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"Die Funktion des Sportdirektors ist interessant"

Elf Jahre sind seit dem Debüt von Phillipp Netzer für den SCR Altach vergangen.

Als der damals 18-Jährige am 23. Juli 2004 im Erste-Liga-Duell gegen den LASK in der 69.Minute eingewechselt wurde, erahnte wohl kaum jemand, dass der Blondschopf einmal ein absoluter Führungsspieler in Altach werden würde.

Erst recht nicht, nachdem er im Sommer 2005 den Sprung nach Wien zur Austria wagte.

Doch in der Hauptstadt konnte sich der Vorarlberger nie richtig durchsetzen, weswegen er 2009 ins Ländle und zum SCR Altach zurückkehrte.

Mittlerweile hat Netzer 195 Partien für die Vorarlberger absolviert, erzielte 23 Tore und bereitete 16 Treffer vor. Er ist nicht nur Kapitän sondern auch die absolute Identifikationsfigur im Team von Trainer Damir Canadi.

„Ich bin schon länger in Altach und fühle mich auch ein bisschen als Leitfigur im Verein. Ich kenne mich hier aus und bin eine Bezugsperson für etliche neue Spieler. Ich fühle mich wohl. Ich bin gebürtiger Vorarlberger und stolz, Kapitän dieser Mannschaft sein zu dürfen“, berichtet der 29-Jährige im Gespräch mit LAOLA1.

„Der Verein ist Stück für Stück gewachsen“

Seine persönliche Entwicklung geht Hand in Hand mit jener des Vereins. „Der Klub steht gut da, es gibt keine Harakiri-Aktionen. Das ist ein großes Plus. Es wurde nie so investiert, dass ein Risiko entsteht. Der Verein ist Stück für Stück gewachsen. Es gab auch wenige Fehlgriffe bei den Trainern. Es wurden gute Spieler verpflichtet, die zum Verein, zu der Mannschaft passen. Es wurden jetzt nie Leute geholt, die individuell sehr stark sind, sondern die ins Gefüge passen. Unsere Stärke ist die Geschlossenheit, nicht die Individualität. Das ist die Vereinsphilosophie.“

Er selbst bezeichnet seine Transformation zum Führungsspieler als „schleichenden Prozess“: „Man bekommt durch die Jahre mehr Erfahrungen, erlebt einige Sachen, durchlebt einige Trainer und pickt sich das heraus, was einem wichtig ist. Dadurch ist man mit der Zeit gefestigter in seinem Spiel. Ich weiß, was zu tun ist und sehe viele Dinge gelassener. Du lässt dich nicht mehr auf Duelle mit Spielern oder Schiedsrichtern ein, sondern konzentrierst dich auf dein Spiel. Durch die Erfahrung, das Alter und die Routine hat man eine gewisse Verantwortung.“

Karriereende in Altach?

In Altach ist man naturgemäß sehr zufrieden mit dem Mittelfeldspieler, weswegen sein Vertrag bis Sommer 2017 verlängert wurde. Dann wäre er knapp 32 Jahre alt. Ein Karriereende in Altach liegt auf der Hand.

„Große Absichten den Verein noch zu verlassen habe ich nicht. Ich muss es nicht. Wenn sich der Verein weiterentwickelt, möchte ich ein Teil sein. Es gibt Schlechteres, als in Altach zu spielen. Wir können eine gute Rolle spielen. Ich denke, dass ich auch mit 32 Jahren für die eine oder andere gute Saison gut bin und hoffe, dass mir der Verein dann auch noch das Vertrauen schenkt. Doch soweit denke ich noch gar nicht.“

Funktion im Klub wäre interessant

Gedanken an die Zeit nach der aktiven Karriere macht sich Netzer hingegen bereits. Und der Blondschopf ist nicht abgeneigt, in einer Funktion beim Klub weiterzumachen.

„Wenn der Verein nach meiner aktiven Karriere auf mich zukommen sollte und mich in einer Funktion sieht, bin ich durchaus bereit und wäre sehr glücklich, so etwas ausüben zu dürfen. Ich habe dem Verein ja sehr viel zu verdanken unddenke, dass der Klub auch mit mir zufrieden ist. Das ist eine gute Basis. Da ich den Verein gut kenne, wäre es förderlich, ehemalige Spieler, die mit Engagement und Motivation dabei sind, an sich zu binden. In welcher Form wird man sehen. Aber ich kann es mir gut vorstellen.“

Eine Funktion hat es dem Captain auch angetan:

„Ich bekomme einiges mit, weil Sportdirektor und Geschäftsführer sehr eng mit der Mannschaft in Kontakt stehen – speziell mit den älteren, routinierteren Spielern. Ich finde die Funktion des Sportdirektors durchaus interessant, aber es gibt auch andere. Das wird spannend.“

Auf einem guten Weg

Bevor es soweit ist, sollen aber noch einige erfolgreiche Jahre als Aktiver dazukommen. Trotz des stotternden Starts in die Meisterschaft ist Netzer zuversichtlich und glaubt nicht, dass das zweite Jahr in Österreichs höchster Spielklasse schwierig werden wird.

„Letztes Jahr gab es sehr enge Spiele, die wir teilweise für uns entschieden haben. Auch heuer sind bisher einige Partien auf der Kippe gestanden – doch wir haben sie im Gegensatz zum Vorjahr aufgrund einiger individueller Fehler verloren. Wir haben etwa letzte Saison ein 0:0 bei der Austria geholt, obwohl wir wenige Spielanteile hatten. Heuer waren wir viel besser und haben verloren.  Es ist aber noch zu früh, Schlüsse zu ziehen und die beiden Jahre zu vergleichen. Wir sind auf einem guten Weg.“

 

Martin Wechtl