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„Gab schon vor mir Talente, die gescheitert sind“

„Gab schon vor mir Talente, die gescheitert sind“

Jung, zielstrebig und mit dem Blick fürs Wesentliche.

Thomas Murg steht mit beiden Beinen voll im Leben - nicht nur am, sondern auch abseits des Rasens.

Und das im zarten Alter von 17 Jahren.

Mit dem Wechsel zur Wiener Austria hat der Steirer sein erstes großes Karriereziel erreicht. „Es war immer mein Traum, bei einem österreichischen Topklub Profi zu werden. Als das Angebot der Austria gekommen ist, musste ich nicht lange überlegen“, strahlt der offensive Mittelfeldspieler im Gespräch mit LAOLA1.

Dabei wäre schon viel früher der  Sprung zu einem Bundesliga-Verein möglich gewesen. „Ich hätte zum Beispiel mit 15 nach Salzburg wechseln können. Auch andere Bundesligisten zeigten Interesse. Mir war aber klar, dass ich dort mit 15 kein Leiberl sehe. Deswegen habe ich mich damals für den GAK entschieden.“

„Ich hatte viele Angebote“

Bei den Grazern reifte der 1,73m große Fußballer schnell zum Stammspieler. Auch dank seiner elf Tore in der abgelaufenen Saison standen die „Rotjacken“ in der Relegation für die Erste Liga. Nach dem Aus gegen Hartberg war es an der Zeit für höhere Aufgaben.

Bei der Vereinssuche zeigte der U19-Teamspieler, warum er für sein Alter schon ungemein reif handelt.

„Ich hatte viele Angebote, wollte aber unbedingt zu einem Verein wechseln, bei dem ich auch realistische Chancen auf Einsatzzeit habe.“

An diesem Punkt kam FAK-Chefcoach Peter Stöger ins Spiel. Der Wiener war Murgs erster Trainer beim GAK. Seine Philosophie was schlussendlich ein Mitgrund für den Wechsel nach Wien-Favoriten.

„Ich habe gewusst, dass der Trainer jungen Spielern vertraut. Das hat er bereits in Graz gemacht“, so der gebürtige Voitsberger.

Absagen an Stuttgart und Twente

Somit machten die Violetten das Rennen und statteten den Youngster mit einem Dreijahres-Vertrag bis 2015 aus.

„Es gab auch die Möglichkeit, zu Stuttgart oder Twente zu gehen. Dort verdienst du mehr Geld, kommst aber nur in der B-Mannschaft zum Zug - wenn überhaupt. Und dann hat man es dort schwer, denn es fehlen einem die Bezugspersonen. Bei der Austria ist das nicht der Fall. Hier kann ich jederzeit mit jedem reden beziehungsweise kann auch nach Hause in die Steiermark fahren. Und das Wichtigste: In Wien stehen meine Chancen gut, zu spielen. Ich habe den Schritt bisher noch keine Sekunde bereut.“

Und gespielt hat Murg bereits dreimal. 29 Minuten gegen Sturm, sechs Minuten gegen Rapid und 13 Minuten zuletzt gegen Ried. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass alles so schnell geht“, gesteht der U19-Teamspieler.

„Kein Typ, der abhebt“

Doch Stöger schätzt vor allem seine Schnelligkeit und gute Technik. Der 46-Jährige hat  keine Bedenken, seinen Rohdiamanten trotz der kurzen Eingewöhnungsphase zu bringen  - allerdings step by step.

„Ich kenne seine Qualitäten. Thomas ist für sein Alter sehr weit. Ich weiß aber auch, dass wir ihn langsam heranführen müssen – nicht, weil er ein Typ ist, der abhebt, sondern weil die Austria eine große Umstellung für ihn ist.“

Neben dem höheren Tempo und dem gestiegenen Niveau, das die Bundesliga mit sich bringt,  meint der violette Feldherr auch die persönliche Veränderung.

Persönliche Umstellung

Mit 17 Jahren aus seinem gewohnten Umfeld gerissen zu werden und alleine in einer Großstadt zu wohnen, ist ein gewaltiger Wandel, wie auch Murg bestätigt:

„Es ist einfach etwas total anderes. Früher bin ich nach dem Training nach Hause gefahren. Jetzt bin ich alleine in Wien. Daran muss man sich gewöhnen. Meine Teamkollegen haben mir dabei sehr geholfen. Wir unternehmen viel in der Freizeit. Wenn du die richtigen Leute um dich hast, geht es zügig und du gewöhnst dich schnell ein.“

Gewöhnt hat sich der Linksfuß auch an die Tatsache, als eines der größten Talente Österreichs zu gelten. Die Lobeshymnen der Experten betrachtet er nüchtern.

„Gab schon vor mir Talente, die gescheitert sind“

„Es freut mich, wenn die Leute so über mich denken. Druck mache ich mir aber keinen. Ich kenne meine Stärken, aber auch meine Schwächen. Daran arbeite ich im Training. Es gab schon vor mir viele Talente, die gescheitert sind. Es spielt sich viel im Kopf ab. Ich denke aber nicht groß nach, sondern versuche mein Bestes am Platz zu geben.“

Erneut Worte, die sehr erwachsen klingen. Stöger hat eine Ahnung, warum Austrias Nummer 18 derart lebenserfahren wirkt.

„Thomas hat sehr früh in einer ersten Mannschaft gespielt. Das prägt jemanden. Es macht einen einfach reifer, wenn man mit Erwachsen zu tun hat – egal ob in der Kabine oder am Platz. So etwas ist wichtig für die Entwicklung eines Spielers. Das hat ihm gut getan. Er ist jemand, der zuhört und versucht, die Sachen umzusetzen. Er lässt sich führen.“

Vorbild Mario Götze

Dabei nimmt sich Murg vor allem die Karriere von Mario Götze als Vorbild. „Er ist einen super Weg gegangen, hat sich über die Amateure in Dortmunds Kampfmannschaft gekämpft. Er hat die Verletzung von Kagawa damals perfekt ausgenützt und wurde Stammspieler. Jetzt ist er 40 Millionen Euro wert. Er hat bewiesen, dass man, wenn man das Zeug dazu hat und im Kopf stark ist, viel erreichen kann.“

 „Das Alter spielt keine Rolle. Früher war es vielleicht schwieriger. Heutzutage ist man mit 17, 18 Jahren in einer Profimannschaft und wird gleichbehandelt wie ein 35-Jähriger. Das ist super. Ich will bei der Austria auch Stammspieler, vielleicht sogar Leistungsträger werden und dann den Sprung ins Ausland schaffen.“

Jung, zielstrebig und mit dem Blick fürs Wesentliche eben…

Martin Wechtl