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Thomas Murg: Deswegen ging ich zur SV Ried

Thomas Murg: Deswegen ging ich zur SV Ried

Der Wechsel von Thomas Murg zur SV Ried war durchaus eine Überraschung.

Schließlich war der 19-Jährige zuletzt für die Wiener Austria tätig und hatte dort auch noch einen gültigen Vertrag bis 2015.

Doch die Veilchen ließen das Talent ziehen. Das, was viele violette Anhänger nicht nachvollziehen konnten, geschah offenkundig im gegenseitigen Einvernehmen, wie der Steirer bei LAOLA1 schildert.

"Ich habe mich mit den Verantwortlichen der Austria zusammengesetzt und dabei ist mir gesagt worden, dass ich es auch kommende Saison schwer haben würde zu spielen", erzählt Murg beim Interview-Termin im alten Rieder Stadion.

Ein Wechsel, den beide wollten

"Beide Seiten waren mit meiner Situation unzufrieden. Mir wurde ein Wechsel mehr oder minder vorgeschlagen und mein Berater hat mir indes vom Interesse seitens der SV Ried erzählt. Sie haben sich sehr um mich bemüht, ich war froh, dass es schnell über die Bühne ging."

Nach zwei Jahren endete damit eine vielversprechende Zusammenarbeit abrupt.

Noch im Herbst hatte der Offensivspieler, der 2012 vom GAK in die Haupstadt wechselte, für die Austria in der Bundesliga und in der Champions League gespielt. Doch im Frühjahr fand sich Murg bei den Amateuren wieder - und auch dort teilweise nicht auf dem Spielfeld.

Murg kommt in diesem Kontext auch von sich aus auf den Vorfall im März rund um das U21-Team zu sprechen.

Die "saudumme" U21-Aktion

Damals hatten er und fünf Kumpanen vor dem 1:3 im Quali-Match gegen Albanien das Teamquartier unerlaubt verlassen, so die offizielle Version für eine Spielvorbereitung der indiskutablen Art.

"Das war eine saudumme Aktion, aber es war auch schnell erledigt, ich glaube nicht, dass das dann in weiterer Folge noch ein Problem war."

Richtig erklären kann sich Murg die Tatsache, dass er danach kein einziges Mal mehr für die Profis spielte, nicht.

Möglich, dass die Undiszipliniertheit, die ihm eine violette Abmahnung einbrachte, doch noch mitspielte. Mit Herbert Gager war jener Coach bei den Profis am Werk war, der ihn vor Murgs Aufstieg zum Champions-League-Starter bei den Amateuren trainierte. Der Kredit schien verpufft.

"Ich habe im Training immer Gas gegeben, die Leistungen bei den Amateuren waren auch okay. Wenn ich mit Spielern gesprochen habe, bekam ich auch positives Feedback. Es hat aus irgendeinem Grund nicht gereicht, ich habe aber auch nicht nachgefragt, ich habe es akzeptiert, weiter gearbeitet und habe auf meine Chance gehofft."

Murg merkt man die Vorfreude auf die neue Saison nicht nur am Trainingsplatz in der Rieder Kaserne an.

"Ich bin erst zwei Wochen da, aber es fühlt sich an, als wäre ich schon ein halbes Jahr hier. Das hat man nicht überall. Wir haben viel Spaß hier, sind eine junge Truppe und ziehen alle in dieselbe Richtung."

Murg wird in der von Glasner neu eingeführten Spielphilosophie mit hoher Intensität hinsichtlich Gegenpressings sehr gefragt sein.

"Mich haben Trainer und Manager von der Linie, die Ried gehen will, überzeugt. Wir haben eine gute Mannschaft und die Spielphilosophie ist richtig gut. Ried ist für mich ein Top-5-Klub, der professionell geführt wird und Ziele wie den Europacup hat. Das ist aber hier kein Muss wie bei der Austria."

"Ich wollte einfach hierherkommen"

Es hat ein neues Kapitel begonnen und Murg ist mit der Vergangenheit im Reinen. Hinsichtlich der Austria zeigt sich der Youngster ganz und gar nicht enttäuscht.

"Es ist für mich wichtig, dass ich zum Spielen komme. Ich war glücklich über das Interesse von Ried und das war keine Ausweichstation, sondern das wollte ich machen. Das habe ich auch der Austria gesagt und ich bin froh, dass sich die Vereine auch so einigen konnten und ich nun hier bin. Ich habe mich für Ried und nicht gegen die Austria entschieden."

Und seine ersten Bundesliga- sowie Champions-League-Einsätze wird Murg den Veilchen ohnehin nie vergessen.

 

Bernhard Kastler

Die ergab sich nun in Ried.

Im Innviertel war der Offensiv-Allrounder nicht erst seit kurzem ein Wunschkandidat. Fast hätte es schon zuvor mit einem Wechsel nach Oberösterreich geklappt.

Manager Stefan Reiter: "Es hat schon länger ein Interesse von uns gegeben. Vor seinem Wechsel zur Austria gab es ein loses Gespräch. Da war er mir aber noch ein wenig zu jung. Er wollte höher spielen, aber ich habe ihn noch eher in der Akademie oder bei den Amateuren gesehen. Es blieb beim losen Kontakt, nun ist es uns gelungen."

Eine Frage der Berufsauffassung

Der 53-Jährige, der sich damit einen weiteren Transfer-Coup (Vertrag bis 2018!) auf seine Fahnen heften kann, ist sich sicher, dass sich Murg im beschaulichen Ried entsprechend weiterentwickeln wird.

"Es hat schon viele Vorteile, hier zu spielen, aber es kommt auch immer darauf an, wie man seinen Beruf auffasst", stellt Reiter klar.

Neo-Cheftrainer Glasner schlägt in eine ähnliche Kerbe: "Ried ist für ihn prädestiniert. Spielpraxis ist wichtig und die wird er hier bekommen, was natürlich keinen Freibrief bedeutet. Ried ist aber insofern anders, als dass die Austria höhere Ziele hat und einen dementsprechenden Kader. Hier kann er Fuß fassen, sich entwickeln und bei seinem Potenzial in zwei, drei Jahren den nächsten Schritt machen."

Murg hat dazugelernt

Und hinsichtlich der U21-Geschichte machen sich die Oberösterreicher indes auch keine Sorgen. Reiter überzeugt: "Ich traue mir zu sagen, dass bei uns solche Dinge im Trainingslager nicht vorkommen."

Murg ist erpicht, solche Dinge auch nicht mehr vorkommen zu lassen. Generell hat der Nachwuchs-Internationale bei der Austria dazugelernt.

"Ich habe mich auch menschlich weiterentwickelt. Ich habe mit Druck umzugehen gelernt und das Wichtigste, ich habe gesehen, dass es sehr schnell gehen kann: Erst wird man als Youngster hochgelobt, dann geht es schnell in die andere Richtung. Ich habe auch meinen Körper noch besser kennengelernt und schätze mehr denn je, was ich für einen Beruf habe und darüber bin ich sehr glücklich."