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"Es war schlimm für mich"

„Hangover“. Das ist der Lieblingsfilm von Marco Knaller.

In dieser Komödie erleben vier Freunde in Las Vegas einen Junggesellen-Abschied, wie man ihn eigentlich nicht vergessen könnte.

Nach einer Zechtour haben sie allerdings jegliche Erinnerung verloren – und noch dazu den Bräutigam. Die Reise ist zu einem tragikomischen Albtraum mutiert.

„Es ist einfach ein superlustiger Film, den ich mir gerne anschaue“, kommentiert Knaller den Streifen.

Wenn der Torwart an Kaiserslautern denkt, hat der 25-Jährige ähnlich wie die Charaktere auf der Leinwand ambivalente Erinnerungen.

„Das Ende war natürlich eine Katastrophe, aber ich habe in den drei Jahren viel lernen können“, schildert der Sohn des vierfachen Teamgoalies und Vienna-Tormann-Trainer Wolfgang im Gespräch mit LAOLA1.

Eine schwere Ellbogen-Verletzung

Der Katastrophe ging eine schwere Verletzung voraus. Im Februar dieses Jahres verletzte sich Marco, der im September 2009 nach Deutschland wechselte, in der Regionalliga schwer am Ellbogen.

„Am Anfang wusste man nicht, ob es überhaupt wieder wird. Da muss man natürlich erst einmal schlucken“, erinnert sich der ÖFB-Kicker mit Schaudern an die Tage der Ungewissheit zurück.

Letztlich hatte der sechsfache ÖFB-Nachwuchs-Nationalspieler Glück im Unglück, die Heilung verlief mehr als zufriedenstellend und Knaller stand vier Monate danach – es wurden bis zu neun prognostiziert – bereits wieder im Training. Noch nicht voll fit, aber immerhin.

Nichtsdestoweniger nimmt der Goalie den Pfälzern den Umgang mit ihm vor seinem Abschied übel.

„Ich bin keiner, der nachtritt, aber wie es in Kaiserslautern abgelaufen ist, das war wirklich schlimm für mich – einen verletzten Spieler so abzuschieben“, schüttelt Knaller über das knallharte Business den Kopf.

Dieses musste der Goalie bereits 2007 kennenlernen, als ihn der damalige ÖFB-U20-Teamchef Paul Gludovatz nicht nach Kanada zur – aus heimischer Sicht historischen – WM mitnahm.

Nun gab es offensichtlich leere Versprechungen seitens der Deutschen.

Manager hörte es läuten

„Vorher meinten sie noch, sie wollen meinen Vertrag verlängern, ich solle mir keine Sorgen machen – Trainer, Manager, alle sind zu mir gekommen. Es ist aber nie etwas passiert und wenn man gefragt hat, wurde mir gesagt, dass das schon noch kommen würde und aktuell anderes wichtiger sei.“

Doch es passierte nichts. Knallers Manager hörte es aus anderen Ecken läuten, dass die „Roten Teufel“ nicht mehr mit dem Torwart, der nie in der deutschen Bundesliga spielte, planen würden.

65 Spiele absolvierte der gebürtige Villacher für die Amateure des Kult-Klubs vom Betzenberg, nun ist Knaller zurück. Wolfsberg hat sich seine Dienste für die nächsten beiden Jahre gesichert.

„Wir haben per Mail von seinem Berater erfahren, dass Marco im Juni zu haben wäre. Wir haben dann noch bis zum Aufstieg gewartet und ihn dann geholt“, erklärt Trainer Nenad Bjelica.

Der WAC-Meistercoach kennt Knaller. Beide spielten zeitgleich bei der Admira, der aufstrebende Goalie damals bei den Amateuren, der Routinier bei den Profis im Oberhaus bis zum Abstieg 2006.

Wie ein Opa gefühlt

„Es hat sich alles ganz gut angehört, deswegen habe ich auch hier unterschrieben“, beschreibt Knaller das erfolgreiche Werben um seine Dienste, an dem sich auch Bjelica beteiligte.

Für Knaller, dessen Vorbild Gianluigi Buffon ist, liegt es auf der Hand: Mit 25 Jahren will der Torwart nach seiner schweren Verletzung seine zweite Chance nützen. „Ich will wieder Fuß fassen. Hier habe ich die Möglichkeit, Bundesliga und mich ins Rampenlicht zu spielen.“

Also das, was ihm in Kaiserslautern verwehrt blieb.

Dort schaffte es Knaller in der vergangenen Saison einmal auf die Bank der Ersten. Kevin Trapp (21) war unter Trainer Marco Kurz gesetzt, nach dem Trainerwechsel zu Krassimir Balakov Tobias Sippel (24). Jungspund Marius Müller (18) durfte sogar öfters als der Österreicher Reservist sein.

„Beim ganzen Jugendwahn, der auch in ganz Deutschland herrscht, da bin ich mir mit 25 schon vorgekommen wie ein Opa – und teilweise auch so behandelt worden“, erzählt Knaller tragikomisch.

Nicht gekommen, um zu sitzen

Knaller und Opa? Das kommt einem wie ein Deja-vu vor, schließlich spielte sein Vater noch bis 45 Jahre Profi-Fußball. Und nach seiner Zeit beim LASK noch zwei Jahre in der Regionalliga.

„Dann habe ich ja auch noch ein paar Jahre“, lacht der Sohnemann, der in Deutschland aus der zweiten, dritten Liga unkonkrete Angebote hatte.

Nun heißt sein neuer Konkurrent um den Platz in der Startelf Christian Dobnik, der die Kärntner mit in die Bundesliga beförderte.

„Er hat sicher einen Bonus, das war mir klar. Aber es wird immer nach Leistung aufgestellt“, ist sich Knaller, der sich ob seiner schulischen Spanisch-Kenntnisse mit den mittlerweile fünf Iberern im Team unterhalten kann, bewusst.

Und klar ist sowieso: „Ich bin nicht hergekommen, um auf der Bank Platz zu nehmen, dann wäre ich auch ein schlechter Profi.“

Neuer Verein, neues Glück heißt also das Motto des Neo-Wolfs, obwohl sein ganz persönliches lautet: „Wer aufhört, besser zu werden, hört auf, gut zu sein.“

 

Claus Schlamadinger / Bernhard Kastler