Eine Herausforderung, aber ich mag Herausforderung"

„Wir wollen die Rapid-Tugenden wiederbeleben.“

Mit diesen Worten läutet Sportdirektor Helmut Schulte die neue Saison ein, wissend, dass keine leichte Spielzeit bevorsteht.

Die Entwicklung einer vorwiegend jungen Mannschaft, die von allen Seiten unterschätzt wird, steht im Vordergrund. Die Unruhe im Umfeld hat aber eine gewisse „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ innerhalb der Mannschaft entstehen lassen.

„Wir sind noch näher zusammengerückt, haben schwere Zeiten hinter uns. Die Spieler sind dadurch zusätzlich motiviert und im Charakter gestärkt. Wir wissen, was los ist, wenn die Unterstützung im Stadion da ist. Wir wollen, dass die Fans wieder stolz sind und wieder besser über uns geschrieben wird“, fasst Trainer Zoran Barisic zusammen.

Neu dabei ist Thanos Petsos. Ein unverhoffter Neuzugang, der mit Rapid große Ziele hat und den Verantwortlichen zusätzliche Hoffnung für die kommende Saison gibt.

Ungeduld trieb Deutsch-Griechen nach Österreich

„Die ersten Eindrücke sind nur positiv. Ich habe Wien jetzt ein bisschen kennengelernt, es ist echt eine wunderschöne Stadt. Der Verein hat mich ebenso gut aufgenommen, also passt das alles momentan sehr gut“, gesteht der Deutsch-Grieche im Gespräch mit LAOLA1.

Trotz Einsätzen beim deutschen Bundesliga-Absteiger Greuther Fürth zog es den defensiven Mittelfeldspieler nach Österreich, wo die Spielpraxis an oberster Stelle steht.

„Zum einen ist Rapid ein traditioneller Verein, der viel vorzuweisen hat. Zum anderen war das Hauptausschlaggebende, dass ich unbedingt spielen möchte und nicht erst auf meine Chance warten will.“

Fakt ist, dass die Hütteldorfer einen Sechser wie Petsos dringend nötig hatten. Auf den in Düsseldorf geborenen Sohn griechischer Eltern warten große Fußstapfen, auch wenn sein Vorgänger zuletzt nicht mehr an seine Glanzzeiten anschließen konnte.

„Wir glauben, dass er die Lücke, die Markus Heikkinen hinterlassen hat, füllen kann“, ist Schulte von einer guten Verpflichtung überzeugt. Auch Barisic ist froh, „mit Petsos eine neue Alternative dazubekommen zu haben.“

Petsos brennt auf einen Einsatz

Ob es tatsächlich schon zu einem Einsatz zum Saisonstart beim Wolfsberger AC reicht, hängt vom Chefbetreuer ab. Petsos selbst fühlt sich nach wenigen Tagen in Wien schon bereit, seine Aufgabe in Angriff zu nehmen.

„Ich brenne auf jeden Fall darauf. Zum Einsatz kommen könnte ich schon, aber ich bin erst drei Tage hier. Der Trainer entscheidet, inwieweit ich mich schon integriert habe oder nicht.“

Große Anpassungsschwierigkeiten hatte Petsos allerdings nicht. „Ich finde mich auf jeden Fall im System zurecht, so habe ich schon sehr oft gespielt – egal ob mit zwei oder einem Sechser.“

Der Defensivspieler wurde geholt, um im Mittelfeld seinen Mann zu stehen, kann aber im Notfall auch als Außenverteidiger eingreifen.

„Ich denke, dass das hilfreich war“

Seine Stärken ortet er trotz allem in der Zentrale. „Defensiv gut stehen und sich darüber hinaus mit nach vorne einschalten, zum Torabschluss kommen und Pässe in die Tiefe spielen.“

Mit 22 Jahren zählt er im grün-weißen Team beinahe schon zu den Routiniers, vor allem aufgrund seiner Erfahrungen bei Kaiserslautern und Greuther Fürth.

„Bei den Vereinen ging es immer um den Abstiegskampf mit sehr hohem Druck von den Fans und Medien. Wenn du das drei Jahre in Folge mitmachst, dann wirst du ein bisschen abgehärtet und weißt, wie du damit umzugehen hast. Ich denke, dass das hilfreich war.“

Von einer ähnlich prekären Situation geht er bei seinem neuen Arbeitgeber nicht aus, allerdings haben ihm diese Lehren geholfen, sich weiterzuentwickeln.

Die Wahl der „heiligen“ Nummer 5

Petsos sieht es auch als wichtig an, dass mit Steffen Hofmann und Branko Boskovic zwei ältere Spieler im Kader vorhanden sind, die mitreißen können.

„Das Gute ist, dass man sich mit jungen Spielern sehr gut integrieren kann. Dazu gibt es zwei, drei erfahrene Spieler, die einem ein bisschen Erfahrung übermitteln können.“

Petsos, dessen Entscheidung trotz Einsätzen in deutschen Nachwuchs-Nationalteams auf Griechenland fiel, für das er bereits ein A-Länderspiel bestritt, entschied sich ausgerechnet für die bei Rapid „heilige“ Nummer 5, die Peter Schöttel in seinen Glanzzeiten trug.

Zehn Jahre wurde die Nummer nach 2001 gesperrt, zudem in den letzten zwei Jahren nicht vergeben. Nun ziert sie den Rücken des Neuzugangs.

„Die Nummer 5 habe ich schon in der Jugend bei Leverkusen immer getragen. Im Endeffekt wurde mir dann gesagt, dass so viel Geschichte dahintersteckt und eine große Ikone die Nummer getragen hat. Ich versuche, sie natürlich bestmöglich zu vertreten. Es ist eine Herausforderung, aber ich mag Herausforderungen.“

Entwicklung an oberster Stelle

Auch Österreich sieht der Deutsch-Grieche als Herausforderung an, schließlich ist er einer der wenigen Hellenen, die hier ihr Glück versuchen.

„Ich denke aber, dass das Niveau sehr gut ist. Es gibt drei, vier Mannschaften, die in Deutschland auch in der ersten oder zweiten Liga spielen könnten.“

Der größte Verein ist für Petsos eindeutig Rapid, auch wenn sein alter Bekannter und ehemaliger Jugendkollege bei Leverkusen, Kevin Kampl, das Salzburger-Trikot trägt.

„Ich habe schon damals in der Jugend gegen Rapid gespielt. Schon damals haben sie eine gute Rolle gespielt und gute Spieler gehabt. Dementsprechend sagt mir der Verein sehr viel.“

Seine Ziele: „Definitiv auf Spiele kommen, zum Stammspieler werden, so viele Siege wie möglich einfahren und uns gut präsentieren. Das Wichtigste ist die Entwicklung, damit wir einen Schritt vor machen und guten Fußball spielen. Dann kommen die Ergebnisse von alleine.“


Alexander Karper