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Rapid und Salzburg: Zwei Teams, sieben Mythen

Rapid und Salzburg: Zwei Teams, sieben Mythen

Tabellarisch stehen sich "nur" der Dritte und der Fünfte gegenüber.

Im Duell Rapid gegen Salzburg sind dennoch immer genügend Würze und Spitzenspiel-Charakter drin.

Unabhängig davon, welchen Tabellenrang die beiden Rivalen einnehmen.

Und mit der Rückkehr von Neo-Bulle Stefan Maierhofer ins Hanappi ist für zusätzlich Zündstoff gesorgt.

LAOLA1 hat sich vor dem Schlager sieben Mythen angesehen und zeigt, dass viele Behauptungen über Rapid und Salzburg gar nicht stimmen.



*Mythos: Rapid und Salzburg haben eine Abwehrschwäche – NEIN!

Zumindest nicht, wenn es nach den Gegentreffern geht. Rapid und Salzburg stellen nämlich zusammen mit Ried die beste Abwehr, haben jeweils nur 15 kassierte Tore zu Buche stehen. Die Innenverteidigung beider Teams wird zwar oft gescholten und ist immer wieder für einen Schnitzer gut, statistisch kann man Sonnleitner, Pasanen und Co. aber kaum etwas vorwerfen. Rapid besticht vor allem durch seine Lufthoheit: Als einziges Team der Liga hat der Rekordmeister noch keinen Kopfball-Treffer kassiert. Die RBS-Abwehr überzeugt dagegen am Boden – Ibrahim Sekagya und Christian Schwegler gehören zu den Top 3 der Liga-Zweikämpfer. Im Schlager könnten sich die traditionell offensivstarken Teams mit ihren Abwehrreihen den Zahn ziehen.

*Mythos: Rapid ist nur auf Steffen Hofmann angewiesen – NEIN!

Das beweist zumindest die Statistik. Rapid konnte über die Jahre hinweg im Schnitt ohne den Regisseur mehr Punkte einfahren als mit dem Kapitän an Bord. Trainer Peter Schöttel sieht diese Entwicklung als Fortschritt. „Mir ist das positiv aufgefallen. Ohne Hofmann wurde die Verantwortung auf mehr Schultern verteilt, wir haben toll gespielt. Trotzdem hoffe ich immer, dass er dabei ist“, äußerte sich der Chefbetreuer nach dem 3:2 gegen Sturm, dem einzigen Liga-Spiel, dass Hofmann in dieser Saison bisher verpasste. Thomas Prager kann ihn ebenso entlasten wie die beiden schnellen Außenspieler, die viel nach hinten arbeiten. Somit braucht Rapid auch nicht bange zu sein, wenn sich der Mittelfeldspieler einmal nicht in Top-Form präsentiert oder sich eine Pause gönnt. Der Druck auf die Person Hofmann wuchs in den vergangenen Jahren enorm an.



*Mythos Salzburg: Alan ist ersetzbar – NEIN!

Der Schock war groß. Bei den Kollegen, bei Trainer Moniz, bei Alan sowieso. Diagnose Kreuzbandriss. Für den jungen Brasilianer brach nach dem Rapid-Spiel eine kleine Welt zusammen. Der 22-Jährige hatte mit elf Treffern aus den ersten elf Pflichtspielen endlich gezeigt, warum  Salzburg für ihn im Sommer 2010 3,5 Millionen Euro hinblätterte. Mit dem Alan-Ausfall begann auch der Abstieg der „Bullen“. Während die Moniz-Truppe mit Alan keine einzige Liga-Niederlage einstecken musste, gab es ohne ihn nur mehr zwei Siege. Der Goalgetter fehlt nicht nur aufgrund seiner Treffer, sondern auch im kompletten Offensiv-Zusammenspiel. Vor allem Landsmann Leonardo hatte lange mit diesem Schock zu kämpfen. Fakt ist, dass Salzburg ohne Alan berechenbarer ist und ihn nicht adäquat ersetzen konnte.

*Mythos: Rapids Stürmer treffen nicht – NEIN!

Rapid braucht in dieser Saison zwar viele Chancen, um anzuschreiben. Am Offensiv-Potenzial des Hauptstadt-Klubs liegt es aber nicht. Immerhin führt Rapid die Rangliste mit 224 Torschüssen klar an, trotzdem reichte es bisher nur zu 22 Treffern. Auch die Kritik an den Angreifern ist nicht ganz nachvollziehbar. Schließlich trugen sich bereits alle fünf Stürmer in die Torschützenliste ein. Nuhiu scorte am öftesten (4 Mal), dahinter folgen Salihi (3), Gartler (2), Alar und Burgstaller (je 1). Auffallend: Die offensiven Mittelfeldspieler nehmen den Spielern an vorderster Front Arbeit ab. Trimmel (4 Tore), Hofmann (3) und Drazan (2) helfen aus, wenn die Stürmer einmal nicht ins Schwarze treffen.



*Mythos Salzburg: Die „Bullen“ setzen auf die Jugend – NEIN!

„Man darf nicht nur reden, man muss auch tun“. Diese Worte von Ricardo Moniz liegen gerade einmal drei Monate zurück. Bezogen hat sie der Niederländer auf sein Lieblingsthema:  Die Jugend. Der 47-Jährige wurde und wird nicht müde zu betonen, wie wichtig ihm der Nachwuchs ist. Er wolle Salzburgs Talente fördern, an die Profis heranführen, ihnen richtige Perspektiven bieten und nicht nur leere Versprechungen machen. Die Realität sieht anders aus. Einzig Martin Hinteregger darf sich zum Stammpersonal zählen – der 19-Jährige war jedoch eine „Erfindung“ von Vorgänger Huub Stevens und vor einem Jahr schon regelmäßig in der Startelf zu finden. Ansonsten ist Georg Teigl von den Youngsters am nächsten dran. Daniel Offenbacher (19/56 Einsatzminuten) und Stefan Savic (17/46) finden sich meist nicht mal im Kader wieder. Moniz setzt also entgegen aller Ankündigungen wie seine Vorgänger auf Routiniers (Altersschnitt RBS-Kader: 25,9 Jahre) und Legionäre (19).

*Mythos: Rapid hat das Fan-Problem im Griff – NEIN!

Möglicherweise glaubten die Verantwortlichen bereits, dass sich wieder alles zum Alten wenden würde. Doch bis dahin fehlt noch einiges. Nachdem die Proteste nach dem Platzsturm im Wiener Derby langsam abnahmen, rechnete ein Teil der grün-weißen Anhängerschaft mit der Vereinsführung ab. Fehlende Visionen, keine Akademie, kein neues Stadion – nur einige Punkte, die kritisiert wurden. Im Hanappi-Stadion bleibt es weiterhin ungewohnt ruhig, auch wenn das Stadion gegen Sturm ausverkauft war und auch gegen Salzburg aus allen Nähten platzen wird. Klubservice-Leiter Andy Marek sprach nach der Fan-Offensive in Form von Transparenten von „Unzufriedenheit über die Gesamtsituation“. Das Problem weitet sich aus und ist alles andere als leicht in den Griff zu bekommen.



*Mythos Salzburg: Zu Hause eine Macht, auswärts schwach – NEIN!

Die Zeiten, in denen Salzburg den Grundstein für den Meistertitel zu Hause legte, sind vorbei. Mit dem Ende des Kunstrasens im Sommer 2010 war es auch mit der Heim-Dominanz vorbei. Schon vergangene Saison kassierten die „Bullen“ drei Heimniederlagen – das gab es nur im ersten Jahr der Ära Red Bull. Aktuell liegt die Moniz-Truppe in der Heim-Tabelle nur auf Rang sieben. Zwar setzte es in sieben Spielen noch keine Niederlage, allerdings gewannen Schiemer und Co. auch erst zwei Mal. Dafür wurde die traditionelle Auswärtsschwäche zum Teil abgelegt. In der Fremde gelangen immerhin drei Siege, was fast die Hälfte der Gesamtpunkte ausmacht. Allerdings hagelte es zuletzt vier Auswärtspleiten in Serie – nicht unbedingt das beste Omen vor dem Schlager bei Rapid.


Alexander Karper/Kurt Vierthaler