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Kuhn: "Rapid betreibt keine Loch-auf-Loch-zu-Politik!"

Kuhn:

Quo vadis, SK Rapid?

Der Traditionsverein aus Hütteldorf durchlebt harte Zeiten. Sportlich lief es im Frühjahr nicht rund, die Fans sind unzufrieden. Präsident Rudolf Edlinger und General-Manager Werner Kuhn sind die Sündenböcke.

Was erwartet die Verantwortlichen vor der neuen Saison? Die Fangruppen vom Block West und Ost haben dazu aufgerufen, den Stimmungsboykott zu beenden und die Mannschaft lautstark zu unterstützen.

Stichtag 23. September

Edlinger wird seinen Präsidenten-Sessel wie 2010 angekündigt bei der Hauptversammlung im Herbst nach zwölf Jahren räumen. Kuhn, der seit 19 Jahren für den Verein tätig ist, bereitet gerade eine außerordentliche Hauptversammlung für 23. September vor und muss wohl weiter damit rechnen, angefeindet zu werden und in der Kritik zu stehen.

Zu Recht, oder kommt der 59-jährige Familienvater nur durch das Unwissen vieler Kritiker zum Handkuss? Bei LAOLA1 nimmt Werner Kuhn zu Strukturreform, Budget und Bilanzen Stellung.

"Wir haben uns bisher immer an die Statuten gehalten und alle drei Jahre im Rahmen der Hauptversammlung den Finanzbericht präsentiert. Der Bedarf – allgemein, nicht nur im Fußball – ist, wo ein derart großes öffentliches Interesse an einem Unternehmen besteht, den Jahresabschluss offen zu legen. Rapid ist ein Leitbetrieb im heimischen Fußball, da ist es nur zeitgemäß, dass wir künftig jährlich unsere Geschäftsberichte offen legen. Das ist bisher nicht passiert. Nicht weil es etwas zu verstecken gibt, sondern weil wir das statutengemäß immer nur alle drei Jahre getan haben", erklärt Kuhn.

Zwischen 20 und 35 Mio. Euro Budget

Rapids Umsatzgröße von 19,5 Mio. Euro im nationalen Budget und bis zu über 30 Millionen in Jahren mit der Europa-League-Gruppenphase entspricht nicht nur mehr einem Leitbetrieb im heimischen Fußball, sondern einem ordentlichen Unternehmen.

Kuhn gibt weiter zu bedenken: "Noch dazu, wo wir drei Bilanzen haben. Eine Bilanz des SK Rapid, eine Bilanz der SK Rapid Wirtschaftsbetriebe GmbH und eine Bilanz des neuen und jüngsten Tochterunternehmens – seit wir das Stadion in Pacht genommen haben – die Sportstättenbetriebs GmbH.“ Das heißt: „Der SK Rapid ist so zu sagen die Mutter mit den Markenrechten und dem gesamten Spielbetrieb und kostet 19,5 Mio. Euro."

"Die Betriebe erwirtschaften zugunsten des SK Rapid im Jahr 19,5 Millionen. Ohne dass wir einen Eigentümer haben. Wir haben über 19 Jahre, die ich jetzt beim SK Rapid tätig bin, ohne einen Eigentümer immer ordentlich gewirtschaftet. Wie wir seit einiger Zeit nachgewiesen wissen, war das Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre bei der damals schärfsten Konkurrenz in Graz und Tirol nicht so!"

Strategie hinter der Budgetpolitik

Rapids Manager kann sich dabei einen Seitenhieb auf die Konkurrenz nicht verkneifen: „Wenn einer Meister geworden ist, dann gab es ihn nachher nicht mehr. Sturm musste einen Konkursantrag stellen, der GAK ist tot, der FC Tirol musste die Segel streichen und Salzburg hat an Didi Mateschitz abgegeben. Jeder hat mitbekommen, was mit einigen unserer Mitbewerbern passiert ist. Wir haben nie eine Loch-auf-Loch-zu-Politik betrieben."

Das Auf und Ab beschreibt Kuhn wie folgt: "Wir haben immer wieder die Investitionen, die wir durch einen Erfolg zurückbekommen haben sorgfältig verwaltet. Wir mussten finanziell stets Luft holen und wieder aufbauen. In so einer Phase sind wir jetzt. Wir haben – blickt man auf die letzten fünf Jahre zurück – nur in der Saison 2011/12 ein Minus gehabt, aber die vier Jahre davor – konsolidiert – jeweils ein Plus geschrieben. Es ist nicht Loch auf, Loch zu. Hinter dieser Budgetpolitik steht eine Strategie."

Kennen die Kritiker Rapids Strukturen?

Was ihn besonders stört: "Wir erkennen oft, wenn die Kritik auf uns einprasselt und wir dann nachfragen, ob die Kritiker wissen, wie Rapid strukturiert ist, dass sie davon kaum Ahnung haben." Wo liegt das Missverständnis? „Nach außen ist bekannt, dass es eine Hauptversammlung, ein Kuratorium und einen Vorstand gibt. Diese Gremien sind aber alle nur beratend. Exekutiv ist einzig das Präsidium. Ich möchte mich nicht verstecken, aber alle Entscheidungen erfolgen kollektiv durch das Präsidium. Ob Profibetrieb, Nachwuchs oder Wirtschaftsbetrieb – das wird alles im Präsidium entschieden."

Kuhn stellt klar: "Ich bin nur ein Angestellter. Durch die Entscheidungen des Präsidiums gibt es eine Philosophie und eine Strategie. Wir Angestellten setzen das um, und ich glaube, dass wir diese Vorgaben über viele Jahre gut umgesetzt haben. Man vergisst sehr schnell, welche Highlights da in den letzten zehn Jahren gesetzt werden konnten."

"Wir haben Dellen und Narben abbekommen!"

Rapids General-Manager kann einen gewissen Unmut der Fans verstehen und sagt: "Wir haben durch die letzten eineinhalb Jahre sicher einen Imageschaden erhalten. Wir haben einige Dellen und Narben abbekommen. Diese müssen wir sehr schnell mit der Strukturveränderung ausbessern. Es wird derzeit geprüft, wie wir den Profibetrieb in eine Kapitalgesellschaft auslagern wollen und können. Daran arbeitet derzeit die Reformkommission, in der auch einige Vertreter von Mitglieder-Initiativen unter dem Vorsitz von Ex-Orange-Chef Michael Krammer vertreten sind."

Für 23. September ist bei Rapid eine außerordentliche Hauptversammlung geplant. Mit dem Ziel, alle Überlegungen, die bei den diversen Gruppierungen angestellt werden, so zusammenzufassen, dass es zur ordentlichen Hauptversammlung im Spätherbst dann eine einheitliche Tagesordnung gibt.

"Rapid hat nichts zu verstecken!"

Für Kuhn ist jedenfalls klar: "Das aktuelle Präsidium hat bereits angekündigt, dass zukünftig jährlich die Geschäftsberichte veröffentlicht werden und all jene Zahlen, die nicht dem Datenschutz oder vertraglichen Verschwiegenheitsklauseln unterliegen, auch offen gelegt werden. Dieser Bedarf war noch nie so groß wie in diesen Wochen und Monaten. Wir haben diesbezüglich nichts zu verstecken und werden das weitgehend auch bereits vor der außerordentlichen Hauptversammlung erledigen."

Das Gespräch führte Peter Rietzler

Erfolg kostet Geld

19 Jahre Rapid haben den ehemaligen Banker geprägt. Nicht nur seine Erfahrung sagt ihm: "Der Erfolg kostet Geld und eine Mannschaft wieder aufzubauen kostet ebenfalls Geld. Wir waren zwei Mal in der Gruppenphase der Champions League und haben uns dreimal in den letzten vier Jahren in die Gruppenphase der Europa League gespielt. Das alles richtig darzustellen, wird in den nächsten drei Monaten bis zur Hauptversammlung eine unserer großen Herausforderungen sein."

Für Kuhn sind diese Erfolge keine Selbstverständlichkeit: "Wirtschaftlich sind die Rahmenbedingungen schwieriger geworden. Wir haben neben unserem Hauptsponsor Wien Energie nach wie vor auch die OMV mit an Bord und wir versuchen durch viele kleine Geldgeber die Lücken zu schließen, aber es wird immer schwieriger Große in diesem Markt zu finden."

Österreich ist ein sehr kleiner Markt

Warum das so ist, erklärt der Manager folgendermaßen: "Die Schwierigkeit liegt darin, dass Österreich ein sehr kleiner Markt ist, wir sind deutschsprachig und die großen Firmen, die in den deutschsprachigen Kommunikationsmarkt investieren, überlegen sich genau, wo sie die meiste Reichweite erzielen und da passiert es eben, dass sie ihre Werbeschaltungen auf RTL, ARD oder in einem anderen deutschen Medium, und nicht unbedingt im ORF tätigen."

Kuhn nennt weitere Beispiele: "Nehmen wir eine Getränkemarke, die sich in Europa etablieren will. Die geht in einen europäischen Bewerb - die Europa League oder die Champions League. Nehmen wir die Bank „UniCredit“ als Beispiel, die haben uns mitgeteilt, dass sie nur noch international ihre Sponsorengelder einsetzen".

"Haben gut Geld am Markt abgeholt!"

Kuhn erwartet von den Kritikern mehr Verständnis für die besonderen Gegebenheiten auf dem Markt und meint: "Wir liefern sportlich über eine lange Zeit bereits eine sehr gute Performance ab und haben immer auf Kontinuität gesetzt. Wir waren regelmäßig international vertreten und haben auch gut Geld am Markt abgeholt. Auch wenn das durch die Rahmenbedingungen schwieriger geworden ist. Bei uns gibt es keine Loch-auf-Loch-zu-Politik!"