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Kartnig-Prozess geht in die finale Phase

Kartnig-Prozess geht in die finale Phase

"Hannes Kartnig hat den Club ruiniert, er hat die Geleise gelegt, auf dem der Verein in den Abgrund gefahren ist."

Diese harten Worte für den angeklagten Ex-Präsidenten von Sturm Graz fand der Staatsanwalt.

Am Donnerstagmittag waren endlich die Verlesungen im Prozess um Kartnig und sieben Mitangeklagte aus dem Umfeld des Bundesligisten und die Plädoyers konnten beginnen. 

Der Ankläger forderte neben einer Geld- auch eine "hohe Freiheitsstrafe" für den 60-Jährigen.

"Vereinsführung wie Roulette"

Verlesungen und letzte Anträge hatten viel Zeit in Anspruch genommen, doch gegen 12.15 Uhr konnte Staatsanwalt Johannes Winklhofer mit seinem mehr als einstündigen Schlussplädoyer beginnen.

Er hatte Kartnig schweren Betrug, betrügerische Krida, grob fahrlässige Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen sowie Steuerhinterziehung vorgeworfen.

Die Hauptschuld sah der Staatsanwalt anklagegemäß bei Kartnig. "Er hat den Verein geführt wie er Roulette gespielt hat, wo man am Spieltisch das Geld verschnalzt", so der Ankläger in aller Deutlichkeit.

Man habe "viel zu teure Spieler mit zu hohen Gehältern gekauft", prangerte der Ankläger an.

Auch Stronach involviert

Die Steuerhinterziehungen in der Höhe von insgesamt rund zehn Millionen Euro - und zwar bei Sturm und bei Kartnigs Firma - seien "kein Kavaliersdelikt".

Dazu kommt noch der Betrugsschaden durch nicht bezahlte Lieferanten, den Versuch, beim Land Steiermark Geld zu bekommen und vor allem der Vertrag mit Frank Stronach, den der Staatsanwalt ebenfalls dazu rechnete, obwohl sich Stronach nach eigenen Angaben nicht geschädigt fühlt.

Krimineller Vorstand

Winklhofer listete nochmals penibel alle Punkte auf, die zum Konkurs und letztlich zur Anklage geführt hatten, wobei er auch ausdrücklich auf die Mitschuld der angeklagten ehemaligen Vorstandsmitglieder hinwies.

"Die sind ja alle nicht blind und taub in den Vorstandssitzungen gesessen", meinte er. Es sei allerdings Kartnigs Schuld, dass Leute wie die Vorstandsmitglieder ins Kriminelle abgedriftet seien.

"Das traut man denen nicht zu, aber wenn es um eine Lederkugel mit Luft drin geht, riskieren sie ihre Existenz", formulierte es der Ankläger.

Schilcher "einziger Fußballexperte"

Etwas milder beurteilte er lediglich den ehemaligen Sportdirektor Heinz Schilcher, der seiner Meinung nach der "einzige Fußballexperte" gewesen sei und nur die Schwarzzahlungen an die Spieler mitzuverantworten habe.

Beim angeklagten Ex-Club-Sekretär gab Winklhofer zu bedenken, dass dessen umfassendes Geständnis mildernd zu werten sei.

Für Kartnig forderte er allerdings eine hohe Freiheitsstrafe, denn "sonst verliert alles seine Verhältnismäßigkeit".

Kartnigs Verteidiger Richard Soyer (l.) und Michael Pacher

Geflügelte Worte des Verteidigers

"Vor Gericht und auf hoher See sind wir in Gottes Hand", zitierte Hannes Kartnigs Verteidiger Richard Soyer am Donnerstag in seinem Schlussplädoyer eine römische Juristenweisheit.

Eine Volksweisheit der Gegenwart besage weiters "Life is not fair", aber es gebe "Justice" - und eben jene Gerechtigkeit forderte der Anwalt bei der Urteilsfindung der Schöffenrichter ein.

Freisprüche gefordert

"Es gibt Spieler, die gehen heute mit Millionen spazieren und hier sitzen Ehrenamtliche und sollen die Zeche bezahlen, die völlig über das Ziel hinausschießt", so Soyer.

Die Abgabenhinterziehung, die Kartnig gestanden hatte, sei zwar kein Kavaliersdelikt, aber man möge "die Kirche im Dorf und Gerechtigkeit walten lassen".

Der Verteidiger beantragte für seinen Mandanten einen Freispruch im Falle des vorgeworfenen schweren Betrugs, der betrügerischen Krida und der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen. Nur für die Abgabenhinterziehung sei ein Schuldspruch zu sprechen.

Kartnig kein Elsner oder Grasser

Soyer meinte zur Person Kartnig, dass er gewiss ein eitler Mensch sei, aber er habe Sturm auch zum Meister gemacht und zwar mit "extremen Einsatz und Biss":

"Es gibt die Fußballleidenschaft, die blind macht, aber die gehört nicht vor das Strafgericht." Fehler könnten passieren, aber die seien nicht betrügerisch gewesen, so der Anwalt.

"Hier sitzen keine Elsners oder Grassers, weil die Angeklagten hier wirtschafteten nicht in die eigene Tasche. Nicht das Motiv der Bereicherung hat sie getrieben."

Fahrlässige Fehler

Zum Vorwurf, dass Sturm unter Kartnigs Präsidentschaft die Bundesliga und den Steirischen Fußballverband um Kartenerlöse betrogen haben soll, führte Soyer zusammenfassend aus, dass es keine rechtliche Grundlage dafür gegeben hätte.

Es sei zwar ein Fehler gewesen, nicht genügend Geld abzuliefern, dieser sei aber fahrlässig und nicht vorsätzlich entstanden.

Bezüglich einer Ausfallhaftung in der Höhe von 1,2 Mio. Euro vom Land Steiermark merkte der Verteidiger an, dass Kartnig letztlich das Geld nicht genommen habe, weil andere Voraussetzungen dafür nicht gepasst hätten.

Das sei ein Rücktritt vom Betrugsversuch, damit kein beendeter Versuch und somit auch nicht strafbar.

Bombe zum Schluss gezündet

Anwalt Michael Pacher hatte mit seinem Plädoyer eine verbale Bombe gezündet, indem er anmerkte, dass weder Finanz noch sonst jemand je überprüft habe, ob die Spieler tatsächlich Schwarzgeld in Form von Wohnungs- und Autozuschüssen bekommen haben.

Diese Beträge - auch wenn sie in Verträgen aufscheinen - können daher weder für das Finanzstrafverfahren noch für das Betrugsfaktum gewertet werden, meinte der Verteidiger.

Daraufhin unterbrach Richter Karl Buchgraber für eine Stunde die Verhandlung, doch der Sachverhalt ließ sich auf die Schnelle nicht aufklären.

Urteil nächste Woche

Daher verfügte der Richter, dass bis auf das letzte alle Plädoyers gehalten werden.

Dann soll es nächste Woche noch einen Verhandlungstermin geben, wo der strittige Punkt geklärt werden soll.

Dann wird das letzte Plädoyer gehalten werden und dann sollte einem Urteil endgültig nichts mehr im Weg stehen.