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Königshofer vor Derby-Debüt die Ruhe selbst

Königshofer vor Derby-Debüt die Ruhe selbst

Das Derby spaltet Wien immer wieder aufs Neue in zwei Lager – diesmal bereits zum 300. Mal.

Wer noch nicht in den Geschmack gekommen ist, kann nicht mitreden. Andere wiederum könnten Bücher über ihre Erfahrungen im Stadtduell schreiben.

Im Vorfeld des Derby-Clashs im Ernst-Happel-Stadion (Samstag, 18:30 Uhr im LIVE-Ticker) nehmen zwei Rapidler das „Spiel der Spiele“ aus verschiedenen Blickwinkeln in Angriff.

Auf der einen Seite steht Torhüter Lukas Königshofer vor seinem Debüt im Duell der Erzrivalen. Auf der anderen Trainer Peter Schöttel, der sowohl als Spieler als auch als Coach schon einige Erfahrungen mitbringt.

Anspannung hält sich noch in Grenzen

„Das Derby war schon seit meiner Kindheit, als Zuschauer und Fan, etwas ganz Besonderes. Es war immer schon sehr hitzig und es gab immer Bombenstimmung“, kramt Königshofer im Gespräch mit LAOLA1 in den Erinnerungen.

Nach fünf Spielen als Nummer eins im Rapid-Tor wird ihm am Wochenende erstmals die Ehre zuteil, selbst seinen Beitrag für die Derby-Historie zu leisten. Zwei Tage davor verlängerte er seinen Vertrag bis Sommer 2014.

Obwohl der 22-Jährige von Geburt an bekennender Rapid-Fan ist, geht er mit dem Druck vor dem Aufeinandertreffer mit der Austria nach außen hin tadellos um.

„Die Anspannung hält sich noch in Grenzen. Natürlich ist das Wiener Derby für mich als Grün-Weißer das Spiel des Jahres. Es überwiegt die Freude.“

Königshofer lässt Druck abprallen

Bei der Frage nach einer Derby-Szene, die dem Jung-Torhüter besonders im Gedächtnis geblieben ist, braucht er nicht lange zu überlegen.

„Das Foul von Didulica an Lawaree fällt mir am schnellsten ein, weil es eine große und langwierige Geschichte war“, blickt der Keeper auf die Szenen vom 26. Mai 2005 zurück. Jenem Tag, an dem Rapid im Prater auch den Meisterteller überreicht bekam.

Erstmals vor erwarteten 30.000 Zuschauern das Tor der Grün-Weißen zu hüten, bereitet Königshofer keine Sorgen, auch wenn das Derby immer „speziell“ sei.

„Es ist sicher einmal eine super Erfahrung, aber im Grunde genommen, ist es nichts anderes, als im Hanappi vor 17.500 Zuschauern. Für mich macht das keinen großen Unterschied.“

Zwei Derby-Tore und ein verlorenes Cup-Finale

Ähnlich abgebrüht wie der Debütant ist auch Schöttel. Mit 48 Derby-Einsätzen zwischen 1986 und 2001 ist der 44-jährige Wiener der Rekordhalter in Diensten der Hütteldorfer.

 „Positiv in Erinnerung geblieben, sind mir die zwei Derbys, wo ich jeweils ein Tor erzielt habe. Das ist ja nicht so oft vorgekommen“, gibt der ehemalige Abwehrchef und Kapitän gegenüber LAOLA1 mit einem Schmunzeln zu.

„Das negativste Derby-Erlebnis war wohl das verlorene Cup-Finale in der Ära Krankl, wo wir schon ziemlich sicher waren, dass wir Cup-Sieger sind und dann hat uns die Austria den Titel noch weggenommen“, nimmt Schöttel auf die 4:6-Niederlage nach Verlängerung in der Saison 1985/86 Bezug.

Dass es sich diesmal um die 300. Auflage dieses Klassikers handelt, ist für ihn nicht mehr als eine Statistik, die für das Spiel keine weitere Bedeutung hat. Der Fokus liegt auf dem Hier und Jetzt.

Schöttel erwartet sich „andere“ Austria

„Das Derby ist in unserer Stadt immer das wichtigste Spiel, deshalb werden wir uns wie immer intensiv vorbereiten. Es wäre natürlich schön, wenn wir den Vorsprung auf die Austria ausbauen könnten“. Derzeit beträgt der Abstand zwei Punkte.

Die zuletzt kränkelnden oder angeschlagenen Prager, Trimmel, Gartler und Drazan sind wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen und ermöglichen es dem Trainer, aus dem Vollen zu schöpfen.

Obwohl die Violetten im Winter mit Zlatko Junuzovic und Nacer Barazite zwei Leistungsträger abgaben, verweist Schöttel noch immer auf das vorhandene Potenzial des Gegners.

„Ich erwarte mir die Austria auf jeden Fall anders, das hat man schon in der ersten Partie gesehen. Sie hat zwei wichtige Spieler verloren, aber mit Holland, Kienast und Simkovic drei Gute nachgeholt.“

„Das ist ein Tag, auf den kommt es an“

Der Rapid-Coach, der in seinem dritten Derby auf der Trainerbank noch auf den ersten Sieg wartet, geht von einem offenen Schlagabtausch aus. Dieser wird allerdings ohne die lautstarke Unterstützung des harten Kerns der grün-weißen Fans über die Bühne gehen.

„Die Fan-Thematik beschäftigt uns natürlich schon das ganze Jahr. Ich habe im Herbst gelernt, dass ich die Dinge so nehme, wie sie sind. Ich finde es schade, wenn die Mannschaft nicht die Unterstützung erhält, die sie in den letzten Jahren gewohnt war. Aber wir haben auch im Herbst damit ganz gut leben gelernt.“

Trotz des unzufriedenstellenden Auftakts gegen Wiener Neustadt ist Kapitän Steffen Hofmann, seines Zeichens mit acht Derby-Toren erfolgreichster Schütze im aktuellen Kader, guter Dinge.

„Am Wochenende ist das Derby. Da ist es egal, wie die Wochen zuvor waren. Das ist ein Tag, auf den kommt es an.“


Alexander Karper