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"Darauf ist der Verein aufgebaut"

Und halbjährlich grüßt das Murmeltier.

Kaum steht die Transferzeit vor der Tür, droht dem SV Grödig ein Aderlass.

Bereits vor einem Jahr verließen den damaligen Aufsteiger in der Winterpause mit Philipp Zulechner (SC Freiburg) und Thomas Salamon (Austria) zwei Stammkräfte.

Im Sommer gesellten sich Stützen wie Dieter Elsneg (Ried), Mario Leitgeb (Austria), Peter Tschernegg sowie Tadej Trdina (beide WAC) auf die Abgangsliste.

Und jetzt?

Auch heuer scheint im Winter der Verlust von Leistungsträgern vorprogrammiert.

Einerseits, weil der Verkauf von Spielern für die Salzburger unumgänglich ist, um finanziell über die Runden zu kommen. Anderseits, weil sich immer wieder Akteure mit guten Leistungen in die Auslage spielen.

Nutz und Huspek am Absprung

Aktuell gelten Philipp Huspek, aber vor allem Stefan Nutz als die heißesten Transferaktien. „Für Nutz gibt es Anfragen. Er ist bei vielen Vereinen in aller Munde“, erklärt Christian Haas im Gespräch mit LAOLA1.

Der 22-Jährige hat sich mit konstant starken Auftritten, drei Toren und vier Vorlagen in diverse Notizbücher gekickt.

Unter den Interessenten soll unter anderem der deutsche Zweitligist 1. FC Kaiserlautern stehen. Im Fall der Fälle würde Haas seinem Schützling wohl keine Steine in den Weg legen.

„Stefan ist noch nicht zu mir gekommen und hat um eine Freigabe gebeten. Wenn er wechseln will und es ist ein Top-Angebot da, wird man sich zusammensetzen und eine Lösung finden. Ich bin  jedenfalls mit seinem Berater im ständigen Kontakt. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass vor Jänner etwas passiert.“

„Konkretes liegt nicht vor“

Bei Huspek (4 Tore/3 Assists) sieht es ähnlich aus. Auch der 23-Jährige könnte in Deutschlands zweithöchster Spielklasse landen. Eine mögliche Destination ist Ingolstadt. Der Herbstmeister rund um Erfolgscoach Ralph Hasenhüttl hat bereits die Fühler nach dem Flügelflitzer ausgetreckt.

„Dieses Gerücht habe ich gelesen. Konkretes liegt aber nicht vor. Grundsätzlich muss es bei einem Transfer für drei Parteien passen: Für den Spieler, den SV Grödig und den neuen Verein. Soweit sind wir aber noch nicht. Aber es ist klar, dass es schwierig ist, Spieler zu halten, wenn ein guter Klub mit einem guten Angebot kommt“, gesteht der 37-Jährige, mit dem Wissen, dass die Verträge der beiden Mittelfeldspieler im Sommer auslaufen und man jetzt noch Geld verdienen könnte.

Verkauf von Spielern notwendig

Geld, das bitter notwendig ist. Denn das miserable Zuschauer-Interesse reißt ein gewaltiges Loch ins Budget.

„Da schaut es nicht gut aus. Das muss man ganz klar sagen. Uns ist es gelungen, Cican Stankovic an Red Bull Salzburg zu verkaufen. Das war wichtig für das Budget.“

Ohne Transfereinnahmen würde es düster aussehen, wenngleich Haas es nicht so drastisch formuliert:

 „Wir müssen niemanden verkaufen, um zu überleben. Ich würde statt müssen eher sollen sagen“, verweist der Salzburger auf die Klub-Philosophie: „Wir wollen junge, hungrige Spieler zu uns holen und sie dann verkaufen. Darauf ist der Verein aufgebaut.“

Resignation bei Thema Zuschauern

Denn der Klubmanager rechnet auch in Zukunft nicht mit einem plötzlichen Massen-Ansturm der Fans, der die Kassen klingeln lassen würde.

Grödigs Mastermind hat in dieser Hinsicht resigniert. „Ich mache mir über das Ausbleiben der Zuschauer keine Gedanken mehr. Warum auch? Was sollen wir denn noch machen? Wir haben alles probiert. Ich kann mich nicht immer mit den Zuschauern befassen. Wir haben ein Stadion für fast 4500 Leute hingestellt, die Parkplätze sowie die Zufahrt wurden asphaltiert. Wir machen Aktionen bei den Heimspielen. Die Leute kommen eben nicht. Ich ärgere mich darüber gar nicht mehr. Es ist so und das muss man zur Kenntnis nehmen.“

Die Enttäuschung darüber ist dem erfolgreichen Unternehmer dennoch anzumerken, denn die Mannschaft hätte sich viel mehr Unterstützung verdient. „Ich denke, dass wir auch im zweiten Jahr in der Bundesliga, das immer als das schwierigste bezeichnet wird, wieder einen guten Fußball spielen. Wir waren nie in akuter Abstiegsgefahr. Vom Sportlichen bin ich sehr zufrieden.“

Sportlich zufrieden

Seine Bilanz nach 18 Runden fällt daher positiv aus: „Wir haben 24 Punkte. Mit dieser Anzahl kann man aus Grödiger Sicht leben. Wir hätten sogar mehr Punkte holen können, sogar müssen. Ich denke da an das Altach-Spiel, wo wir 3:0 geführt haben, oder an die Ried-Partie, in der wir 2:0 geführt haben. Dazu der Ausgleich der Austria in der 93. Minute. Also drei, vier Punkte hätten wir mehr haben müssen.“

Haas rechnet jedenfalls fest mit einem Liga-Verbleib, liebäugelt sogar ein wenig mit einem erneuten internationalen Startplatz.

Aus diesem Grund beginnen im Winter die Gespräche mit den Spielern, schließlich laufen nicht nur bei Nutz und Huspek die Verträge aus, sondern bei 13 (!) weiteren auch.

„Ich habe mir gemeinsam mit dem Trainer Gedanken über den Kader gemacht. Dann wird man schauen, wen man halten kann, wen nicht“, so Haas abschließend.

 

Martin Wechtl